Osterfeuer
Brauchtum braucht Augenmaß
(Bremen, den 23.03.18) Ostersamstag lodern sie wieder überall im Land, die beliebten Osterfeuer. Eigentlich eine heidnische Frühjahrstradition, integrierte das Christentum die Freudenfeuer kurzerhand. So schön und anheimelnd der Brauch auch ist, er birgt Gefahren für die Natur. Jedes Jahr warnt der NABU, dass zu früh aufgeschichtete Osterfeuer zur Todesfalle für Kleintiere werden. Deshalb müssen die Haufen direkt vor dem Anzünden umgeschichtet werden. Dass andere Organisationen dies nur empfehlen, sei unverantwortlich, schließlich drohen für den Tiertod im Feuer hohe Geldbußen.
In der ausgeräumten Landschaft suchen im Frühjahr Insekten, Amphibien, Rotkehlchen und Zaunkönig, Igel und Wiesel Unterschlupf in den attraktiven Totholzhaufen, so der NABU. „Das geht ratzfatz, sobald ein geeignetes Habitat aufgeschichtet ist“, betont NABU-Geschäftsführer Sönke Hofmann. Die Zaunkönige und Rotkehlchen bauten beispielsweise schon fleißig Nester direkt vor der NABU-Geschäftsstelle. Auch Kröten, Frösche und Insekten würden jetzt schnell aktiv, wenn die Temperaturen steigen.
Fotos und Zeugen an Ordnungsämter melden
Werden Osterfeuer ohne Umschichten angezündet, wird das vermeintlich sichere Versteck für Tiere zur tödlichen Falle. „Als Kind mußte ich einmal beobachten, wie ein Igel durch die von Außen nach Innen fressenden Flammen verzweifelt entkommen wollte“, erinnert sich der Naturschützer. Das Bundesnaturschutzgesetz verbiete es, wildlebende Tiere zu töten. Beobachten genügend Zeugen den Flammentod von Wildtieren, könne es für den Veranstalter teuer werden, denn solche Ordnungswidrigkeiten können mehrere zehntausend Euro kosten.
„Wir haben jedes Jahr ein halbes Dutzend Anrufe, in denen sich Menschen beschweren, dass das Osterfeuer in ihrer Nachbarschaft über Wochen aufgeschichtet wurde,“ berichtet Sönke Hofmann, „ich empfehle dann, mit Bildern und Zeugen solche Verantwortungslosigkeit zu dokumentieren und den Ordnungsämtern vorzulegen.“ Diese müssten die Feuer schließlich genehmigen und könnten schärfere Auflagen machen.
Reisighaufen - zum Verbrennen viel zu schade
Der NABU will die geselligen Osterfeuer keinesfalls verbieten, so Hofmann. Eigentlich seien Buschwerk und Reisig jedoch viel zu schade, um zum Spaß verbrannt zu werden. „Nicht umsonst sprechen wir im Wald vom ‘ökologischen Gold’ wenn es um Totholz geht“, betont der gelernte Förster Hofmann. Manche Arten seien dringend aufs Totholz angewiesen. Schnittholz und Reisig sollten deshalb möglichst in der Landschaft bleiben.
Auch jeder Gartenbesitzer kann der landschaftlichen Strukturarmut entgegenwirken. Schnittholz und Gestrüpp schaffe Lebensraum und Unterschlupf für Vögel und Kleintiere, so der NABU. Ein von Brombeeren oder Wildrosen überwucherter Reisighaufen, ein Holzstoß in einem dichten Gebüsch aus heimischen Sträuchern wie Holunder und Weißdorn - mit geringem Aufwand, etwas Phantasie und gutem Willen läßt sich so ein Stück Natur zurück in den Garten holen.
Auch für den Kern eines Hügelbeets ist Reisig sehr gut zu verwenden. Gehäckseltes Schnittholz sollte für den Gartenfreund kein wertloser Abfall sein, sondern als Mulch ein wertvoller natürlicher Bodendecker und Langzeitdünger, so der NABU. Tipps rund um den naturnahen Garten gibt der NABU in seinem „Garten-Infopaket“, das es gegen Einsendung von fünf Euro beim NABU, Vahrer Feldweg 185, 28309 Bremen gibt.