Ausstellung: Lebensraum Gartenzaun
Alternativen zu Jägerzaun und Lebensbaumhecke
Der Flyer zur Ausstellung
Herzlich willkommen in der virtuellen Version der Ausstellung
Auf über 80 Metern Länge haben wir im Vahrer Feldweg in Bremen alle möglichen ökologisch sinnvollen Varianten des Gartenzauns aufgebaut. Manches braucht noch Jahre, bis die Pflanzenwelt es so erobert hat, dass ein Wert für die Natur entsteht. Viele Exponate sind schlicht als Anregung für Ihre Phantasie gedacht. Nicht dabei sind Hecken, weil sie ein so wunderbar vielfältiges Thema sind, dass wir ihnen eine Extra-Seite widmen wollen.
Sie können die Ausstellung zu unseren Öffnungszeiten besuchen, die Erklärungen zu den Stationen haben wir Ihnen zum Schmökern hier ins Netz gestellt.
Wir haben die einzelnen Elemente nach Aufwand und Naturnutzen bewertet - die bunte Schnellübersicht in Form einer Ampel finden Sie nur im Original, ganz analog vor Ort - irgendeinen Anreiz, die schöne Ausastellung auch anzugucken, braucht es ja ...
"Naturnutzen" - Unter diesem Stichwort haben wir das Zaunelement an sich ökologisch bewertet und geben Anregungen zur Aufwertung für Pflanzen und Tiere.
"Aufwand" - Unter diesem Punkt zeigen wir jeweils grob Aufwand und Kosten und die Fallstricke bei Anlage und Pflege des Zaunelementes auf. Die Einteilung und Bewertung ist nicht ganz einfach: Mancher Zaun braucht zum Aufstellen einmalig viel Arbeit und ist dann komplett pflegefrei, bei anderen Elementen ist es genau umgekehrt.
"Besonderheiten" - Hier gibt es Hinweise auf besonders ökologische Verfahren, Kurioses und sonstiges Interessantes.
Von wegen tot!
Wer viele Gehölze hat, kennt das Problem: Wohin mit dem Schnittgut? Die beste Antwort sehen Sie hier vor sich. Die Äste und Zweige werden zu einer Totholzhecke aufgeschichtet und jedes Jahr gibt es durch den Rotteprozess Platz für eine neue Schicht. So investiert man ein Minimum an Energie und gestaltet einen der spannendsten Lebensräume im Garten.
Naturnutzen
Auch wenn das Wort „Totholzhecke“ morbide klingt, es ist ein einziges Paradies des Lebens! Tausende Pilz-, Bakterien- und Insektenarten zersetzen die Zweige und sind wiederum selbst Nahrung für räuberische Arten. Igel, Maus, Zaunkönig, Rotkehlchen, Blindschleiche, Erdkröte und viele Tiere mehr finden in Totholz Unterschlupf, sie brüten oder verschlafen den Winter dort.
Totholz ist nachweislich kein „Infektionsherd“ sondern ein wichtiger Bestandteil des Nahrungsnetzes und beherbergt enorm viele Nützlinge.
Aufwand
Für eine wirkungsvolle Totholz-Hecke oder -Haufen sollten Höhe/Breite/Länge je mindestens 1,5 Meter betragen, nach Oben gibt es keine Grenzen. Mit links und rechts eingerammten Holzpfosten lässt sich die Hecke gut in Form halten, mehr Aufwand braucht es nicht.
Beim Aufschichten sollte man immer wieder die querlaufenden Äste kappen, damit die Hecke dicht gepackt wird. Sonst fällt sie innerhalb weniger Wochen in sich zusammen, da das Material arbeitet und nachgibt.
Besonderheiten
Überlassen Sie die Arbeit der Natur, ein Schredder oder Häcksler ist hier unnütze Energieverschwendung.
Lebender Zaun
Die verflochtenen Zweige verschiedener Weiden ergeben ein dichtes Buschwerk. Auf Schnitte und Abbrüche reagieren Weiden typisch mit neuen Trieben. Für Gärten sind eher klein bleibende Weiden geeignet, z. B.
• Ohr-Weide (ca. 3 m),
• Grau-Weide (ca. 4 m),
• Korb-Weide (ca. 5 m) oder
• Purpur-Weide (ca. 6 m).
Bruch-, Lorbeer-, Reif- und Sal-Weide sind in größeren Gärten sinnvoll, man kann sie ja schneiden.
Vorsicht ist bei der Silberweide angebracht, sie wird ein richtiger Baum (> 20 m).
Naturnutzen
Weiden blühen sehr früh im Jahr, den eiweißreichen Pollen brauchen Bienen für die erste Brut nach dem Winter.
Ihre Blätter ernähren hunderte Tierarten, darunter besonders viele Schmetterlinge. Das weiche und kaum dauerhafte Holz lädt eindrucksvolle Insekten wie den Weidenbohrer ein. Das verfilzte Astwerk ist ein sicherer Brutplatz für Zaunkönig, Rotkehlchen & Co. Ausgefaulte Stämme bieten später natürliche Höhlen für Vögel und Fledermäuse.
Aufwand
Wer Weidenstecklinge selbst schneidet, hat keine Kosten (bei Salweiden klappt das nicht!). In guten Gartencentern und (Forst-)Baumschulen gibt es einheimische Weiden recht günstig. Auf guten, feuchten Böden schießen die Weiden sehr, dann macht das Verflechten und Schneiden im Sommer etwa monatlich Arbeit.
Besonderheiten
Weidenzweige liefern als Viehfutter natürliche Spurenelemente. Wussten Sie, dass Vorläufer des Aspirins aus Weidenrinde gewonnen wurden? Mit Weidenschnitt lässt sich flechten oder neue lebende Hecken anlegen!
Dreierlei Wein
Hier wächst „wilder“ und „echter“ Wein, genauer: Die Dreispitzige und die Selbstkletternde Jungfernrebe sowie eine echte Weinrebe. Während die Dreispitzige Jungfernreben aus Asien stammt, kommen die fünfblättrigen Arten aus Nordamerika. Die wilde Stammform der Weinrebe ist mit ihnen nicht verwandt und lebt rund ums Mittelmeer.
Naturnutzen
Die reichlichen Blüten besuchen Insekten und Vögel naschen die oft großen Mengen Früchte. Das dichte Laubwerk lockt besonders den Spatz an, der darin oft in ganzen Kolonien brütet. Dennoch sind alle Weine Exoten, nur wenige Raupen knabbern an ihren Blättern. Sie bieten daher keine Grundlage im Nahrungsnetz. Besser und ökologisch umfassender hilft der heimische Efeu Wände zu begrünen.
Aufwand
Wer nicht zu ungeduldig ist, kommt mit einer Pflanze aus, die unter 10 € kostet, Reben sind meist etwas teurer.
Dreispitzige und die Selbstkletternde Jungfernrebe klettern über Haftwurzeln ohne Hilfe an Wänden hoch. Dadurch besteht die Gefahr, dass Triebe in Risse oder Spalten eindringen. Wenn die Pflanzen einmal richtig in Gang gekommen sind, müssen sie mit der Schere auch in größerer Höhe in Schach gehalten werden, sonst wachsen Fenster schnell ein.
