Mit der Ackerfräse übern Golfplatz...
NABU legt Bienenäcker auf Rennbahn an



Saattag auf der alten Galopprennbahn - Bild: NABU Bremen
(Bremen, den 29.04.21) Derzeit wird über die künftige Nutzung der ehemaligen Galopprennbahn in Sebaldsbrück heiß diskutiert, da schafft der NABU schonmal Fakten und pflügt den einst sorgsam gehegten Golfrasen. Eine bunte Mischung an Bodenverbessererern und vor allem Blühpflanzen bringt NABU-Geschäftsführer Sönke Hofmann aus und legt dazu auch noch ein Haferfeld als „Opferkultur“ für die Vögel auf dem Gelände an.
„Ich gebe ehrlich zu, es bereitet schon ein gewisses Vergnügen, wenn ich den artenarmen Kurzrasen durchfräse und bunte Blühmischungen draufstreue“, lacht der Naturschützer. Golfrasen sei schließlich nicht für seinen ökologischen Wert bekannt. Neben Buchweizen und Esparsette hat Hofmann noch Ringelblume, Borretsch, Dill und Phazelie unter den aufmerksamen Blicken dutzender Krähen gesät. Fast 500 Euro hat sich der NABU die Bio-Saat für rund 1.500 Quadratmeter kosten lassen.
„Da es nur eine abgestimmte Zwischennutzung ist, haben wir keine mehrjährigen Mischungen genommen. Die verwendeten Pflanzen blühen hübsch und mit reichlich Nektar“, erklärt Hofmann. Solch ein „Bienenacker“ erfreue zwar alle Nektarsucher, doch für die Wirtspflanzen der Schmetterlingsraupen müssten andere Kräuter her. „Wenn wir einen endgültigen Standort bekommen haben, werden wir diese speziellen und sehr teuren Saaten einbringen.“
Artenreiche Kulturbiotope
Nach den Bienenäckern fehlte dem NABU noch ein besonderes Angebot für die Vogelwelt: „Mit einigen Eimern Hafer plus den ebenso hübschen wie typischen Kornblumen, Mohn und Kamille tuen wir nicht nur Spatz und Co was Gutes.“ Auch einige verbreitete Insekten und natürlich Mäuse lieben die Halme und später die Körner. „Und damit bieten wir dann den Bussarden, Eulen und Käuzen rund um die Rennbahn ein Auskommen.“
Die Äcker seien aber auch ein Angebot an die Besucher des großen Ovals. „Bislang ist die Rennbahn einfach nur ein großer Rasen mit kaum Bäumen und wenigen Gewässern. Wir wollen Farbtupfer setzen, in denen man gerne die Seele baumeln lässt“, betont Sönke Hofmann, „für die Zukunft stellen wir uns lebende Weidenbauwerke und viele Naturflächen vor, die Mensch und Tier gleichermaßen erfreuen.“ Eine gestaltete Natur aus zweiter Hand könne beides in vertretbaren Zeiträumen leisten.
„Wir fangen ja bei Null an und das hat auch seinen Reiz. Guckt man nach England oder Holland gibt es dort viele wunderschöne aber künstlich gestaltete und gepflegte Naturoasen“, berichtet der NABU-Mann, „in Deutschland haftet solchen Ansätzen gerne der Geruch der Unwissenschaftlichkeit an.“ Dabei sei die einstige Artenvielfalt Europas vor allem auf das Mosaik von Kulturbiotopen zurückzuführen. Für den NABU ist die ehemalige Rennbahn genau dafür das ideale Experimentierfeld.