Frühjahrsblüher entdecken



Zei Frühjahrsboten: Scharbockskraut und Buschwindröschen - Bild: NABU Bremen
Von echten Blaublütigen und Skorbutheilern
(Bremen, den 24.03.20) Sie sind dies Jahr sehr früh dran: Gut zwei Wochen vor ihrer Zeit zeigen sich Scharbockskraut, Veilchen und Buschwindröschen am Wegesrand. Mit leuchtenden Blüten locken sie die ersten Hummeln und Wildbienen und erfreuen Spaziergänger in tristen Zeiten. Die Blumen nutzen die kurze lichtreiche Zeit zwischen (normalerweise) Dauerfrost und dem Austreiben der Bäume über ihnen für ihre Fortpflanzung.
„Besonders im und am Wald wagen sich die Blumen früh heraus“, weiß Sönke Hofmann vom NABU Bremen, „einerseits sind sie hier recht geschützt, andererseits bleibt ihnen auch keine Wahl, denn im Sommer dringt kaum mehr als ein Zehntel des Sonnenlichts auf den Boden.“ Deshalb beeilen sich die Blumen, kämpfen dabei mit Spätfrösten und locken die wenigen ersten Hummel-Königinnen zur Bestäubung.
„Das weiße Buschwindröschen mag feuchte Laubwälder. Im Kattenturmer Wolfskuhlenpark bildet es richtige Teppiche unter den mächtigen Eichen“, so der gelernte Förster Hofmann. Die Blüten ragieren äußerst „mimosig“: Nimmt man ihnen wenige Minuten die Sonne, schließen sie sich und lassen den Kopf hängen. Im Wolfskuhlenpark lohne sich jetzt auch der Blick in die Kronen, denn in der dortigen Reiherkolonie herrsche Hochbetrieb, so der NABU. Die grauen Fischliebhaber bessern die Nester des vergangenen Jahres aus und starten mit der Eiablage.
Das Buschwindröschen hat wie auch die Veilchen eine pfiffige Taktik zur Verbreitung gefunden: Als Leckerbissen für Ameisen haben die Samen fleischige Anhängsel. Die Tiere schleppen deshalb das gesamte Korn mit und verbreiten es. „Manche Ameisenstraße hat eine richtige Allee aus Veilchen“, schmunzelt Hofmann.
Blütenteppich unter Reiherkolonie
Wer bei Veilchen an „Großmutterduft“ denkt, liegt richtig. Das „Wohlriechende Veilchen“ könne für Tees und Auszüge verwendet werden, erklärt Hofmann. Dies wachse allerdings außerhalb der Gärten höchstens verwildert bei uns. Häufiger sind das duftarme Wald- und das Rauhhaarige Veilchen. Wer sich die hübschen Blüten genau anguckt, erkennt schnell die enge Verwandschaft mit den Stiefmütterchen. „Normalerweise sind die Veilchen im wahrsten Sinne des Wortes 'blaublütig', manchmal changieren die Blüten ins Blasse und sogar weiße Veilchen kommen in der Natur vor“, betont der NABU.
„Wanderers Klopapier“
Das gelbblühende Scharbockskraut mag ebenfalls gerne feuchte bis sumpfige Waldgebiete. „Der Name kommt von der Vitamin-C-Mangelkrankheit Skorbut. Früher bereicherten die vitaminreichen Blätter den Speisezettel bevor die ersten Gartenfrüchte geerntet werden konnten“, berichtet Sönke Hofmann. Allerdings baut sich mit der Blüte in den Blättern auch ein Gift auf, weshalb die Pflanze nur noch äußerst sparsam „genascht“ werden sollte.
Echte Heilwirkung hat der Huflattich, dessen ebenfalls gelben Korbblüten bereits in voller Pracht blühen. Gegen Hustenreiz ist ein Tee aus den Blüten ein bewährtes Hausmittel. „Aber auch beim Huflattich haben die Forscher nun wieder krebserregende Stoffe gefunden, deshalb sollte man den Tee nicht täglich trinken“, betont Hofmann. Die Blüten stehen auf schuppigen Stengeln, die wie „Ineinandergesteckt“ aussehen. Sie treiben weit vor den typischen Blättern aus, die wegen ihrer Größe und griffigen Behaarung auch „Wanderers Klopapier“ genannt werden.
Der NABU rät davon ab, einen Strauß der zarten Frühjahrsblüher zu pflücken. „Sie halten in der Regel kaum einen Tag und man klaut den Hummelköniginnen eine ihrer ersten Nahrungsquellen“, warnt der Naturschützer. Wie man den sympathischen Brummern im eigenen Garten helfen kann, hat der NABU in einem Infopaket zusammengestellt. Dieses gibt es gegen fünf Euro beim NABU, Vahrer Feldweg 185, 28309 Bremen.
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