Die Gewöhnliche Jungfernrebe und die Weinrebe benötigen dagegen Rankhilfen. Dadurch sind sie besser steuerbar.
Besonderheiten
Während die Früchte der Jungfernreben für Menschen ungenießbar sind, lassen sich bei Weinreben nicht nur die köstlichen Trauben ernten. Auch die Blätter sind gekocht sehr aromatisch - z. B. als griechische Dolmades.
Gewebte Zweige
Ein Flechtzaun ist recht einfach selbst herzustellen. Material gibt es im Winter oft beim Kopfweidenschnitt unserer NABU-Gruppen, einfach mal aktiv werden und mitmachen! Besonders schön wird der Zaun, wenn unterschiedlich gefärbte Triebe genutzt werden, z. B. schwarze Schlehenzweige neben roten Hartriegeltrieben und grünen Pfaffenhütchen.
Naturnutzen
Der echte Nutzen für die Natur ist eher gering: Manche Insekten knabbern am Flechtwerk oder nutzen die Nischen dazwischen. Mit einem Regenschutz kann das Flechtwerk auch mit Lehm verputzt werden, was dann Mauerbienen und Lehmwespen magisch anzieht.
Wir haben uns mit Nistkästen beholfen, die wir eingeflochten haben.
Aufwand
Fertige Flechtzaunelemente sind sehr kostspielig und halten nur selten länger als ein Dutzend Jahre. Allerdings sind sie ein schöner, natürlicher und Platz sparender Sichtschutz.
Den Aufwand für selbst gebaute Flechtzäune sollte man nicht unterschätzen. Neben dem handwerklichen Grundgeschick und ein paar Standard-Werkzeugen braucht man reichlich Zeit. Die Zweige sind nicht genormt und irgendwie hat man immer eine Hand zu wenig.
Besonderheiten
Eine günstige aber weniger haltbare Alternative sind Schilfrohrmatten. Die hohlen Stängel werden dann gerne von Solitärbienen als Brutplatz angenommen.
Stahl-Upcycling
Ein Trend gegen die Wegwerfgesellschaft: Wiederverwerten oder sogar Aufwerten, modern „upcycling“ genannt. Mit einem guten Draht zum Schrottplatz oder - wie bei uns - jeder Menge Alteisen aus maroden Gewächshäusern können regelrechte Kunstwerke entstehen, der Phantasie sind keine Grenzen gesetzt.
Naturnutzen
Der Nutzen für die Natur muss mit hinein konstruiert werden, kein Tier lebt von Stahl oder Rost. Wenn das Kunstwerk als Rankgitter für einheimische Kletterpflanzen dient, setzt das nicht nur reizvolle Akzente sondern bietet Lebensraum und Nahrung. Nisthilfen und Insektenklötze können direkt mit eingebaut werden. Schließlich zählen auch die eingesparten Ressourcen durch das „zweite Leben“ des Produkts als Pluspunkt für die Umwelt.
Aufwand
Wer schmiedeeiserne Zäune oder Gitter ergattern kann, hat weniger Arbeit, als mit einer verschweißten Neukonstruktion. Alternativ können die Bauteile auch mit Draht verbunden werden. Der Aufwand hängt auch vom Anspruch ab. Filigrane Ornamente brauchen mehr Zeit und Geschick als eine schlichte Schönheit aus geraden Heizungsrohren. Auf jeden Fall ist der zeitliche Aufwand und die Anforderungen an handwerkliches Können und Werkzeuge bei Metallarbeiten mit am höchsten. Richtig ausgeführt hält der Zaun dafür auch eine Ewigkeit.
Besonderheiten
Auf Rostschutz und Lack sollte man bei solchen Zäunen verzichten. Zum einen belastet jeder effektive Rostschutz die Umwelt und darüberhinaus: Wollen Sie solch ein verwinkeltes Kunstwerk wirklich anpinseln? Viel Spaß...
Gefesseltes Obst
Am Spalier gezogene Pflanzen sind erzwungene Kunstbäume, also naturfern. Doch gibt es auch Argumente für diese Zuchtform: So bieten Spaliere auf kleinstem Raum wenigstens etwas Obsternte, das eignet sie für die Grenze. Und an einer Südwand gepflanzt, können selbst empfindliche Südfrüchte ausreifen.
Naturnutzen
Gegen einen freistehenden Hochstamm-Obstbaum kommt aus ökologischer Sicht kein Spalierbaum an. Je nach vom Gärtner zugelassener Tiefe des Baumes können aber Vögel in ihm brüten. Die Blüten und Blätter interessieren jede Menge Insekten. Auch wenn bei so kleinen Bäumen jeder Verlust an Früchten schmerzt - opfern Sie ruhig ein wenig Ernte der Natur. Und vor allem: Verzichten Sie auf jede Form von chemischen Hilfsmitteln!
Aufwand
Einmal eingepflanzt und das Spalier angebracht beschränkt sich die Arbeit darauf, hin und wieder die Triebe in Form zu binden. Dazu noch den Baum gegebenenfalls mit Dünger und Wasser versorgen und natürlich die lang ersehnte Ernte einfahren. Wichtig ist dabei, nicht aus Ungeduld einen ungeeignet wüchsigen Baum zu nehmen. Es gibt extra zwergwüchsige Spalier-unterlagen für diese Wirtschaftsform.
Besonderheiten
Wir haben uns für eine alte Bremer Birne entschieden, die wundersamerweise den Birnengitterrost überstanden hat, der von exotischen Zierwacholdern verbreitet wird. Wer ein Herz für Birnen hat, pflanzt im Steingarten nur den heimischen Wacholder, der ist gegen den Gitterost immun und verbreitet ihn nicht weiter.
Hotel für Insekten
Insektenhotels bieten vielfältige Brutstätten wenn Material und Bearbeitung stimmen. Falsche Hotel-Füllungen bringen nichts.
Regelrecht schädlich für die Brut ist nicht atmungsaktives Plastik, in denen Pilze leichtes Spiel haben oder Weichholz und Spanplatten, deren Splitter dann beim Schlupf die empfindlichen Flügel verletzen. Im naturfernen Garten ohne geeignete wilde Blütenpflanzen verkommt das Insektenhotel ohnehin zum Deko-Objekt.
Machen Sie es besser! Der NABU verrät Ihnen wie das geht.
Naturnutzen
Ein richtig befülltes Insektenhotel hilft vielen Nützlingen, aber auch deren Parasiten, die alle zum großen Nahrungsnetz im Naturgarten dazugehören. Neben den klassischen hohlen Halmen und Holzklötzen sollte man auch Lehm, Sand und Wasser anbieten. Ein Kasten für Florfliegen bietet diesen Blattlausfressern ein Quartier, dafür sollte er aber mindestens 30 cm Kantenlänge haben und rot gestrichen sein.
