Mit Wundernetz gegen frostige Füße
Warum Enten auf dem Eis nicht festfrieren


(Bremen, den 11.02.21) Mit dem Frost häufen sich Anfragen besorgter Naturfreunde beim NABU, ob denn die Vögel nicht unter den winterlichen Temperaturen leiden. Nicht nur aufgeplusterte Meisen in den Baumwipfeln erregen Mitleid. Wen es morgens vor eisigen Fliesen schaudert, der fragt sich, warum denn die auf dem Eis watschelnden oder im Wasser paddelnden Enten keine kalten Füße bekommen oder womöglich über Nacht festfrieren.
Wärmetauscher in den Beinen
„Die Vögel sind zwar ‘barfuß‘, aber das macht ihnen wenig aus“, beruhigt Sönke Hofmann, Geschäftsführer des NABU Bremen. Der Vogelkörper sei durch das Federkleid bestens isoliert. Bei arktischen Vögeln herrsche zwischen Körper und Umgebung oft ein Unterschied von 80 Grad – mit gerade einmal zwei Zentimetern Federkleid dazwischen. Einige Wasservögel haben dazu an den federlosen Körperteilen einen raffinierten Wärmetauscher.
In diesem „Wundernetz“ liegen feine Blutgefäße sehr dicht beieinander. Das warme arterielle Blut strömt darin vom knapp 40 Grad warmen Körper Richtung Füße. Dabei fließt es sehr nah an den Venen vorbei, die das abgekühlte Blut von den Füßen wieder zum Körper transportieren. So erwärmt das Blut sich im Gegenstromprinzip und es geht kaum Energie verloren. „Das Tier kühlt selbst bei stundenlangem Gewatschel auf dem Eis nicht aus“, erklärt der Naturschützer die faszinierende „Erfindung“ der Natur.
Da die Füße mit relativ kühlem Blut durchströmt werden, schmilzt das Eis unter ihnen auch nicht. Es komme sogar vor, dass Enten, Gänse oder Schwäne bei extremem Frost nachts in einem Wasserloch einfrieren, so der NABU. Ohne menschliche Hilfe hat dann der Fuchs leichtes Spiel. „Das Wundernetz können die Vögel auch ‘abschalten‘, wenn sie im Sommer den Körper über die Füße kühlen wollen“, zeigt sich Sönke Hofmann fasziniert.
Infopaket über Vögel im Garten
Vogelkörper sind aber auch ansonsten hervorragend gegen Kälte isoliert. Über den wärmenden Daunen tragen die Vögel wetterfeste Deckfedern, die sie mit einem öligen Sekret aus der Bürzeldrüse regelmäßig einschmieren. Einzig der Kormoran hat kein gefettetes Gefieder – es würde ihn bei seinen oft 20 Sekunden langen Tauchgängen nach kleinen Fischen wie einen Korken an die Oberfläche treiben. „Deshalb sitzen die Fischjäger nach jeder Mahlzeit mit ‘traurig‘ hängenden Flügeln auf einem Poller. Sie trocknen sich und sehen dabei oft aus als wären sie Opfer einer Ölpest“, findet Hofmann.
„Kälte mag uns Menschen zwar unangenehm erscheinen - unsere heimischen Tiere haben sich im Laufe von ‘zig Jahrtausenden daran angepasst“, beruhigt der gelernte Förster. So fliehen die Zugvögel auch nicht in wärmere Gebiete, weil sie die Kälte bei uns nicht überstehen, sondern weil sie hier keine Nahrung mehr finden. „An der Futtersäule sehen wir deshalb vor allem die Standvögel und Wintergäste aus dem noch nahrungsärmeren Norden“, so der NABU-Mann.
Die beste Winterhilfe für heimische Singvögel sei der naturgemäße Garten mit einheimischen Stauden und Stängeln, die erst im Frühjahr abgeschnitten werden. Darin überwintern Insektenlarven und manche Blüte verbirgt auch jetzt noch ein paar Samenkörner. In einem Infopaket gibt der NABU Tipps rund um die beliebten Piepmätze, ihre Lebensraumansprüche und empfehlenswerte Pflanzen. Die Broschüren gibt es gegen Einsendung von fünf Euro beim NABU, Vahrer Feldweg 185, 28309 Bremen.