Usutu auf dem Weg nach Norden
Über 5000 Usutu-Verdachtsfälle wurden dem NABU gemeldet. Es gibt mehr kranke und tote Vögel als je zuvor. Der NABU bittet weiter, kranke oder verendete Tiere zu melden und zur Untersuchung einzusenden. Mehr →
Amsel - Foto: Frank Derer
Nachdem in den Vorwochen viele besorgte Mails, Telefonanrufe und Facebook-Posts aufgrund toter oder kranker Vögel den NABU Bremen beschäftigten hat sich die Situation aktuell zum Glück entspannt. „ Mit dem Ende der größten Aktivität der Stechmücken haben auch die Meldungen abgenommen“ berichtet NABU-Vogelexperte Florian Scheiba. Im zentralen Meldeportal des NABU sind für Bremen 500 Verdachtsmeldungen mit 683 toten und 260 kranken Amseln eingegangen. Bundesweit gab es über 12.000 gemeldete Verdachtsfälle, vor allem im Norden. Eine erste Auswertung ergab das Ein Drittel der eingesendeten und vom Bernhard-Nocht-Institut untersuchten 132 Amseln tatsächlich das Usutu-Virus in sich hatte.
Ornithologen und Tropenmediziner konnten seit 2011 feststellen, dass immer dann besonders viele Vögel verenden, wenn das Virus erstmals in einer Region auftritt, wie es derzeit in und um Bremen der Fall ist. In den Folgejahren sinken die Todeszahlen dann auf ein niedrigeres Niveau. „Der warme Sommer dieses Jahres dürfte die Ausbreitung des ursprünglich tropischen Virus begünstigt haben“, so Scheiba zu den Ursachen des Ausbruchs.
Durch das Virus verursachte Todesfälle von Vögeln treten jeweils während der Stechmückensaison von Mai bis September auf. Infizierte Vögel wirken offensichtlich krank, apathisch, flüchten nicht mehr und sterben meist innerhalb weniger Tage. Fast immer sind es Amseln, bei denen diese Krankheit festgestellt wird, weshalb die Usutu-Epidemie auch als „Amselsterben“ bekannt wurde. Allerdings werden auch andere Vogelarten von diesem Virus befallen und können daran sterben.
„Leider kann man Usutu-Infektionen weder verhindern noch behandeln. Es bleibt lediglich die einmalige Chance zu nutzen, die Auswirkungen einer für Deutschland neuen Vogelkrankheit auf wildlebende Vogelarten zu dokumentieren und deren Folgen abzuschätzen“, erklärt Scheiba.
Um die tatsächliche Ausbreitung des Virus dokumentieren zu können, ist es wichtig, möglichst viele Verdachtsfälle im Labor bestätigen zu können. Entsprechende Untersuchungen nehmen das Bernhard-Nocht-Institut für Tropenmedizin in Hamburg (BNI) sowie manche veterinärmedizinischen Untersuchungsämter vor.
„Wir rufen die Bevölkerung daher auf, kranke oder verendete Tiere unter www.nabu.de/usutu-melden zu melden und möglichst zur Untersuchung einzusenden,“ bittet der Vogelfreund.
Tote Vögel sollen nur mit Schutzhandschuhen oder einer umgestülpten Plastiktüte gegriffen werden.
Für Menschen besteht nach derzeitigem Kenntnisstand keine gesundheitliche Gefahr durch bei Stechmücken-Stichen übertragene Usutu-Viren.
„Wer tote Vögel findet sollte vorbeugend dann auch Futter-und Wasserstellen bis zum Winter wegräumen, da sich ansonsten an diesen Sammelstellen das Virus gut verbreiten kann“, gibt Scheiba allen Vogelfreunden noch einen Tipps mit auf den Weg.
Über 5000 Usutu-Verdachtsfälle wurden dem NABU gemeldet. Es gibt mehr kranke und tote Vögel als je zuvor. Der NABU bittet weiter, kranke oder verendete Tiere zu melden und zur Untersuchung einzusenden. Mehr →
Auf Grundlage von Daten aus der „Stunde der Gartenvögel“ konnten Wissenschaftler nun erstmals die Auswirkungen des seit 2010 in Deutschland auftretenden Usutu-Virus genau berechnen. Mehr →