Aufwand
Ein Insektenhotel zu befüllen ist echte Arbeit! Es ist schier unglaublich, wie viele Halme in ein Gefach passen, die aber nur
zwischen 2 und 10 mm Innen-Durchmesser haben dürfen. Oder
wieviele Löcher man in einen Hartholzklotz bohren muss, bevor man Fortschritte sieht. Tonklötze, in die man mit verschieden dicken Nägeln Löcher drückt, gehen da deutlich schneller. Üben Sie Geduld und lassen Sie sich nicht zu sinnlosen, weil zu großen Röhren und Tannenzapfen-Füllungen verführen.
Besonderheiten
Lassen Sie im Herbst möglichst viele Stängel auf den Beeten stehen. Forscher haben in Schilfhalmen jeweils zwischen den Wachstums-Knoten sechs überwinternde Insektenlarven gefunden - im Durchschnitt!
Auf Holz geklopft
So wie bei der Ziegelwand haben wir hier neben dem Handwerk unsere Phantasie eingesetzt. Überall sind Nischen, Spalten und Vorsprünge für alle möglichen Tiere angebracht. Da finden Meisen ebenso einen sicheren Brutplatz wie Wildbienen und andere Insekten.
Dabei haben wir besonders darauf geachtet, wenig Abfallholz zu produzieren. Der Verschnitt wurde konsequent wieder eingebaut, um Strukturen zu schaffen.
Naturnutzen
Holzzäune bergen ein tolles Potenzial, wenn man sich jedoch die Realität im Garten- und Baumarkt anguckt, ist man schnell enttäuscht. Vor allem der Holzschutz steht einer Besiedelung durch Insekten im Wege. Nehmen Sie lieber dauerhafte Eiche für die Pfosten und Lärche als Zaunbretter und verzichten Sie auf chemische Mittel - das spart auch die leidige Streicherei. Auch Standard-Zäune lassen sich mit Nistkästen, Nischen und Insektenhotel-Elementen nachrüsten und natürlich mit einheimischen Lianen beranken.
Aufwand
Wer den Zaun komplett selbst baut hat natürlich weit mehr Arbeit als ein paar Elemente samt Nistkasten anzuschrauben.
In Sägereien gibt es sehr günstig den Anschnitt der Stämme, die sogenannten „Schwaden“ zu kaufen. Sie sind ideal für einen natürlich wirkenden Bretterzaun. Wer dieses nicht sehr dauerhafte rindenhaltige Splintholz haltbarer machen will, kann es mit Leinöl streichen. Letztlich lebt der Zaun aber nur, wenn er vergeht.
Besonderheiten
Pfosten halten länger, wenn man sie gegen die Kapillaren überkopf einbaut, dann ziehen sie weniger Wasser.
Gewöhnliche Waldrebe
Die „Gewöhnliche Waldrebe“ ist unsere heimische Wildform der bunt blühenden Clematis-Arten. Sie ist an unsere Natur angepasst und bevorzugt stickstoffreiche, frische Böden, ist aber gleichzeitig extrem resistent gegenüber Trockenheit. Gegen die hochgezüchteten Gartenformen und viele Exoten kommt sie optisch mit ihren recht kleinen, weißen Blüten nicht an. Immerhin aus Europa stammt die Alpen-Waldrebe, die mit blau-violetten Blüten hübscher und weniger starkwüchsig ist.
Naturnutzen
Die Blüten haben einen leicht fischigen Geruch, ähnlich dem Weißdorn. Dieser lockt vor allem diverse Fliegen- und Käferarten an. Aber auch Honigbienen und Hummeln nutzen das Pollenangebot der vielen weißen Trugdolden. Ist das Geflecht aus Trieben dicht genug, nutzen Singvögel diesen geschützten Brutplatz.
Aufwand
Hat die Waldrebe einmal Fuß gefasst, kann sie sich stark ausbreiten und einige Meter pro Jahr wachsen. Mit zwei bis drei Einsätzen im Jahr und dabei beherzten Schnitten ist sie gut im Griff zu halten. Hierbei sollte man Handschuhe tragen, da der Saft der Waldrebe die Haut reizt.
Wenn sie in großen Gärten in einer Ecke aus dem Blick gerät, kann sie Büsche überwuchern und regelrecht unter sich ersticken.
Besonderheiten
Kletterpflanzen werden grob in „Selbstklimmer“ (z. B. Efeu) und „Gerüstkletterer“ unterschieden. Die Waldrebe gilt, wie die Weinrebe, als Rankpflanze und braucht eine Kletterhilfe. Weitere hilfsbedürftige „Gerüstkletterer“ sind die Schlingpflanzen (z. B. Geißblatt) und die Spreizklimmer (z. B. Brombeeren).
Je länger, je lieber
Das Gartengeißblatt oder „Jelängerjelieber“ stammt aus Südeuropa und wird schon lange kultiviert. In der freien Natur kommt es verwildert vor, die Unterscheidung vom hier einheimischen Waldgeißblatt ist nicht einfach. Beide brauchen Bäume als Rankhilfe. Das Waldgeißblatt wächst jedoch mehr als doppelt so hoch, bis zu 25 Meter.
Naturnutzen
Die typischen Blüten verströmen abends einen intensiven Nektarduft. Wenn man den Boden einer Blüte abbeißt, wird man mit einem Tröpfchen Nektar belohnt. Manche Insekten folgen diesem Beispiel und rauben den Nektar ohne dabei die Pflanze zu befruchten. Durch die abendliche Blüte bieten sich die Geißblätter nachtaktiven Insekten an. Indirekt kann man dadurch Fledermäuse anlocken. Die orangen Früchte des Gartengeißblatts sind schwach giftig, sie sind jedoch so sauer und herb, dass Vergiftungen selten sind. Vögel nehmen sie unbeschadet auf und tragen so zur Verbreitung bei.
Aufwand
Da das Gartengeißblatt anfällig für Mehltau ist, wird es nicht mehr an Mauern und zur Fassadenbegrünung genutzt. Als Rankpflanze an Zäunen und luftigen Lauben ist sie allerdings geeignet und muss höchstens jährlich beschnitten werden.
Besonderheiten
Im Englischen heißt die Pflanze wegen ihres Nektarreichtums „Honeysuckle“. Der Name „Jelängerjelieber“ bezieht sich auf die langen Triebe aber mehr noch auf die lange Blütezeit. Sie kann bis in den Herbst hinein dauern, wenn der Standort stimmt.
Waldgeißblatt
Das Waldgeißblatt ist der wilde Bruder des „Jelängerjelieber“. In lichten Wäldern schlingt sich diese Liane an Bäumen empor und kann ohne weiteres über 20 Meter hoch werden. Sie bevorzugt feuchte Böden und leidet schnell unter Trockenheit. Dennoch wächst sie auch auf Sandböden und verströmt abends ihren verführerischen Nektarduft.
Naturnutzen
Das Waldgeißblatt ist hier einheimisch, die Natur hat sich also auf die Pflanze eingestellt und viele Tiere finden Nahrung und Schutz in ihr. Nachts locken die intensiv duftenden Blüten Nachtfalter und Co an, die wiederum Fledermäusen schmecken.
Die roten Früchte des Waldgeißblatts sind schwach giftig, allerdings auch sauer und bitter genug, um Kinderzungen schnell abzuschrecken. Vögel vertragen die Früchte und verbreiten die Pflanze über ihren Kot.
