NABU stellt Angebot auf Dreptefarm ein
Schullandheim künftig nur noch für Selbstversorger


Senatorin ignoriert seit März einen Gesprächswunsch
(Bremen, den 20.05.22) Der NABU stellt sein Umweltbildungsangebot auf der Dreptefarm Ende des Jahres ein. Die Naturschützer finanzieren dann keine spannenden Führungen in die Natur für Grundschüler mehr. Grund ist die strikte Weigerung der Bremer Bildungssenatorin, Kontakt mit dem NABU und dem Schullandheim aufzunehmen. Die beiden gemeinnützigen Vereine wollen seit März die langfristige Finanzierung der dringenden Sanierungen des betagten Gebäudes besprechen. Doch ihr Engagement war nicht mal eine Eingangsbestätigung wert.
„Wir werden unsere Aktivitäten für Bremer Grundschulen in der Dreptefarm Ende des Jahres einstellen“, erklärt NABU-Geschäftsführer Sönke Hofmann, der auch ehrenamtlicher Vorsitzender des Schullandheims Dreptefarm ist, „gleichzeitig wird die Dreptefarm zu einem Selbstversorgerheim, also für Grundschulen nicht mehr nutzbar. Wir bedauern das sehr, aber wir können das Personal nicht vernünftig bezahlen und finden deshalb kein neues.“ Auch die hohen Ölpreise tragen ihren Teil zur Misere bei.
Am 15. März hatte Hofmann der Bildungssenatorin die dramatische Situation in dem Bremer Schullandheim beschrieben. „Wir fahren seit Jahrzehnten auf Verschleiß und können die dringenden Sanierungen nicht bezahlen“, so die Kernbotschaft des Briefes. Das 1960 eröffnete und entsprechend schlecht gedämmte Heim muss sich komplett selbst finanzieren. Die Einnahmen reichen gerade so für Personal und Fixkosten, für Investitionen ist kein Geld da.
Trotz vieler tausend ehrenamtlicher Stunden für Korkdämmung, Brandmeldeanlage und Einbruchsschutz nach dem Fall Dennis, ist ein massiver Sanierungsstau aufgelaufen. „Das Asbestdach muss ausgetauscht werden, der Brandschutz ist nur noch durch den Bestandschutz legal und die Heizung muss von Öl auf Hackschnitzel umgebaut werden“, zählt Hofmann die dringendsten Probleme auf. Die Kosten dafür reichen an eine Million Euro heran.
Es gibt zwar einen mageren Zuschuss der Bildungsbehörde von 90.000 Euro jährlich für alle zehn Bremer Schullandheime zusammen. Doch dafür prellt die Senatorin an anderer Stelle die Zeche und zahlt nicht einmal den halben Tagessatz für ihre Lehrer. „Das ist linke Tasche, rechte Tasche und absolut nicht angemessen“, erklärt Hofmann, „seit 22 Jahren höre ich, das kein Geld da ist. Dann lese ich wiederum, wie Schulen und Turnhallen für Millionen Euros saniert werden.“
Die Summe einer einzigen Turnhallen-Sanierung könnte alle zehn Bremer Schullandheime zukunftssicher machen, Heizkosten und Klimagase sparen. Doch die Behörde mauert. „Der Sachbearbeiter für Schullandheime in der Behörde empfahl uns allen Ernstes jahrelang, bloß nicht nach mehr Geld zu fragen, sonst würde alles gestrichen“, ärgert sich Sönke Hofmann. Seine regelmäßigen Einladungen an die Senatorinnen blieben schon in den vergangenen Jahren unbeantwortet.
Hofmann knüpft daran nun die Frage an die Bremer Politik, ob sie Schullandheime noch als Teil der Bildungslandschaft sehen - mit den daraus folgenden Verpflichtungen zum Erhalt. „Der NABU bietet seit zwei Jahrzehnten Umweltbildung in der Dreptefarm an. Warum soll ein gemeinnütziger Verein die Bremer Grundschulen subventionieren, wenn dieses Engagement der Senatorin noch nicht mal ein Gespräch wert ist?“
Bremen verliere mit dem NABU auf der Dreptefarm ein dringend benötigtes und einmaliges Angebot. Täglich werden die Kinder in Fütterungsrunden und Eselwanderungen an die Nutztiere herangeführt, drei Mal in der Woche bietet der NABU Umweltbildungsstunden, keschert und forscht mit den Schülern im Wald. „Etwa ein Viertel der Kinder ist vor der Klassenfahrt zu uns noch nie länger in einem Wald gewesen, viele bauen bei uns ihre enormen Ängste ein wenig ab“, betont Sönke Hofmann.
Frist für ein Angebot seitens der Behörde ist der 31. Mai. Ab dann wird die Dreptefarm die ausgebuchte Belegung für 2023 und 2024 über die Umstellung informieren, damit die Lehrer noch eine Alternative finden können.