Buntes Treiben auf dem Vogelfelsen - Foto: Florian Scheiba
Bericht zur Tour Vögel auf Helgoland
Vielfahrer Günter Hoffmeister berichtet von Helgoland



Blick auf die Lange Anna - Foto: Sönke Hofmann
Vögel auf Helgoland
- Von Cuxhaven bis Helgoland –
Am Morgen dieses 1. Juni 2019 stand die elfköpfige NABU-Gruppe Bremen an Bord der „Helgoland“. Dieses moderne Ausflugsschiff mit drei Decks sollte uns auf die Felseninsel bringen.
Unser Reiseführer Florian entdeckte sogleich mit seinem Fernglas eine Flussseeschwalbe, die fortwährend im Sturzflug Nahrung suchte.
Die zweite Auffälligkeit konnten wir – an der Reling stehend – kaum übersehen. Ein Rettungskreuzer der DGzRS ließ sein Tochterboot zu Wasser. Der Kreuzer trug in Großbuchstaben den Namen „NIS RANDERS“, was in mir doch rückblickend positive Erinnerungen erweckte. Dieser Gedichtsklassiker, die Ballade von Otto Ernst, beinhaltet die dramatische Rettung eines Schiffbrüchigen.
Die Verse konnte ich noch auswendig und zitierte diese Dichtkunst für meine NABU-Begleitung Uta. Was mag sie wohl gedacht haben? Also werte Leser/innen, die Einleitung beginnt mit einer klaren Angabe. Wir legten ab! Der Blick auf das Wahrzeichen, die Kugelbake, darf nicht vergessen werden. Nach zweieinhalbstündiger Fahrt erreichten wir bei schönstem Wetter den Hafen der Felseninsel; es gab also keine Ausbootung.
Auf der Insel:
Die Führung übernahm der Verein Jordsand mit dem Ornithologen Elmar Ballstaedt, der sich uns vorstellte und den geplanten Verlauf beschrieb. Der erwähnte Verein besteht zum Schutz der Seevögel seit 1907 und soll natürlich schlechthin das Naturbewusstsein vermitteln.
Über den Invasorenpfad gelangten wir zum sogenannten Mittelland, das im Zweiten Weltkrieg sozusagen freigebombt wurde und heute einem begrünten Tal gleicht.
Unser Ornithologe erwähnte am Anfang der Führung die günstige Lage der bekannten Insel. Singvögel sind am häufigsten zu sehen. Sie machen Rast und ziehen um diese Zeit nach Skandinavien weiter. Die Boten des Sommers flogen über uns hinweg, gemeint sind die Rauchschwalben. Die Mehlschwalben gibt es ebenfalls auf der Felseninsel.
In der Ornithologie werden Kurz- und Langstreckenzieher unterschieden. Die Dorngrasmücke fällt durch einen rauen Gesang auf. Diese Vogelart benötigt bzw. bevorzugt offene Felder mit Büschen. Der Zilpzalp gehört als Laubsänger zu den Kurzstreckenziehern. Der sogenannte Bluthänfling liebt offenes Land und Wärme. Für Helgoland stehen unter anderem seltene Vogelarten. Meine Aufzählungen mögen etwas „ungeordnet“ erscheinen, aber Elmar entdeckte spontan Vögel, die er gleich bestimmte. Wir konnten von seinem Fachwissen profitieren.
Die Sonne, das magnetische Umfeld dienen den Vogelzügen als Orientierung. Die Klappergrasmücke aus Ostafrika sucht unter anderem Helgoland auf. Rotkehlchen, Amsel, Kohl- und Blaumeise fliegen das Buntsandsteingebilde an. Das Wintergoldhähnchen ist der kleinste Vogel Mitteleuropas.
Auf geht’s:
Es ging steilauf. Vom Mittel- zum Oberland. Unser Führer Elmar ließ bei dieser Exkursion das Botanische keineswegs zu kurz kommen. Ich notierte mir den sogenannten Gelben Klippenkohl, Strandrosen, Weißdorn, Huflattich, Asiatischer Knöterich, Gemeine Pfeilkresse.