Aufwand
Das Waldgeißblatt kann ganz ordentliche Schübe machen, braucht dafür aber ein Rankgitter oder wenigstens Seile oder Stangen, die entweder rauh genug oder mit Querstreben versehen sein müssen.
Oftmals genügt ein Schnitt pro Jahr nicht, alternativ kann man vorwitzige Triebe wieder einflechten. Die Pflanze ist aber gut schnittverträglich und treibt dann stärker verzweigt aus. Ohne Schnitt verkahlen die Pflanzen unten.
Besonderheiten
Im Gegensatz zu den allermeisten Schlingpflanzen ist das Waldgeißblatt ein (von oben betrachtet) Rechtswinder, schraubt sich also im Uhrzeigersinn. Wachsen solche Triebe in junge Bäume ein, entstehen bizarr geschraubte Stämmchen, die als Wanderstöcke beliebt sind.
Das Brett vor'm Kopf...
Schnell, blickdicht und bedingt schön. Das sind die Attribute der Flecht- oder Lamellen-Sichtschutzzäune. In Neubaugebieten oder als Einzelement an der Terrasse mag das verständlich sein. Aber wollen Sie ganzjährig auf die tristen Holzwände gucken? Wer andere aussperrt, sperrt sich selbst auch ein. Kleine Gärten brauchen durchlaufende Sichtachsen, sonst ähneln sie schnell einem Gefängnishof.
Naturnutzen
Die dünnen Holzbrettchen, aus denen solche Elemente bestehen, interessieren wirklich kein Tier. Bestenfalls in den Hohlräumen versteckt sich mal ein Insekt. Meist sind die Elemente imprägniert und damit endgültig uninteressant für jedes Leben.
Hier bleiben außer Abriss nur zwei Lösungen für eine ökologische Aufwertung
• mit einheimischem Grün beranken oder
• mit Nisthilfen nachhelfen.
Kästen für Fledermäuse, Mauersegler, Eulen oder Turmfalken scheiden jedoch aus: Sie brauchen 3 Meter und mehr Aufhänghöhe.
Übertreiben Sie auch nicht mit den Nistkästen, nicht alle Piepmätze mögen die Enge einer Kolonie. Während Spatzen, Stare und Mauersegler enge Nachbarschaft pflegen, kämpfen fast alle anderen Singvögel um ihr Revier. Meisenkästen sollte man mindestens 5 Meter, besser 7 Meter auseinander hängen.
Aufwand
Mit Einschlaghülsen und Standardpfosten kostet so ein Zaun im billigsten Leichtbau ab 20 Euro den Laufmeter, normal etwa 50 €/lfm. Je nach Boden und Wind-Exposition müssen Betonfundamente geschüttet werden, dann steigen Aufwand und Kosten.
Besonderheiten
Verwenden Sie nur Holz mit einer FSC-Zertifizierung, dann werden ökologische und soziale Mindeststandards gewahrt
Maschen-Draht-Zaun
Der „Diagonaldrahtgeflechtzaun“ ist wohl eine der häufigsten Grenzbefestigungen. So steril dieser mit Kunststoff ummantelte Draht auch daherkommt, man kann etwas daraus machen! Oft reicht es, einen Streifen nicht zu mähen. Fix stellen sich Ackerwinde, Wicken und andere Rank- und Kletterkräuter ein. Warum aber dieses Rankgitter nicht ganz aktiv nutzen? Stangenbohnen und Zuckererbsen, Hopfen, Waldrebe und viele mehr lieben diese Stütze. Wer nicht nur im Sommer Sichtschutz haben möchte, kann mit etwas Geduld dem Efeu eine Chance geben.
Naturnutzen
Als Draht alleine hat er keinerlei ökologischen Wert. Der Nutzen für die Natur ist allein davon abhängig, was an ihm rankt.
Schlimmer noch: Dicht eingezäunte Gärten sperren Igel und Kaninchen aus. Wird der Zaun unten auch noch mit feinem Kükendraht verstärkt, haben selbst die Nacktschnecken fressenden Erdkröten keine Chance. Um der Natur Willen! Entweder Igelschlupfe anlegen oder den Zaun erst mindestens 10 cm über dem Boden anfangen lassen.
Aufwand
Einmal angelegt, hält der Zaun gleich mehrere Jahrzehnte. Meist gammeln die Pfosten als erste durch. Holzpfosten muss man zwar öfter erneuern, sie bringen aber etwas Natur an den Zaun und brauchen kein Betonfundament.
Besonderheiten
Der „Dingozaun“ in Australien besteht aus 1,80 m hohem Maschendraht und hat eine Länge von 5.412 km. Damit ist er nicht nur der längste zusammenhängende Zaun sondern sogar das längste Bauwerk der Welt!
Blockhauszaun
Die Stangen aus Esche, Ahorn und Hasel stammen aus unserem Projekt „Ahlker Wald“ in Arsten. Wir haben bewusst darauf verzichtet, sie zu entrinden oder mit Holzschutzmitteln zu behandeln. Auf diese Weise werden die Stangen nach etwa 15 bis 20 Jahren zerfallen. Ebenfalls verzichten wir auf eine Bepflanzung, die Natur wird sich dieses Zaunstück mit Ackerwinde und Co von selbst zurück erobern. Seien wir gespannt!
Naturnutzen
Für seltene Käfer der Roten Liste sind diese Stämmchen viel zu dünn. Der Hirschkäfer z. B. benötigt dicke Eichenstämme, die in seiner vierjährigen Larvenzeit nicht vollständig durchfrieren. Dennoch knabbern einige Insekten an unserem Zaun, Pilze nutzen das Holz für ihr Wachstum. So kann man jedes Jahr Neues an solch einem Zaun entdecken. Im Vergleich zu nackten Drahtzäunen ist ein unbehandelter Holzzaun ökologisch und aus Ressourcensicht immer im Vorteil.
Aufwand
Die Erdpfosten bestehen aus Eiche, der dauerhaftesten einheimischen Baumart. Noch länger hält die Robinie, allerdings ist sie ein Exot und stammt zumeist aus wenig naturnahen Forsten. Neben Schrauben kann solch ein Zaun auch mit Holznägeln zusammengehalten werden, dann steigt der Aufwand für den Heimwerker jedoch nochmal deutlich an.
Besonderheiten
Erdpfosten aus Holz halten länger, wenn man sie „überkopf“ in den Boden setzt. Dann transportieren die Kapillaren im Holz das Wasser nicht nach oben. Noch besser ist es, den unteren Meter im Lagerfeuer kräftig anzurösten; das vertreibt Käfern und Pilzen ganz natürlich den Appetit.
Steinerne Urlaubsgrüße
Moderne Gabionen stammen ursprünglich aus dem Lawinenschutz und der Landschaftsarchitektur. Massive Drahtkörbe werden mit Steinen gefüllt, was weniger Arbeit macht und gegen Druck haltbarer ist, als aufgeschichtete Trockenmauern. Mittlerweile sind Gabionen in vielen Vorgärten präsent, doch welchen Wert haben sie für die Natur?
