Tourenbericht : Überraschungs-Vogelkiek
über die Tour vom 19.10.2018



Beobachtungshütte am Hüttensee - Foto: Florian Scheiba
Bereits am frühen Morgen dieses Tages stieg in mir die Neugierde. Wie würde wohl die Überraschung aussehen? Ich wusste es wirklich nicht, obwohl meine Frau durch einen NABU-Anruf informiert worden war. Sie blieb aber schweigsam.
Nur ein kleiner Kreis bestehend aus vier NABU-Damen sowie dem Fahrer und meiner Wenigkeit fuhren mit unserem Kleinbus zum Gut Sunder, das grob gesagt zwischen Winsen und Bergen liegt. Von der Ausfahre Westenholz (südlich Autobahndreieck Walsrode) erreichten wir nahe dem Ort Meißendorf das Gut Sunder. Dieser Gebäudekomplex ist von purer Natur, von Teichen und Seen umgeben.
Gegen 11:30 Uhr, nach ca. eineinhalbstündiger Fahrt, konnten wir diese wunderbare Naturwelt wahrnehmen –und das bei schönstem, beinahe windstillem Herbstwetter. Die äußeren Rahmenbedingungen konnten für Naturfreunde/innen kaum besser sein. Ein schmaler Grasrundweg sollte uns um die Gewässer führen. Übrigens wurden im vorigen Jahrhundert die meisten Teiche zur Fischzucht genutzt und waren die größten ihrer Art.

Graugänse im Wasser gespiegelt - Foto: Florian Scheiba
Erster Stopp!
Eine Info-Tafel lud zum Verweilen ein: Freizeitnutzung im Einklang mit der Natur. Am sogenannten Hüttensee begann unsere Exkursion. Diesem See gegenüber liegen die Meißendorfer Teiche. Unser Fahrer und Naturführer Florian holte sein Spektiv heraus, das er auf ein Stativ stellte. Jeder durfte nun einen genauen Blick auf die Wasserwelt, die kleinen Inseln, auf die Wasservögel schlechthin werfen. Grüner Bewuchs, blaue Gewässer, blauer Himmel und farbenreiche Tierwelt bei herbstlicher Farbenpracht ließen eine gute Stimmung aufkommen. Was für ein Tag!
Als erstes Betrachtungsobjekt bot sich die Kolbenente an. Das Männchen besitzt einen auffälligen roten Schnabel. Auf dem ca. 45 ha großen See können Tafelenten und auch Schnatterenten beobachtet werden. Die Hockerschwäne zogen elegant übers Wasser, wenn sie nicht mal in gewohnter Manier ihren Hals ins nasse Element steckten. Graugänse tauchten neben Haubentauchern und Blässhühnern auf. Hier konnte es nie langweilig werden. Der erwähnte See dient heute der naturbezogenen Erholung. Im Naturschutzgebiet sollen die Tiere ungestört bleiben, weshalb ein Zutritt verboten ist. Es wurde ein Weg gefunden, die Interessen der Erholungssuchenden sowie des Naturschutzes nebeneinander zu vereinen.
Bei einer Wanderung um den besagten See ist die besondere Strömung des Teichgebiets am besten erlebbar. Unbedingt empfehlenswert ist ein Besuch, eine Besteigung des Aussichtsturms am Südufer des Rundwanderweges. Dort bieten sich weitere Einblicke in das Naturschutzgebiet.
Der erwähnte grüne Rundwanderweg ist umgeben von Röhricht. Ein Schilfgürtel bildet die Berührung zwischen Wasser und Land.

