Insektenschutz beim Mähen? Alles wie immer...
RotGrünRot: Stiefkind Insektenschutz


(Bremen, den 08.06.21) Den Insektenschutz hat die Bremer Regierung sich medienwirksam in den Koalitionsvertrag geschrieben, doch geschehen ist zur Halbzeit bislang nichts, kritisiert der NABU. Eine Vorlage zum Bienenschutz wird seit Monaten verschoben, ein echtes Schutzprogramm ist noch nicht mal in Arbeit und entlang der Straßen und auf vielen Grünflächen wird gerade flächig gemäht wie eh und je. Die Naturschützer mahnen mehr Rücksicht auf die Insekten an.
„Immerhin das Dach einer Haltestelle ist testweise begrünt“, spöttelt NABU-Geschäftsführer Sönke Hofmann über den schleppenden Start des Insektenschutzes in Bremen. „Mit ein wenig gutem Willen und zu geringen Kosten hätte man dies Frühjahr Blühwiesen anlegen können, aber in Bremen braucht‘s dafür wahrscheinlich wieder drei Gutachten, damit die Verwaltung auch ganz sicher ist.“
Statt heimischer Sträucher pflanzt der Umweltbetrieb im Oslebshauser Park lieber eine Reihe exotischer Rhododendron, kritisiert der NABU. „Die Kommune muss Vorbild sein und den Goldstandard setzen“, fordert Hofmann, „das ist besser als seitenweise in den B-Plänen für Privatgärten heimische Bepflanzungen festzulegen, die dann eh nicht mehr kontrolliert werden.“
Der billigste und einfachste Insektenschutz sei oft das Unterlassen. „Wenn ich jetzt sehe, dass Verkehrsinseln und Seitenstreifen akribisch heruntergesenst werden, frage ich mich, warum für solche kontraproduktiven Maßnahmen Personal da ist, für eine sinnvolle Pflege angeblich aber nicht“, ärgert sich Sönke Hofmann.
Die Verkehrssicherheit könne gut mit dem regelmäßigen Freischneiden von Schildern und Begrenzungspfählen gewährt werden. „Dafür muss ich nicht ganze Straßenzüge freimähen wie jetzt an der Vahrer Straße und vielen anderen Straßenzügen mal wieder“, betont Hofmann. Oft werde auch zu tief abgemäht, nach dem Motto „Viel hilft viel“. Der NABU fordert eine Mindestmähhöhe von 12 Zentimetern, dadurch würden weit weniger Insekten gehäckselt. Ideal sei die Mahd in kleinen Abschnitten statt ganzer Straßenzüge auf einmal.
„Wir müssen nicht an den Straßen die seltenen Arten auf künstlich und teuer abgemagertem Boden ziehen, wir müssen aber den ohnehin vorkommenden Pflanzen dort Zeit zum Ausblühen und Aussamen geben“, erklärt der gelernte Förster Hofmann. Auch Stickstoffzeiger wie Brennessel, Wiesenkerbel und Löwenzahn sind Lebensgrundlage einer mannigfaltigen Insektenwelt. „Einfach mal wachsen lassen und der Natur etwas zutrauen“, empfiehlt der NABU.