Naturnutzen
Trockenmauern und Steinhaufen sind für wärmeliebende Tiere wie Eidechsen ein wichtiger Rückzugsraum, den Gabionen ergänzen können, allerdings
• darf die Schüttung nicht aus zu feinen Steinen bestehen und
• sollte die Gabione mehr als 30 cm dick sein, damit sich die
Tiere auch gut verstecken können.
Schichtet man die Steine selbst auf, kann man größere Hohl- räume für Hummelnester und andere Insekten schaffen. Eine gute Ergänzung sind Pflanztaschen oder Töpfe, die in die Gabione integriert und mit trockenresistenten Blumen bepflanzt werden, das hilft den Wildbienen.
Aufwand
Gekaufte Gabionen sind recht teuer, wenige Meter können schon über 1.000 € kosten, auch sollten sie ein mindestens 60 cm tiefes Fundament aus grobem Sand bekommen. Ein großer Teil der Füllung dieser Gabione sind „Urlaubssteine“. Ganz viele Menschen haben hier eine Erinnerung aus den Ferien gespendet oder einfach nur einen alten Staubfänger aus früheren Zeiten entsorgt. Auf jeden Fall ist diese Gabione im wahrsten Sinne „voller Erinnerungen“. Mal angenommen, dereinst buddeln Archäologen diese bunte Mischung aus - werden die sich aber wundern!
Besonderheiten
Unsere Gabione schirmt die Sitzecke auch akkustisch gut gegen die Nachbarn ab. Die massiven Steine und unruhige Oberfläche schlucken den Schall
hervorragend.
Fette Palette
Die genormten und stabilen Europaletten eignen sich für diverse Anwendungen. Von der Sitzbank über Hochbeete bis zum Sichtschutzzaun und weit darüber hinaus gehen die Möglichkeiten. Als Beispiel für gutes „Upcycling“ haben wir ein paar Meter Palettenzaun für wenig Geld aufgebaut. Gehalten wird die Konstruktion durch ein paar Verschraubungen und sehr dauerhafte Robinien-Zaunpfähle. Diese stammen jedoch leider meist aus wenig naturnahen Forsten.
Naturnutzen
Europlaetten mit EUR- oder EPAL-Kennzeichnung sind nicht nur in Größe genormt, sie sollten auch giftfrei sein. Sollten. Das Problem ist, was auf ihnen transportiert wurde bzw. was darauf ausgelaufen ist. Gegen den Einsatz im Freien ohne direkten Kontakt zum Gemüse spricht nichts. Für den Innenbereich sollte man zur Sicherheit neue Paletten verwenden, wie sie in der Lebensmittel- und Pharmaindustrie üblich sind. Da Paletten alleine keinen Nutzen für die Natur haben, haben wir mit Nisthilfen und Zinkeimern als Blumenkübel etwas nachgeholfen.
Aufwand
Die Kosten für eine Palette liegen für Privatleute - je nach Zustand - rund um 10 €, der Großhandel zahlt für neue Paletten etwa 8,50 €.
Ein paar Haltepfähle einrammen und mit mindestens zwei Personen die unhandlichen Paletten verschrauben - fertig. Viel weniger Aufwand und schnellere Erfolgserlebnisse gibt es kaum.
Besonderheiten
Unsere Paletten „schweben“ über dem Boden. So kommt das Holz nicht mit dem feuchten Erdreich in Berührung und Igel & Co können darunter durchschlüpfen.
Holzgabione
Wer sagt eigentlich, dass Gabionen nur mit Steinen gefüllt werden dürfen? Wir haben es einmal mit verschiedenen Holz-materialien ausprobiert. Der Vorteil ist, dass die leichte Holzgabione kein aufwändiges Fundament benötigt und wir die Füllung einfach selbst zusammensuchen konnten. Allerdings braucht sie im Laufe der Jahre immer wieder Nachschub. Auch das ist gewollt, denn wo Holz zersetzt wird, ist Leben!
Naturnutzen
Die Holzfüllung hat vom ökologischen Wert her einen großen Vorteil gegenüber Steinen: Sie ist „essbar“, zumindest für Pilze, Bakterien und viele Insekten. Gleichzeitig bietet sie mindestens ebensoviele Nischen, Unterschlüpfe und Brutplätze, allerdings für andere Arten als Stein-Gabionen. Gegenüber einer „richtigen“ Totholzhecke bietet sie natürlich weniger Lebensraum, besonders für Zaunkönig und Rotkehlchen ist sie kein echtes Angebot. Dafür findet solch eine schlanke Gabione in jedem Garten einen Platz.
Aufwand
Man kann sich das Leben einfach machen und hand- bis armlange Äste und Zweige in die Gabione kippen. Allein das ist schon reichlich viel Arbeit, mehr als bei einer Steinschüttung. Schichtet man dann auch noch verschiedene Holzarten und Dimensionen, entstehen schicke Muster, aber der Aufwand für‘s Zuschneiden und Sortieren wird enorm groß.
Besonderheiten
Weil auf unserem ehemaligen Ziergärtnerei-Gelände viele exotische Lebensbäume wuchsen, haben wir auch dieses Holz genutzt. Seien wir gespannt, was die Käferwelt damit anfangen kann.
Palisadenzaun
Jeder Asterix-Leser kennt die Palisaden-Zäune der Römer. Einst als Schutz gegen Feinde eingesetzt, begrenzen sie nun Gärten und Beete. Wir haben exotische Lebensbaum-Stämme aus der Ökologisierung unserer ehemaligen Ziergärtnerei und Lärchenstämme aus der Durchforstung des Dreptefarm-Geländes für die Palisade eingesetzt.
Naturnutzen
Oft wird kesseldruckimprägniertes Holz oder Beton eingesetzt, was wenig lebensfreundlich aber haltbarer ist. Nimmt man jedoch einheimisches Holz ohne chemischen Holzschutz, wird eine Palisade auch für Insekten und Pilze attraktiv. Der Verfall des Holzes bringt dann neues Leben. Sind viele Bäume in der Nähe, sucht auch der Specht an solchen Palisaden gerne nach ein paar fetten Maden. Einer echten Totholzhecke sind Palisaden ökologisch aber immer unterlegen.
Aufwand
Je natürlicher das Baumaterial ist, umso stärker steigt der Aufwand. Krumme Stämme mit Astansätzen und Beulen machen eine schnurgerade Palisade zu einem Puzzelspiel. Nimmt man Eichenspaltpfähle, wie sie für Weiden eingesetzt werden, hat man es etwas leichter. Diese rustikale Variante liegt aber auch bei knapp 100 € je Laufmeter, je nach Höhe. Einfacher wird es, wenn man die Stämme so miteinander verschraubt, dass die Palisade im Bogen läuft und sich selbst hält. Dann kann man sich das Eingraben ersparen.
Besonderheiten
Die Lärchenstämme haben wir ganz klassisch eingegraben. Vorher haben wir das untere Drittel wie in der Bronzezeit im Lagerfeuer angekokelt und so imprägniert. Das macht zwar Mühe, ist aber der natürlichste Schutz.