Abgetaucht - Foto: Florian Scheiba
Zweiter Stopp:
(Info-Tafeln)
Lebendige Vielfalt
Unterschiedliche Biotope
Teiche, Röhricht, Verlandungsbereiche, Moore, Bruchwälder und Grünland.
130 Brutvogelarten, z. B. Rohrdommel, Wachtelkönig, Seeadler.
Stockenten (häufigste Entenart), Blässhuhn, Graugans, Reiher und Kormoran, Graureiher, Wasserfrosch, Ringelnatter.
Fische: Hecht, Rotfeder, Brasse.
Die aufgestellten bzw. angebrachten Info-Tafeln vermitteln jedem „Turmbesteiger“ einen umfassenden Einblick eben auf die Vielfalt. Meine Aufzählungen konnten natürlich nicht vollständig sein – es fehlte einfach die Zeit. Von den Tafeln, von den Betrachtungen konnten gleich lebendige Beobachtungen erfolgen. Der flache Aussichtsturm wurde klugerweise zwischen zwei Seen platziert. Auffallend sind die total eingegrünten Inseln. Hier herrscht absolute Dominanz der Tier- und Pflanzwelt. Großartig!
Überall Hockerschwäne und unterschiedliche Entenarten. Ein Haubentaucher, wohl ein Weibchen, trug das Jungtier – auf dem Rücken der Mutter sitzend – stolz umher. Florian hatte für uns sein Spektiv auf dem Turm aufgestellt. Alles war in Bewegung, ich erwähne es absichtlich nochmals.
Am unteren Teil des Turmes war ein Schild angebracht „Vorsicht! Hornissennest!“
Hier noch mal eine Kurzübersicht:
Pflanzen im Teichgebiet: Brutvögel: Gastvögel:
Beispiele:
Seerose, Teichrose,
Schilf, Segge, Weidericharten,
Simsen,
Wasserschierling,
Moorbirke Eisvogel,
Wasserralle,
Knakente,
Rohrdommel,
Kolkrabe,
Rohrweihe,
Kiebitz Schwarzstorch,
Kampfläufer,
Kranich,
Kornweihe,
Fischadler,
Sturmmöwe,
Kormoran
Schweren Herzens mussten wir diesen Turm der Überraschungen verlassen. Die Zeit drängte leider.
Aber … ich muss noch etwas Erwähnenswertes nachtragen. Wie konnte ich das nur vergessen? Ein „unheimlicher“ Anblick er dunklen Kormorane muss festgehalten werden. Sie saßen auf toten Bäumen, auf Weißbirken, die wohl im Laufe der Jahre durch den Kot der Vögel abgestorben waren.
Schwanberührung:
Unsere Mitfahrerin Sabine war auf dem Rundwanderweg vorausgegangen, kehrte aber alsbald zurück. Ein Schwan hatte ihren Weg gekreuzt und seine Flügel ausgebreitet. Klugerweise zog sich unsere Mitreisende zurück. Als wir die entsprechende Stelle dann passierten, war der stolze Wasservogel bereits weitergezogen. Wollte er irgendein Zeichen setzen? Wir wissen es nicht.
Vögel des Glücks:
Das Ende des Rundwanderweges nahte. Wie bestellt gab es aber noch eine Überraschung aus der Luft. Zuerst vernahmen wir die bekannten Trompetentöne, blickten zum Himmel und erkannten hoch oben die Graukraniche. Sie formierten sich zum „V“ und zogen über die Teiche und Seen hinweg. Wollten Sie noch einmal gesehen werden

libelle Foto: Florian Scheiba
Dritter Stopp!
Das lukullische Herrenhaus:
Ja, zum Schluss kehrten wir in der Restauration des Herrenhauses vom Gut Sunder ein. Von Behinderten wurden wir bestens bedient und bewirtet. So sollte Integration im positiven Sinne sein.
In einem NABU-Shop waren zahlreiche Naturutensilien zu erwerben.
Das NABU-Gut Sunder mit den zahlreichen Gewässern sollte man als Naturfreund/in unbedingt besucht haben.
Gegen 16:00 Uhr fuhr uns Florian Scheiba gewissenhaft in die Hansestadt zurück. Wir bedankten uns bei ihm für die Planung und Fahrt mit einem herzhaften Applaus. Dieses beschriebene Naturschutzgebiet mit seiner Renaturierung ist kaum in Worte und Berichte zu fassen. Einfach sehenswert! Eine Erlebniswelt für sich!
Günter Hoffmeister
(NABU-Mitglied)