Corona-Langeweile rechtfertigt nicht alles!
Anschaffungen auf Klima und Umwelt checken



Erdbeeren und Kultur-Heidelbeeren - Foto: Helge May
(Bremen, den 03.04.20) - Der NABU ruft dazu auf, bei den Aktionen gegen die große Corona-Langeweile Umwelt, Tierschutz und Klima nicht aus den Augen zu verlieren. Derzeit würden im Internet auch Aktionen propagiert, die vollkommen aus der Saison fallen. Die Zutaten müssten dann über weite Strecken klimaschädlich transportiert werden. Auch sollte jede Bestellung von Bastelmaterial, Sportutensilien oder Zubehör zu neuen Hobbys auf echtes Interesse und Notwendigkeit überdacht werden.
„Wenn ich lese, dass jemand derzeit begeistert Himbeeren, Erdbeeren und Blaubeeren einkocht und fleißig Marmeladenrezepte getauscht werden, fasse ich mir an den Kopf“, ärgert sich NABU-Geschäftsführer Sönke Hofmann. Da die Saison für alle Früchte aus der Region noch in weiter Ferne liegt, muss die schnell verderbliche Ware in den Supermarkt eingeflogen werden, auf Kosten des Klimas.
„Aus Südafrika eingeflogene Erdbeeren hauen mit über 11,5 Kilogramm Kohlendioxid pro Kilogramm Früchte rein“, erklärt Hofmann, „selbst Bio-Früchte aus Spanien bringen es dank 2000 Kilometern Lkw-Transport noch auf fast 800 Gramm Klimagas.“ Deutsche oder holländische Frischeprodukte deutlich vor der Saison zu kaufen, sei genauso schädlich, so der NABU: „Diese Woche hat es noch gefroren, da müssen die Bauern die Gewächshäuser kräftig heizen.“
Die aus Langeweile betriebenen Einkoch-Aktionen zur Unzeit persiflieren den Grundgedanken des Einkochens. „Einwecken und Marmelade kochen waren über Jahrzehnte eine der wenigen Möglichkeiten, den süßen Überfluss im Sommer für den Winter haltbar zu machen“, klärt Hofmann auf, „einmal Energie investiert und die Sachen sind auch ohne Kühlung haltbar.“ Mit dem klimaschädigenden Flugobst stecke mehr Energie im Transport als durch das museale Haltbarmachen gespart werden könne.
Der NABU-Saisonkalender für Gemüse, Obst und Klima!
Nicht unüberlegt bestellen
Der Naturschützer sieht auch einen unschönen Trend zu neuen Sportarten und Basteleien für die nun „hemmungslos“ Zubehör bestellt werde. „Nicht jede Marotte hat es verdient, dass man mal eben umfangreiches Material ordert - nur um dann festzustellen, dass es doch nichts für einen ist“, mahnt Sönke Hofmann. Zwar berge die verordnete Ruhe auch die Chance, sich neue Hobbies zu suchen und lang gehegte Wünsche mit der neu gewonnenen Zeit zu füllen. Doch stecke in jeder Sendung der Transport und die oft äußerst energieintensive und umweltschädigende Produktion der Dinge.
Hühner als neuer aber schwieriger Trend
Ein neuer Trend aus der „irrationalen Hamsterfraktion“ deute sich bei der Hühnerhaltung an. „Wir haben auf der Dreptefarm vermehrte Anfragen nach Legehühnern“, berichtet Hofmann. Auch im Netz werde das Für und Wider der Eierleger im Garten diskutiert. Doch sei die Anschaffung und Haltung fühlender Wesen keine Sache eines schnellen Entschlusses aus einer Laune und Langeweile heraus.
„Ich hab selbst Hühner und erlebe sie als witzige Bereicherung, doch ich wohne auch privilegiert auf dem Land mit sehr großem Garten“, betont Sönke Hofmann. Die Anforderungen an eine artgerechte Haltung seien in Stadtgärten oft schwer zu verwirklichen und nicht jeder Nachbar ist begeistert über krähende Hähne oder auch nur ausgebüxte Hennen, die das Gemüsebeet zerscharren. „Jedes Tier ist ein Leben lang Verantwortung und Verpflichtung, sei es ein Fisch, ein Hund oder eben Hühner. Das sollte man bei der Anschaffung immer bedenken.“
Der NABU empfiehlt, die stille Zeit der Pandemie zu nutzen, um die Natur und sein Selbst zu erkunden. Dabei sollten – wenn überhaupt nötig - vorhandene Dinge genutzt werden. Jede Neuanschaffung gehöre auf den Prüfstand ob nötig und umweltfreundlich.
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