Efeu-Rankgitter
Von wegen „Friedhofsgrün“! In der Antike wurde der Efeu gerade jenen Göttern zugeordnet, die am fröhlichsten feierten. Und auch die Natur liebt diese immergrüne Liane. Eigentlich mag Efeu den Halbschatten und Schatten und braucht eine Stütze, an der es emporranken kann. Wir haben es als Beispiel für eine simple und sinnvolle Maßnahme zur Ökologisierung vorhandener Drahtzäune an eine handelsübliche Doppelstegmatte gepflanzt.
Naturnutzen
Da sie als eine der letzten Pflanzen im Jahr reichlich blüht, wird sie von nahezu allen Insekten geliebt - und sei es, um an ihr die Nektarnascher zu erbeuten. Die für Menschen giftigen blauen Früchte werden im Spätwinter von Amseln und Staren gerne gefressen. Leider braucht der Efeu rund zehn Jahre bis er blüht und Früchte trägt. An Fassaden ohne Risse und Schäden wächst der Efeu gerne und ist ein Brutplatz für Spatzen, Amseln und viele andere Singvögel. Dabei schützt er die Hauswand vor dem Wetter und beherbergt ein ganzes Ökosystem an Spinnen und Insekten.
Aufwand
Da Efeu über 20 m hoch wachsen kann, kriechen seine Triebe an Fassaden auch gerne mal unter Dachziegel und überwachsen Fenster. Regelmäßiges Freischneiden ist dann Pflicht. Als Zaunbegrünung ist Efeu komplett unproblematisch, er mag nur die pralle Sonne nicht so gerne.
Besonderheiten
Dass Efeu Bäume umbringt, ist kompletter Unsinn. Die Haftwurzeln dringen nicht in die Bäume ein und Efeu umschlingt die Stämme auch nicht. Auch die Last der Efeupflanze ist für einen gesunden Baum locker tragbar. Nur kleineren Bäumen kann der Efeu in Ausnahmen das Licht rauben, ansonsten ist er mit dem Schatten im Innern der Krone fein zufrieden.
Trockenheit aushalten
„Beton - es kommt darauf an, was man daraus macht“, der Werbespruch der Siebziger für einen grauen Baustoff stimmt noch immer. Aber selbst das schönste Grün kann nicht darüber hinwegtäuschen, dass im grauen Beton viel Energie steckt. Ohne diese Ausstellung hätten wir wohl keine Betonringe gekauft. Da die Ringe jedoch in vielen Gärten als Sicht- und Lärmschutz anzutreffen sind, haben wir uns Gedanken gemacht, wie auch die Natur ihren Nutzen daraus ziehen kann.
Naturnutzen
Schafft man Lücken zwischen den Bauteilen, gewährt man vielen Kleintieren Unterschlupf. Bei zuviel Abstand rieselt dann aber die Sandfüllung heraus. Da Insekten, Reptilien, Amphibien und Mäuse keine ästhetischen Ansprüche stellen, kommt es auch bei den Betonringen vor allem auf die Besiedelung mit Pflanzen an. Wir haben als Substrat Sand gewählt, weil wir hier trockenresistente Pflanzen, die Wasser in den Blättern speichern (sogenannte Sukkulenten), zeigen wollen. Mit einheimischem Arten des Mauerpfeffers, auch Fetthenne genannt, bildet sich rasch ein wertvoller Blütenteppich.
Aufwand
Ab kniehohen Mauern sollte grundsätzlich ein ca. 60 cm tief reichendes Fundament aus grobem Sand angelegt werden. Auch wenn die Ringe ohne Mischung aufeinander gestapelt werden können, ist der Aufwand recht hoch, da jede Schicht einzeln gut mit Substrat gefüllt werden muss. Massive, sich nach oben verjüngende Mauern bieten zwar mehr Lebensraum, brauchen aber viel Platz und enorme Mengen an Material.
Besonderheiten
Mit etwas Geduld kann man sich das Bepflanzen auch sparen, die Natur wird den Lebensraum mit den passenden Pflanzen erobern. Seien Sie allerdings auf einige bekannte „Unkräuter“gefasst.
Schiete zu Rosinen...
„Aus Schiete Rosinen machen“ ist die sprichwörtliche Kunst, seine Phantasie einzusetzen. Die hier verwendeten U-förmigen Formsteine lagen massenhaft als „Fahrspuren“ in den Gewächshäusern. Wie so vieles auf dem Gelände fanden wir sie zum Wegwerfen zu schade und haben mehrere neue Verwendungen dafür gefunden. Gucken Sie sich mal auf dem Gelände um, neben einem neuen Leben als „Grüne Wand“ haben wir sie auch als Formteile für Hochbeete eingesetzt.
Naturnutzen
Wie bei allen steinernen Pflanzwänden geben nicht die Formteile den ökologischen Wert vor, sondern das Substrat und die Pflanzen. Ist der eingebrachte Boden nährstoffreich, sind Allerweltspflanzen eine starke Konkurrenz. Seltene Spezialisten brauchen auch einen speziellen Boden, z. B. besonders nährstoffarm, trocken oder kalkhaltig. Faustregel: Je öfter Sie jäten müssen, damit Ihre Wunschpflanzen sich durchsetzen, umso schlechter ist der Boden für sie geeignet. In den Lücken und Nischen der Wand finden Insekten, Amphibien, Reptilien und auch Mäuse ein Zuhause.
Aufwand
Ab kniehohen Mauern sollte grundsätzlich ein ca. 60 cm tief reichendes Fundament aus grobem Sand angelegt werden, es muss nicht immer Beton sein. Das Stapeln und verfüllen nimmt einige Zeit in Anspruch, hält dann aber ewig. Noch ein Tipp: Wer von vornherein keine schnurgeraden Linien plant, sondern organische Schwünge einbaut, ärgert sich auch nicht, wenn Bauteile ein paar Millimeter absacken.
Besonderheiten
Recycling-Bauteile haben selten Idealmaße. Diese einzelnen Elemente wiegen fast einen Zentner, gerade als untrainierter Büromensch sollte man sich dafür Hilfe holen!
Dachziegels tiefer Fall
Über 40 Jahre deckten diese Ziegel ein Schuppendach, dann wurde der Stall komplett erneuert. Wer bringt es übers Herz, so schöne Tonziegel wegzuschmeißen? Wir haben ein Angebot für Insekten daraus gemacht. unseren schweren Kleiboden haben wir mit Sand kräftig abgemagert und diesen Lehm schön satt zwischen den Ziegelschichten aufgetragen.
Naturnutzen
Früher waren die reetgedeckten Bauernhäuser mit Lehm verputzt, ein Paradies für Wildbienen. In den hohlen Stängeln legten Mauerbienen ihre Eier, während Lehm- und Schornsteinwespen die Lehmwände nutzten. Doch diese Wände sind selten geworden. Offene Abbruchkanten von Bächen und Flüssen werden befestigt und es gibt durch die Begradigungen kaum mehr Mäander. Darunter leiden neben den Insekten auch Eisvogel und Uferschwalben. Rauch- und Mehlschwalben brauchen Lehm ganz dringend. Am liebsten aus offenen Lehmpfützen sammeln die rasanten Flieger ihr Nestbaumaterial und verkleben kleine Lehmklumpen mit Speichel.
