Bremer Scheerkohl für das Klima
altes Bremer Gemüse ideal für den Balkonkasten


(Bremen, den 05.05.21) Er ist eine echte Bremensie, der Scheerkohl. Bis vor einigen Jahrzehnten war er das vitaminreiche Mai-Essen in der Region, heute ist er fast vergessen. Dabei eignet sich das anspruchslose Blattgemüse ideal für Gartenanfänger und den Balkon. Statt mit erheblichen Belastungen für das Klima exotische Vitaminspritzen einfliegen zu lassen, sollten Verbraucher lieber auf die anspruchslosen heimischen Sorten und den eigenen Anbau setzen, rät der NABU.
Ab Samstag gibt es den Scheerkohlsamen beim NABU für 2 Euro pro Tüte. Enthalten sind 1000 bis 1500 winzige Samen, reichlich genug für mehrere Mahlzeiten. „Man kann die feine Saat in Reihen im Balkonkasten ansäen und leicht mit Erde bedecken. Klassisch wird Scheerkohl breitwürfig ausgebracht und eingeharkt“, berichtet Gernot Riedl, langjähriger Gemüsegärtner und nun im NABU tätig.
Schon nach wenigen Tagen keimen die Körnchen, richtig frosthart sind sie nicht, aber etwas Raureif mache ihnen nichts, so der NABU. „Das Tolle ist, dass der Bremer Scheerkohl schon nach vier Wochen als Salat und nach sechs bis acht Wochen als Gemüse geerntet werden kann“, schwärmt Riedl. Nur im Sommer sollte er nicht angebaut werden, die langen Tage lassen ihn sonst quasi über Nacht in Blüte schießen.
Gartenanfänger machten oft den Fehler, besonders anspruchsvolle Pflanzen anbauen zu wollen, warnt der Gärtner. Dann sei die Gefahr des Scheiterns groß. „Wir sind ja nur noch von dem Supermarkt-Einerlei umgeben, aber Gurke, Tomate oder Blumenkohl sind deutlich anspruchsvoller als Salat, Scheerkohl oder Bohnen.“ Und einen frischeren und klimaverträglicheren Salat als aus dem eigenen Garten könne man nicht bekommen.
Für den Eigenanbau spricht nach Ansicht des NABU auch, dass die Saison des jeweiligen Gemüses direkt erlebt werde. „Einen großen Anteil an den Kohlendioxidmengen bei Früchten und Gemüse hat der Transport, besonders wenn das Flugzeug genutzt wird“, betont NABU-Geschäftsführer Sönke Hofmann, „wenn im Sommer vieles Exotisches auch bei uns wächst, hat es eine gute Klimabilanz.“ Werden Gewächshäuser beheizt oder Früchte im Winter von der Südhalbkugel importiert, liege der Klimaeffekt ähnlich hoch wie der von Fleisch.
Mit seinem Projekt „Heimische Exotik“ möchte der NABU einerseits für klimafreundliche heimische Alternativen werben, andererseits Tipps und Hilfestellung für den Eigenanbau von Exoten geben. Die Umweltsenatorin fördert das Projekt. Scheerkohlsaat kann wochentags von 10 bis 18 Uhr im Vahrer Feldweg 185 abgeholt oder gegen drei 80-Cent Briefmarken an den NABU, Vahrer Feldweg 185, 28309 Bremen zugeschickt werden.