Mit der Ackerfräse übern Golfplatz...
Wo einst Golfer auf raspelkurzem Gras ihre Bälle hin- und herschoben, haben wir mit der Ackerfräse ein schönes Saatbeet geschaffen. Mehr →
NABU: Schwarzer Tag für die Rennbahn
• NABU enttäuscht über Gerichtsurteil
• Bürgerschaft soll Galoppsport in Bremen verbieten
• Rückschlag für die Naturentwicklung
• Renntag stört massiv andere Nutzungen
(Bremen, den 24.08.21) Mit Enttäuschung reagiert der NABU auf die Entscheidung des Bremer Verwaltungsgerichts, gegen den erklärten politischen Willen weiterhin Pferderennen auf der Galopprennbahn in Sebaldsbrück zuzulassen. Die Naturschützer fürchten um die natürliche Entwicklung des Geländes, die ersten zarten Erfolge der Engagierten vor Ort und prangern Galopprennen als „Pferdeschinderei im Dienste des Geldes“ an.
„Wir sehen, wie weit der Arm der mächtigen Pferdelobby reicht, wenn Richter den Tierschutz, Naturschutz und Bürgerengagement derart ignorieren“, bemängelt NABU-Geschäftsführer Sönke Hofmann, „Pferde mit Schlägen in höchster Panik über die Bahn zu hetzen und darauf Geld zu wetten, ist für mich moralisch nicht vertretbar. Da treffen Profilierungs- und Spielsucht unschön aufeinander.“
Olympia habe gerade wieder gezeigt, wohin es führt, wenn Tiere von ehrgeizigen Menschen zu Sportgeräten degradiert werden. „Im Galoppsport sind Schläge immer noch erlaubt, um die armen Gäule über die Leistungsgrenze und Ziellinie zu prügeln. Jedem Formel-1-Pilot würde das Getriebe um die Ohren fliegen, wenn er sein Sportgerät so quälen würde und jedem Hundebesitzer die Haltung entzogen.“
Das Bremer Verwaltungsgericht habe dem aus demokratisch legitimierten Lokalpolitikern gebildeten Regionalausschuss die Berechtigung abgesprochen die Nutzung der ehemaligen Rennbahn einzuschränken. Der NABU fordert nun die übergeordnete Bürgerschaft auf, dem tierquälerischen Galoppsport im Land Bremen sofort Einhalt zu gebieten. „Wenn die Bürgerschaft aus Tierschutzgründen die Wildtiere im Zirkus auf öffentlichen Flächen verbieten kann, steht ihr das auch für die Rennbahn zu.“
Auch aus Naturschutzsicht seien Renntage ein herber Rückschlag. Denn auf den nicht oder wenig gemähten Geläufen kommen die ersten Sukzessionsstadien mit Stauden und Gehölzen. „Wenn die für einen Renntag abgemäht werden, locken sie im Winter keine Vogelschwärme mehr und viele Insekten verlieren ihren Überwinterungsplatz in den Stängeln“, betont der gelernte Förster Hofmann, „das würde die Entwicklung wieder aufhalten.“
Als Teilnehmer des Runden Tisches zur Rennbahn habe er sich über das halsstarrige Beharrungsvermögen einiger Mitglieder gewundert. „Die Bürgerinitiative vertritt nicht die Bürger sondern allein den Pferde- und Golfsport, das war allen am Runden Tisch schnell klar. Wir hätten viel schneller und weiter vorankommen können“, berichtet Sönke Hofmann. Eine wirklich reiche Kultur und die vollmundig erklärte „Grüne Lunge“ sei da gar nicht gewünscht gewesen, denn die schlössen raumgreifende Galopprennen aus.
Dass ein Renntag die anderen Nutzungen angeblich nicht störe, sei eine kolossale Fehleinschätzung des Gerichts, so Hofmann. „Hier hätte ein Ortstermin statt Aktenstudium mal gut getan.“ Derzeit stehen große Veranstaltungszelte auf dem Geläuf, Blühwiesen und Ackerflächen seien angelegt worden. „Und wenn ein Renntag ist, können alle Nutzer des inneren Bereiches keine Veranstaltung machen. Wieviele Einschränkungen Dritter braucht das Gericht denn noch?“
(Bremen, den 05.08.21) Mit seinem Trecker hat der NABU auf der Rennbahn in Sebaldsbrück gute 1.500 Quadratmeter Blühflächen angelegt. Nun präsentieren sich die Blumen in spätsommerlicher Pracht, mit den ersten reifen Sonnenblumen ist der Herbst nicht mehr weit. Die Naturschützer raten zum Spaziergang und zur Beobachtung der vielen Nektarsammler, die die Fläche intensiv nutzen. Damit lasse sich ideal die Teilnahme an der Zählung „Insektensommer“ verbinden.
„Es sieht zwar ein bißchen wie Wahlwerbung aus, aber der NABU ist streng überparteilich“, schmunzelt NABU-Geschäftsführer Sönke Hofmann. Wer genauer hinschaue, finde unter den dominierenden Sonnenblumen Wilde Malve, Kornrade, Ringel- und Kornblume und manche versteckte Kostbarkeit. Auf den Blüten suchen derzeit noch mehrere Hummelarten, Wildbienen und Schmetterlinge nach süßem Nektar.