Aufwand
Wenn man den Lehm erst aus Ton und Sand zusammenmischen muss, kostet das viel Zeit und Kraft. Als flächiges Mauerelement ist solch eine Dachziegelwand nicht geeignet. Niedrigere Mauern aus alten Dachziegeln lassen sich jedoch mit etwas Geschick auch ohne Bindemittel aufschichten.
Besonderheiten
Je höher der Tonanteil, umso mehr reisst und schrumpft die Mischung beim Trocknen. Deshalb magert man den Ton mit Sand (um 90%!) ab. Die Sandkörner halten den Lehm in Form, der Ton klebt sie zusammen.
Grau zu grün
Diese U-förmigen grauen Formsteine haben wir mit dem Gelände geerbt, sie waren ursprünglich „Fahrspuren“ in den Gewächshäusern. Da sie aus Beton bestehen und asbestfrei sind, lassen sie sich gut im Sinne eines modernen „Upcyclings“ verwenden. Nicht alle angepriesenen Stoffe sind so problemlos weiterverwertbar. Bei Autoreifen als Blumentöpfe oder weltweit gereisten Paletten, die manche Giftdusche abbekommen haben können, ist sicher Vorsicht angeraten.
Naturnutzen
Der Wert für die Natur kommt hier einerseits aus dem Strukturreichtum der Wand mit vielen kleinen Gängen, Löchern und Nischen, die Tieren Schutz und Wohnraum bieten. Zum Zweiten ist die Bepflanzung entscheidend. Nehmen Sie heimische Wildkräuter oder wenigstens Gartenblumen, die noch Stempel und Narbe haben. Manchen Blumen wurden diese Geschlechtsorgane weggezüchtet, damit die sogenannten „gefüllten“ Blüten noch prächtiger erscheinen. Für Bienen, Hummeln & Co gibt es an solch sterilen Blüten nichts zu naschen!
Aufwand
Ein bis in den frostfreien Bereich (>60 cm) gehendes Fundament aus Bauschutt und grobem Sand stabilisiert die Wand. Beim aufwändigen Stapeln und Verfüllen sollte man die Fugen zwischen den Steinen versetzt anlegen, das stabilisiert zusätzlich. Je nachdem wie gut der eingebaute Boden und die Bepflanzung zusammenpassen, muss man mehrfach jährlich durchkrauten und eventuell gießen. Denken Sie daran, dass Dünger auch die Konkurrenz schneller wachsen lässt.
Besonderheiten
Überschätzen Sie sich nicht! Diese Mauer fasst mehrere Kubikmeter Substrat und Dutzende je einen Zentner schwere Formteile.
Unterschlupfwinkel
Schon im Mittelalter wurden von Soldaten Weidenkörbe mit Steinen gefüllt. Heute steckt viel Energie in den verzinkten Drahtkörben und den oft über hunderte Kilometer hertransportierten Steinen. Bei Natursteinen sollte man sich nicht nur auf Preis und Aussehen achten. So steckt in vielen modernen Stein-Gärten indische Kinderarbeit unter schrecklichen Bedingungen und weite Transportwege. Wer auf Regionalität achtet, kann mit Steinmauern und Gabionen jedoch einiges Gutes für die Natur tun.
Naturnutzen
Der Wert von Steinmauern und Gabionen liegt in den vielen kleinen Nischen, die Brut- und Versteckmöglichkeiten für Solitärbienen, Laufkäfer und viele andere Insekten, für Schnecken, Eidechsen und Blindschleichen bieten. Letztere mögen besonders die in den Steinen gespeicherte Wärme.
Die Füllung sollte nicht aus zu kleinen Steinen bestehen. Ein wenig Platz zwischen den Steinen brauchen die Tiere ja auch. Auf keinen Fall sollten die Steine mit Bleichmitteln oder Unkrautvertilger „sauber“ gehalten werden.
Aufwand
Gekaufte Gabionen sind recht teuer, wenige Meter können schon über 1.000 € kosten. Mit einem mindestens 60 cm tiefen Funda-ment aus grobem Sand sind sie dann aber auch für die Ewigkeit gemacht. Wer günstig an Steine herankommt oder z. B. Ziegelbruch recycelt und als Füllung nimmt, kann seine Gabione für wenig Geld errichten.
Besonderheiten
Diese Gabione ist mit Sandstein aus dem nahen Weserbergland (Münchehagener und Obernkirchener) und Ziegelbruch als buntem Kontrast gefüllt. Auch ist der Fuß deutlich breiter als üblich. Das erhöht den Nischenreichtum und stabilisiert gleichzeitig die Gabione.
Kräuter in der Wand
Solche massiven Wälle aus Betonformsteinen wirken gut als Schallschutz an vielbefahrenen Straßen. Aus ästhetischer Sicht kann man sicher streiten. Wir haben hier beispielhaft das Maximum an Möglichkeiten zur Bepflanzung geschaffen. Es geht auch schlanker, dafür dann weniger grün.
Der Clou an dieser Wand ist die unterschiedliche Verfügbarkeit von Wasser. Ganz oben ist es am trockensten, hier läuft der Regen schnell in die darunter liegenden Terrassen ab, wo es feuchter ist. Wir haben dies genutzt und wie in einer Kräuterspirale unterschiedlich wasserbedürftige Kräuter gepflanzt.
Naturnutzen
Werden die Betonsteine ganz eng gepackt, gibt es nur wenige Nischen für Amphibien, Insekten, Reptilien und Co. Besser ist es, den Kern frei aus Erdboden einzuschütten oder wenigstens hin und wieder kleine Lücken zu lassen. Da wir die Wand als senkrechtes Kräuterbeet nutzen wollen, haben wir auch exotische mediterrane Pflanzen eingesetzt. Das reduziert den Wert für die Natur, auch wenn viele von ihnen immerhin etwas Nektar liefern.
Aufwand
Auch wenn wir diese Formsteine zu weniger als dem halben regulären Preis bekommen haben, kostet diese 180 cm hohe
Terrassen-Pyramide noch über 400 € den Laufmeter. Den Arbeitsaufwand sollte man ebenfalls nicht unterschätzen: Frostfreies Fundament aus grobem Sand, Erdfüllung in jeder Steinschicht und das Stapeln der Steine.
Besonderheiten
Typische Kräuterspiralen starten mit Minze und Zitronenmelisse in der Feuchtzone, gehen dann zu Petersilie, Koriander, Estragon,
Kümmel, Oregano und Basilikum über und enden in den mediterranen Kräutern Salbei, Thymian oder Lavendel, die Trockenheit gut überstehen.
Ziegelmauer für Entdecker
Die Königsdisziplin an der Gartengrenze ist sicher die Ziegelmauer. Wir haben uns der Herausforderung gestellt und ganz bewusst keine Wasserwaage oder Lot benutzt. Es ist bald schwieriger „schön schief“ zu mauern, als schnurgerade! Gehen Sie auf Entdeckungsreise und gucken Sie, welche Angebote an die Natur wir eingebaut haben.
