NABU: „Esst jetzt keine Äpfel!“
Klimawirksamkeit durch das Kühlhaus


Hier unser praktischer Saisonkalender zum Ausdrucken. Zusammenfaltbar auf Checkkartenformat!

Apfelernte - Foto: NABU/Sebastian Hennigs
(Bremen, den 10.06.21) „An apple a day keeps the doctor away“, sagen die Briten. „Jetzt lieber keine Äpfel kaufen“, sagen die Naturschützer. So gesund die meistgekauften und rund ums Jahr verfügbaren Früchte auch sind, Äpfel haben auch eine Saison. Kauft man sie außerhalb der Erntezeit, wächst mit jedem Monat der Energieaufwand und damit der Klimaschaden, warnt der NABU.
„Wir haben uns derart an den Luxus gewöhnt, alles jederzeit zur Verfügung zu haben, dass junge Verbraucher die Saison der gängigsten Früchte und Gemüse gar nicht mehr kennen“, beklagt NABU-Geschäftsführer Sönke Hofmann, „wenn selbst Spargel ab März von beheizten Feldern kommt oder im Herbst aus Peru einfliegt, dürfen wir uns auch nicht wundern.“ Gerade der Flugtransport von Obst und Gemüse zeige deutlich, dass der freie Markt die Klimakatastrophe nicht aufhalten werde.
Zurück zum Apfel: Über 18 Kilogramm werden jährlich pro Kopf gekauft. Solange das zwischen August und Februar passiert und die Ware aus Deutschland stammt, ist der Kohlendioxid-Fußabdruck vertretbar. Nach einem halben Jahr im Kühlhaus kommen jedoch schon etwa 330 Gramm CO2 je Kilogramm Apfel zusammen. „Das ist immer noch besser als der neuseeländische Apfel, der per Kühlschiff etwa 380 Gramm Klimagas verursacht“, rechnet Hofmann vor. Doch jetzt im Sommer überhole der Kühlhaus-Apfel selbst den vom anderen Ende der Erde hertransportierten.
Erdbeeren sind jetzt klimaschonender
Bis Ende August gebe es noch keine frischen Äpfel aus der Region und der Klimarucksack durch das Kühlhaus wachse, so der NABU. Im Moment habe die Erdbeere Saison und werde mit weniger als 250 Gramm Kohlendioxid pro Kilogramm erzeugt. „Über den Winter verursachen sie als Flugobst dann jedoch fast 12 Kilogramm CO2“, warnt Sönke Hofmann. Dazu gehören Erdbeeren mit den Äpfeln zu den am meisten gespritzten Obstsorten. Bis zu 31 Giftduschen erfährt ein Apfel in der Saison. Der NABU empfiehlt deshalb, unbedingt Bioware zu kaufen.
Kommen die Äpfel von Streuobstwiesen, unterstützt das den artenreichsten Kulturlebensraum in Mitteleuropa, konventionelle Plantagen seien dagegen ökologisch tot, so der NABU. Früher gab es extra Lageräpfel wie den „Ontario“, die ohne Kühlung monatelang frisch blieben. „Wir haben auf unseremn Gelände vier alte Ontarios. Der muss auch wirklich erstmal lagern. Wenn man den frisch vom Baum isst, zieht‘s einem alles zusammen“, schmunzelt Hofmann.
Auch gesund, jedoch nicht für das Klima ist die mit 16,6 Kilogramm Jahresverbrauch zweitbeliebteste Frucht der Deutschen, die Banane. Als Tropenfrucht hat sie keine Saison und bringt ganzjährig per Schiff transportiert etwa 570 Gramm Kohlendioxid pro Kilogramm auf die Waage. „Das ist mehr als ein Apfel aus dem Kühlhaus selbst im August schafft“, betont der NABU. Dazu werde sie in schädlichen Monokulturen ebenfalls mit reichlich Pestizideinsatz erzeugt.
Junge Verbraucher kennen keine Saison mehr
Letztlich sei aber die Klimawirkung von Obst und Gemüse gering, solange sie regional erzeugt und nicht eingeflogen werden. „Alle tierischen Produkte wie Fleisch, Käse oder Butter sind in Sachen Kohlendioxid-Erzeugung nahe am Flugobst“, gibt Hofmann zu bedenken. Dennoch würde er im Moment lieber auf Äpfel verzichten, auch kleine Beiträge zählen schließlich.
Alternativen zu aufwändig erzeugten und weit transportierten exotischen Genüssen stellt der NABU in seinem Projekt „Heimische Exoten“ vor, dass die Umweltsenatorin fördert. Dabei werden besondere Früchte selbst erzeugt und vergessene Sorten neu entdeckt. Weitere Infos und Veranstaltungen zu dem Projekt gibt es unter www.NABU-Bremen.de.