Neobiota – die Eroberer
Neobiota bedeutet wörtlich übersetzt „neues Leben“ und bezeichnet Arten, die bei uns ursprünglich nicht heimisch waren.
Dabei wird unterschieden zwischen Neophyten (Pflanzen), Neozoen (Tieren) und Neomyceten (Pilzen). Diese auch als Neubürger bezeichneten Arten werden derzeit kontrovers diskutiert. Viele fordern eine radikale Bekämpfung, andere rufen zu mehr Gelassenheit auf. Hier ist eine kleine Einführung in ein großes Thema, das vermutlich zu einer der Herausforderungen für die Zukunft im Natur- und Artenschutz werden wird - weltweit!
Pflanzen und Tiere haben sich schon immer verbreitet, denn es ist ein Prinzip des Lebens, geeignete Lebensräume zu besiedeln. Die Landschaft, wie wir sie heute kennen, ist das Ergebnis einer langen Abfolge von Veränderungen im Artenspektrum, von Einwanderung und Verdrängung - einem immerwährenden Konkurrenzkampf der Arten im Rahmen der klimatischen Möglichkeiten.
Die Ackerbegleitflora die wir als bunt blühende Weg- und Feldränder kennen, setzt sich aus Steppenpflanzen aus den weiten Flächen Osteuropas und Asiens zusammen. In deren Begleitung kamen einst auch Feldhase, Rebhuhn und Feldhamster zu uns.
Ab Ende des 15. Jahrhunderts ist der europäische Mensch in allen Teilen der Welt aufgekreuzt, hat Ratten, Katzen und Ziegen exportiert und viele Nutz- und Zierpflanzen nach Europa eingeführt. Mit der Wiederentdeckung Amerikas im Jahr 1492 durch die Europäer nahm der Ferntransport von Pflanzen und Tieren - weltweit - stark zu. Heute bezeichnen wir Arten, die ab dem Jahr 1500 neu bei uns auftreten, als Neobiota.
10er-Regel
Fachleute sprechen von der sogenannten Zehner-Regel als Faustregel:
- von zehn eingeführten Arten schafft es eine in unserer Landschaft Fuß zu fassen
- von denen schafft es wiederum nur jede zehnte, sich dauerhaft zu etablieren und zu verbreiten
- von diesen entwickelt sich nur jede zehnte Art zum Problemfall
Ob Südliche Eichenschrecke, Büffelzirpe oder Wollige Mauerspringspinne: Gerade die kleinen Neubürger werden oft jahrelang übersehen und meist bleiben die Erkenntnisse über ihre tatsächliche Verbreitung lückenhaft. Dabei können auch Laien sie recht gut identifizieren. Mehr →
Neuankömmlinge werden oft misstrauisch beäugt. Sie sind fremd, möglicherweise gefährlich. Schadensabwehr ist ein gemeinsamer Nenner, auf den sich Viele einigen können. Dabei machen die meisten Arten überhaupt keine Probleme. Mehr →
Der asiatische Harlekin-Marienkäfer kommt heute nicht mehr nur in Japan und China vor, sondern auch in Nordamerika und Europa. Wegen seines großen Blattlaus-Appetits wurde der Käfer seit den 80er Jahren im großen Stil zur biologischen Schädlingsbekämpfung eingesetzt. Mehr →