Naturnutzen
Ob Ziegel, Kalksandstein oder Beton - den Tieren ist das herzlich egal. Wichtig sind möglichst viele Verstecke und die Kombination mit natürlichen Materialien, z. B. für kleine Insektenwohnungen oder Blumenkästen. Ganz unten sollten Sie die Igelfluchten beachten, auch wenn sie bei unserem kurzen Mauerstück nicht wirklich notwendig sind. Jeder Zaun sollte mehrere Igelfluchten haben, damit dieser nützliche Gast nicht ein- oder ausgesperrt wird. Oben auf der Mauer haben wir Angebote für Vögel geschaffen: Eine katzensichere Wasserstelle, ein Sandbad und eine Lehmstelle, falls einmal Schwalben bei uns nisten wollen.
Aufwand
Mit etwas Geschick, Anleitung und vor allem Phantasie ist das Mauern gar nicht so schwer zu erlernen. Wir haben auch manchen Stein unzufrieden nochmal wieder aufgenommen und neu aufgesetzt. Wer günstig an alte Ziegel und Steine herankommt, kann die tollsten Dinge mauern. Dennoch ist der Aufwand für eine Mauer sehr groß: Auf das Grundfundament aus grobem Sand und Schutt haben wir eine gut 10 cm dicke Betonplatte geschüttet. Dazu stützt sich die Mauer durch ihre Kurvenform noch einmal selbst.
Besonderheiten
Bis etwa Hüfthöhe kann man die Steine auch ohne Mörtel aufschichten und miteinander verzahnen. Das hält gut und bringt der Natur am meisten.
Lebensbaum ist kein Lebensraum
Diese exotische Hecke aus Lebensbäumen haben wir zusammen mit dem Grundstück geerbt. Über die Ästhetik kann man streiten, über den ökologischen Wert nicht: Sie ist für Tiere nutzlos.
Wir lassen diese Grenze langsam von Hagebutten und anderen schön stacheligen heimischen Sträuchern übernehmen. Aber auch ein paar alternative einheimische Schnitthecken haben wir Ihnen angelegt.
Naturnutzen
Wer sich gegen Exotik wie Kirschlorbeer und Lebensbaum entscheidet, tut der Natur einen großen Gefallen. Regelmäßigen Formschnitt vertragen Hainbuche, Weißdorn, Feldahorn und auch Fichte und Rotbuche und die giftigen Liguster und Eibe sehr gut.
Für ökologisch noch wertvollere Mischhecken sollte man auf jeden Fall Schlehe, Hartriegel, Hasel, Eberesche, Schwarzer Holunder, Echte Wildrosen, Kornelkirsche und die giftigen Pfaffenhütchen, Schneeball und Heckenkirsche berücksichtigen.
Aufwand
Misch- und Naturhecken sollten einmal jährlich ruhig kräftig geschnitten werden, Formschnitt-Hecken benötigen oft zwei Schnitte.
Knicks und Feldhecken werden nur alle 5 bis 10 Jahre „auf den Stock“ gesetzt. Dieser radikale Rückschnitt sollte nur abschnittsweise erfolgen.
Besonderheiten
Bitte beim Schnittzeitpunkt immer die Brutzeit berücksichtigen. Ein verantwortungsvoller Gärtner schneidet vom 1. März bis 31. Juli keine Hecken!
Mauer mit Lebensfüllung
Aus verschiedenen Materialien haben wir zweischalige Mauern aufgeschichtet und mit Erde gefüllt. Neben regionalen Wesersandsteinen haben wir Dachpfannen und Gehwegplatten ein neues Leben gegeben. Die zwei Mauern stützen sich gegenseitig und das Wurzelwerk der Kräuter und Sträucher verbindet alles mit den Jahren immer fester. Wir haben diesem besonders wertvollen Gartenzaun als nahezu „Ideallösung“ besonders viel Platz gegeben.
Naturnutzen
Weil diese Variante der Gartengrenze so viele unterschiedliche Nischen und Mini-Lebensräume bietet, ist sie besonders reich besiedelt und damit enorm wertvoll. Zwischen den Steinen können sich Kröten, Eidechsen, Käfer und Spinnen verkriechen und Trockenmauer-Pflanzen ansiedeln. Oben wachsen einheimische Pflanzen, die wiederum Nahrungsgrundlage für jede Menge Tiere sind, auf die die Jäger in den Steinfugen schon lauern.
Auch mehrere Meter links und rechts der Mauer wirkt sie noch.Manch ein Tier hat hier sein Revier und zieht sich in die Mauer nur zum Schutz zurück.
Aufwand
Zugegeben, das dopelwandige Aufschichten der teilweise reichlich schweren Steine ist alles andere als rückenschonend, dafür kann man die Pflege später in angenehmer Höhe erledigen. Bis etwa Hüfthöhe ist für diese Variante kein Fundament nötig. Selbst wenn der Boden im Frost arbeitet, sollte die Mauer über das Wurzelwerk gut verzahnt sein. Allerdings sollte der Mauerfuß deutlich breiter als die Krone sein und immer mal wieder größere Steine für mehr Stabilität in die Mitte zeigen.
Besonderheiten
Nutzen Sie die Mauerkrone ruhig für Beerensträucher, Stachelbeeren schrecken Eindringlinge ab und lassen sich angenehm ernten.
Flatterhafte Falterchen
Ein kleiner Bonus zur Ausstellung an unserem Schmetterlingsbeet mit Kopfweiden und Brennesseln
Schmetterlinge sind beliebt; manche befruchten Blüten und sie sind meist eine echte Augenweide. Jeder will sie in seinem Garten haben.
Anders ist es mit den „Baby-Schmetterlingen“. Wer mit Kohlweißling oder Frostspanner um die Ernte streitet, verliert schnell jede Toleranz. Die Raupen sind reine Fressmaschinen mit enormem Appetit. Sie merken es aber selbst schon: Ohne Raupen, keine Schmetterlinge. Wer sich nur um den Nektar für die fertigen Falter kümmert, vernachlässigt den Nachwuchs. Rund um die Kopfweiden lassen wir deshalb Brennessel und Kohlsorten als „Opferkultur“ wachsen.
Naturnutzen
Schmetterlinge sind nach den Käfern die zweithäufigste Insekten-Ordnung. Auch wenn es bei Nutzpflanzen nervt, die Raupen halten viele Gewächse effektiv in Schach, die sonst überhand nehmen würden. Andererseits gibt es Blüten, die allein von den langen Falterrüsseln befruchtet werden können. Aus den Pflanzenteilen wird durch die Raupen kiloweise Insektenfleisch und das ist pure Energie für viele Tiere und deren Nachwuchs. Ohne eiweißreiche Raupen könnten z. B. Meisen nicht in knapp drei Wochen vom daumennagelgroßen Küken zum fertigen Vogel heranwachsen.
Aufwand
Einheimische Schmetterlinge brauchen nur die richtigen (einheimischen) Pflanzen. Einfach wachsen lassen, das war‘s. Exoten wie der Schmetterlingsflieder (Buddleja) ziehen zwar Falter magisch an, bieten aber keiner einzigen Raupe Nahrung.
Besonderheiten
Eine Faustregel für den Naturgärtner: Pflanzen, die keine Löcher in den Blättern haben, bieten auch keinen Lebensraum.