Vogel des Jahres 2000: Der Rotmilan



Rotmilan - Foto: Christoph Bosch
Der Rotmilan ist einerseits ein Kulturfolger des Menschen, andererseits die Charakterart unserer heimischen Laubwälder schlechthin. Keine zweite Vogelart konzentriert sich mit einem annähernd hohen Anteil ihrer Weltpopulation (!) auf Deutschland wie der Rotmilan. Damit tragen wir für diesen Vogel eine außergewöhnlich hohe Verantwortung.
Mit etwa 65 Zentimetern und einer Flügelspannweite von bis zu 180 Zentimetern ist der Rotmilan etwas größer als ein Mäusebussard. Sein Gefieder ist bräunlich, der Kopf weißlich bis grau. Sein besonderes Kennzeichen ist der lange, gegabelte, rostrote Schwanz.
Name und Verwandtschaft
Der Name Rotmilan stammt aus dem Französischen. Sein wissenschaftlicher Name ist Milvus milvus, volkstümlich wird er Gabelweihe genannt. Nächster Verwandter des Rotmilans ist der Schwarzmilan. Er gehört - wie Weihen, Bussarde, Altweltgeier und Adler - zur Familie der Habichtartigen.
Kennzeichen
Mit etwa 65 cm und einer beeindruckenden Flügelspannweite von bis zu 180 cm ist der Rotmilan etwas größer als ein Mäusebussard. Sein Gefieder ist bräunlich, der Kopf weißlich bis grau. Die Geschlechter sind äußerlich nicht unterscheidbar. Sein besonderes Kennzeichen ist der lange, gegabelte, rostrote Schwanz. Er fliegt in scheinbar "schwerelosem" Gleitflug, ähnlich einem Spielzeugdrachen (Englisch "Red Kite", roter Drachen).
Lautäußerungen
Im Allgemeinen ruft der Rotmilan eher selten. Bei Balz und Brutpflege ab Ende März bis Anfang Juni ist er jedoch häufiger zu hören. Sein Ruf ist ein gedehntes Trillern "uuu-wiuwiuwiu-wiuuuu".
Nahrung
Zur Beute des Rotmilans zählen Mäuse, Feldhamster, Vögel, Fische und Aas (z.B. Straßen- oder Mähopfer). Auch Müllkippen sind für ihn Anziehungspunkte.
Lebensraum
Der Rotmilan ist in offenen, abwechslungsreichen Landschaften zu finden, da er seine Beute aus der Luft erspäht.
Fortpflanzung
Der Rotmilan baut seinen bis zu ein Meter hohen Horst in Bäumen - oft in über 20 m Höhe. Zum Teil wird dieser dann noch mit Papier, Lappen und Plastik "verziert". Brutbeginn ist Anfang bis Mitte April, Brutdauer im Durchschnitt 33 Tage. Sein Gelege besteht aus 2-3, selten 4 Eiern. Nach einer Nestlingszeit von etwa 6 bis 8 Wochen werden die Jungvögel flügge, bleiben allerdings noch weitere 4 Wochen im Familienverband.
Verbreitung
Der Rotmilan ist in Europa südlich des 60. Breitengrad (ab Südschweden) verbreitet. Bei uns gilt er ursprünglich als Zugvogel mit Winterquartier in Frankreich, Spanien oder Portugal, seltener Nordafrika. Seit den 60er Jahren überwintert er zunehmend auch in Deutschland.
Bestand
Vom Weltbestand (max. 25.000 Paare) lebt mehr als die Hälfte in Deutschland, davon 2/3 in Ostdeutschland. Sein Bestand hat gebietsweise deutlich abgenommen. Nur sehr vereinzelt werden auch Zunahmen registriert.
Gefährdung
Der Rotmilan ist besonders durch Intensivlandwirtschaft gefährdet, hier vor allem durch die vermehrte Anwendung von Pestiziden, besonders Rodentiziden (Rückgang an Nagetieren, aber auch direkte Vergiftungen). Es hat sich außerdem gezeigt, dass er sehr viel häufiger als andere (Greif-)vögel an Windkraftanlagen verunglückt, in deren Nähe er offenbar bevorzugt nach Beutetieren sucht. Auch an Straßen, Bahnlinien und Stromtrassen zählen Rotmilane zu regelmäßigen Opfern. 2002 wurde der Rotmilan in die Vorwarnliste der neuen Rote Liste gefährdeter Brutvögel in Deutschland aufgenommen.
Forderungen zum Schutz
Verringerung der Belastungen, wie sie von Pestiziden - insbesondere Rodentiziden - ausgeht.
Verringerung der Gefahren an Stromtrassen im Sinne des §53 BNatSchG (Vogelschutz an Energiefreileitungen) und an Bahnanlagen durch Entschärfung vogelgefährlicher Mastkonstruktionen.
Förderung naturnaher Waldbewirtschaftung, insbesondere in Buchenwäldern der Mittelgebirge, aber auch des Tieflands.
Brutgebiete und Winterschlafplätze des Rotmilans (oftmals Ansammlungen von mehreren Hundert Vögeln) müssen von Planungen von Windkraftanlagen konsequent ausgeschlossen bleiben.