Was wäre Helgoland ohne den angelegten Klippenrandweg? Kleine, mit Info-Tafeln versehene Pyramiden sorgen für Weiterbildungen per pedes. Ob nun Historisches, Botanisches, Fauna, die Pyramiden begleiten beim Rundgang mit Meeresblick. Langeweile kommt nicht auf!
Bewohnte Felsen:
Sie bildeten den eigentlichen Schwerpunkt unserer circa anderthalbstündigen Vogelbeobachtungen. Der „Lummenfelsen“ gehört zu Helgoland wie die „Lange Anna“. Sie sind wohl die Pfeiler des insularischen Bekanntheitsgrades und ein absoluter Blickfang. Der Felsen wird auch Brutlandschaft genannt. Trottellummen, Tordalk, Basstölpel, Dreizehnmöwe mit ihren schwarzen Füßen sowie der Eissturmvogel sind Helgolands „Big 5“ unter den Hochseevögeln.
Die jungen Trottellummen stürzen sich circa 40 Meter oder mehr als Flugunerfahrene ins Meer, ohne dabei Schaden zu nehmen. Die weitere Versorgung übernehmen die Eltern, da die Jungtiere keine angeborenen Flieger sind. Die erwähnten Felsenvögel haben – jeder für sich – eine sogenannte ökologische Nische. Der engste Raum bietet eine Nistgelegenheit. Die Tiere nehmen untereinander Rücksicht. Was für eine erneute Naturbewunderung! Mein Herz schlug höher!
Über 400 nachgewiesene Vogelarten besuchen den historischen Buntsandsteinfelsen. Wir konnten sogar – nur durch ein Geländer getrennt – die Basstölpel ganz genau beobachten. Eigentlich eine Sensation!
Unser Ornithologe wies auf den sogenannten Steinschmätzer hin. Er ist besonders klein und war wohl auf dem Durchmarsch. Die günstig gelegene Insel bietet ihm erst mal das wichtige „Anfuttern“.
Das Ei der Trottellumme weist eine besondere, sich nach oben verjüngende Form auf. Dadurch wird im Nest mehr Stabilität erzeugt. Wieder eine bemerkenswerte Entwicklung der Evolution.
Die Umweltverschmutzungen machen auch vor den Felsen nicht halt. Netzteile hingen aus den Nischen. Unglaublich, aber wahr! Unser dynamischer Ornithologe will die Beobachtungen der Kleinteile wissenschaftlich untersuchen. Es geht um die Vögel und letzten Endes – um uns!
Von oben nach unten:
Damit ist der Rückweg vom Ober- zum Unterland gemeint. Vorbei an kleinen, fantasievollen Gärten mit individuellen Namensgebungen, ein kurzer Besuch der Nicolai-Kirche, Treppenabstieg zum Unterland. Hier fand das Kaffeetrinken statt.
Gegen 17:30 Uhr legte die „Helgoland“ im Hafen ab. Der Abschied schmerzte!
Die Insel wurde kleiner, Containerschiffe, Segelboote in „Weiß“, Gastanker unter anderem belebten neben den Wasservögeln die schimmernde Nordsee. Einige Schiffe hatten Anker gesetzt und warteten in der Deutschen Bucht auf ihre Hafengenehmigung. Das Wattenmeer, Blicke auf Neuwerk, die Kugelbake, Hotels, Strandkörbe und … alsbald Cuxhaven. NIS RANDERS verharrte noch in Wartestellung. Eine schöne Tagestour mit Sonnenschein, mit vielen Anregungen lag hinter uns.
Danke:
Florian Scheiba vom NABU sei gedankt. Die Ausführungen des Ornithologen Elmar beeindruckten durch großes Fachwissen. Das wage ich zu behaupten! Ein Dank gebührt unserem zweiten Fahrer Torsten.
Helgoland, der NABU sieht dich wieder!
Günter Hoffmeister
NABU-Mitglied
Ergänzungen:
Im Gebäude vom Verein Jordsand ließ ich mich vor einer nachgebauten Felswand fotografieren.
Allein die Idee dieser rot-weißen Nischenwand von Seiten der Naturschützer ist bewundernswert. Die präparierten „Big 5“ hätte ich streicheln können.
Auf Helgoland wird viel gebaut, sofern möglich. Die Neubauten bleiben im Besitz der Gemeinde. Das Gespenst der Spekulation soll vertrieben werden.
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