Die Nutria
Nutrias leben immer in Wassernähe, zumeist in selbstgegrabenen Höhlen in Uferböschungen. In NRW sind Nutrias praktisch flächendeckend verbreitet. Mehr →
(Bremen, den 17.06.19) Waidgerechtigkeit und Tierschutz fordert der NABU im Umgang mit den Nutrias in Bremen. Bei allem Verständnis für den Deichschutz müsse der Mutterschutz gewahrt werden, fordern die Naturschützer. Den Jägern wirft der NABU Meinungsmache und Verstöße gegen das Jagdrecht vor laufenden Kameras vor.
„Wenn der Vizepräsident der Landesjägerschaft ohne Hund aber mit Fernsehteam auf die Wasserjagd geht, ist das kein Kavaliersdelikt sondern der Verstoß gegen geltendes Jagdrecht von einem Funktionär und Vorbild“, ärgert sich NABU-Geschäftsführer Sönke Hofmann „für uns haben sich die Jäger damit in Sachen Artenschutz dauerhaft disqualifiziert.“ Die Stimmungsmache gegen Nutrias habe einen traurigen Höhepunkt erreicht. Mit Halbwahrheiten stilisierten sich die Jäger zum Retter des Deichlandes hoch.
„Als ich meinen Jagdschein gemacht habe, galt als oberster Grundsatz, Tieren Leid wo immer möglich zu ersparen“, erinnert sich der gelernte Förster, „wer ein Tier am oder auf dem Wasser schießt, muss damit rechnen es nur zu verletzen. Dann kommt der Jagdhund zum Einsatz und ohne Hund keine Wasserjagd.“ Alles andere widerspreche der „Waidgerechtigkeit“, auf die die Jäger immer so stolz sind.
Für den NABU sind die ursprünglich aus Südamerika stammenden Nutrias keinesfalls tabu. Werden Fleisch und Fell der hauptsächlich vegetarisch lebenden Nager genutzt, sei die Jagd unter Beachtung von Setzzeiten akzeptabel. „Aber schon das biologisch falsche Wort ‘Biberratte‘ ist übles Framing“, findet Sönke Hofmann. Auch wisse man aus der Wildbiologie, dass starker Jagddruck zu erhöhter Vermehrung führe. Nicht umsonst fordert die EU-Verordnung zu den invasiven Arten daher einen Managementplan zur Populationskontrolle.
„Wenn behauptet wird, die Schäden am Wümmedeich gefährden ganz Bremen, dann ist das irreführend. Wozu gibt es denn das Lesumsperrwerk?“, fragt der NABU. Vermehrte Starkregen, Klimawandel und die intensive Nutzung der Gewässerränder führen ohnehin zu einem erhöhten Sanierungs- und Reparaturbedarf von Deich- und Uferbereichen. „Dies den Nutrias anzulasten ist unfair. Aus Naturschutzsicht ist es eher zu begrüßen, wenn die Ufer wieder strukturreicher werden. Und an großen Flüssen wie der Weser finden die Nutrias kaum geeigneten Lebensraum.“
Die Diskussion über Nutrias, Waschbären und Co zeige ein antiquiertes Nützlings-/Schädlingsdenken in der Jägerschaft. „Die Selbstüberschätzung der Menschen, sich als großer Regulator der Natur aufzuspielen, hat in den vergangenen Jahren parallel zur Naturentfremdung zugenommen“, beklagt der Naturschützer Hofmann. Für Bremen wünscht der NABU sich ein modernes Jagdrecht nach neuesten wildbiologischen Kenntnissen. Das derzeit gültige Jagdgesetz stamme im Wesentlichen aus der Zeit des Reichsjägermeisters Hermann Göring von 1934. Viele Regeln gelten seitdem kaum verändert fort.
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