„Gerade jetzt im Nektarloch nach den Lindenblüten verhungern oft die Hummeln, da sind solche Flächen extrem wichtig“, erklärt der gelernte Förster, „wenn die Völker jetzt geschwächt werden, trifft das die nächsten Generationen, denn bei einigen Arten startet die Zeit des Hochzeitsflugs.“ Die verbreiteten Gartenhummeln würden jetzt die zweite Generation heranziehen, die dann die wichtigen Überwinterungs-Königinnen ausbrütet.
Wer durch den vom NABU gemähten Weg quer durch die Blühflächen spaziert, wird immer mal wieder an eingemachte Gurken erinnert – der Dill duftet verführerisch und ist selbst Nahrungspflanze für Raupen. Gleich daneben leuchten orange Ringelblumen, die gerne von Bienen und Fliegen besucht werden. „Wer hier eine Stunde lang die Insekten zählt und sich an der bundesweiten Zählung beteiligt, der hat reichlich zu tun“, lacht Hofmann
Beim Insektensommer werden mit „Citizen science“ Daten über die Insektenvorkommen gesammelt. Bürger sind aufgerufen, vom 6. bis 15. August eine Stunde lang am Lieblingsplatz die Sechsbeiner zu zählen. „Das muss nicht bis hinunter zur Art sein, wenn man einen Käfer als Laufkäfer oder Bockkäfer einteilen kann, ist das schon gut“, betont Sönke Hofmann. Dazu gebe es auch zehn besonders markante und bekannte Arten, auf die die Zähler besonders achten sollen.
„Die Blühflächen auf der Rennbahn übertreffen meine Erwartungen bei weitem“, freut sich Hofmann, “gut, dass wir nicht auf Pflanzen der Magerstandorte gesetzt haben. Wenn die Sonnenblumen als Starkzehrer derart üppig wachsen, ist da reichlich Dünger im Boden der Rennbahn.“ Das sei eine wichtige Erkenntnis für die endgültige Gestaltung des Geländes.
Auch das Haferfeld samt Mohn, Kamille und blauen Kornblum-Tupfern habe sich gut gemacht und sei nahezu ausgereift. Doch wer die Blütenpracht noch erleben will, sollte sich in den nächsten Wochen auf den Weg machen. „Zum Ende der Ferien wird es deutlich weniger bunt werden“, prognostiziert der NABU, „deshalb ernten wir demnächst auch einige Sonnenblumen, als Vogelfutter für den Winter.
(Bremen, den 30.06.21) Vor zwei Monaten hat der NABU gute 1.500 Quadratmeter Blühflächen auf der Galopprennbahn angelegt, nun stehen sie in erster Blütenpracht. Im leuchtenden Lila dominiert derzeit der Bienenfreund, doch andere Blumen kommen mit Macht. Und für den Spätsommer verspricht sich der NABU ein tolles Angebot für Distelfinken und weitere Vögel, die das Haferfeld und die Samenstände der Kratzdisteln plündern werden.
„Es summt und duftet dass es nur so eine Freude ist, wenn man an den Feldern vorbeigeht“, ist NABU-Geschäftsführer Sönke Hofmann begeistert, „immerhin drei Hummelarten habe ich im Vorbeilaufen entdecken können.“ Auch Honig- und Wildbienen saugen derzeit fleißig Nektar, ebenso einige Tagfalter. Vereinzelte Ringel- und Kornblumen und vor allem Sonnenblumen zeigen sich schon und werden das Trachtband fortführen. Auch Küchenkräuter wie Borretsch und Dill sind mit dabei, letzterer als Angebot an Schmetterlingsraupen beispielsweise die des Schwalbenschwanzes.
Auch ein Haferfeld hat der NABU als „Opferkultur“ für die Feldhasen und einige Vogelarten der Rennbahn angelegt. „Ich war anfangs skeptisch, ob die mitausgesäten Kornblumen, Kamillen und Mohn noch kommen würden, aber sie sind da und blühen jetzt zart im Kornfeld“, freut sich Hofmann. Das Feld soll ausreifen und als Nahrungsfläche den Tieren „geopfert“ werden. „Von Hand lässt sich Hafer mit seinen festsitzenden Spelzen nur extrem mühsam verarbeiten, da beisst sich der Haferkeks wie eine mitteldichte Faserplatte.“
Die Blühwiesen seien ein Angebot ans Auge und zur Insektenbeobachtung, doch aus Naturschutzsicht sind sie eher ein nettes Kulturbiotop. „Wir haben diese Flächen ja nur auf Zeit, fachlich würde eine langfristige und echte einheimische Wildblumensaat sinnvoller sein“, betont der gelernte Förster. Ein besonderes Bonbon für die Insektenwelt seien deshalb die ausgedehnten Kratzdistelflächen, die sich von selbst neben den NABU-Flächen ausbreiten.
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„Mut zur Schlampigkeit“ ist preiswert und effektiv und die Insekten freut es Mehr →