Gemüse und Pilze vom Balkon - Erfahrungsberichte

Vertical gardening erlebt derzeit einen regelrechten Hype. Selbstgezogenes schmeckt immer besser als gekauftes Gemüse, es ist frischer und natürlich weiß man es mehr zu schätzen, schließlich steckt eine Menge Arbeit drin.
Was auf dem Balkon wuchs, muss nicht weit transportiert werden. Wo der Hände Arbeit Maschinen ersetzen, sinkt der Energieverbrauch – ob als Kraftstoff für Landmaschinen oder Klimatisierung von Gewächshäusern. Das schützt das Klima.
Der NABU Bremen unterstützte Balkongärtner im Rahmen des Projektes „Gemeinsam aktiv für den Klimaschutz im Alltag“ (2020/2021) in der näheren Umgebung der NABU-Geschäftsstelle (Hemelingen und Vahr), Gemüse- und Kräuteranbau auf dem Balkon selbst zu testen. Dafür standen Samen in Kleinstmengen und Gemüsepflänzchen für den Eigenanbau zur Verfügung. Damit aber jeder von den zahlreichen Einzelerfahrungen profitieren kann, wurden sie in diesem Erfahrungsbericht zusammengefasst.
November
Diese Töpfe mit Tomaten und Paprika standen unter Glas im Gewächshaus. Nur so hielten sie trotz der durch den Klimawandel verlängerten Vegetationsperiode so lange durch. Die "Bunten Paprikazwerge" machen ihrem Namen alle Ehre, denn die Früchte sind tatsächlich kaum tomatengroß. Vielleicht war aber auch die NABU-Erdmischung nicht ideal. Schmecken tun sie trotzdem. Und verschiedene Farben gibt es an jeweils verschiedenen Pflanzen: entweder gelb, oder rot, oder dunkellila. Aber alle schön anzuschauen.
Oktober
Anfang Oktober wurden im Mehrgenerationenhaus MOBILE in Sebakdsbrück vier Beet-Kompost-Boxen gebaut und zuhause auf den Balkonen gleich komplett in Betrieb genommen.
Der Lockdown durch die Corona-Pandemie hatte einiges durcheinander gebracht. Diverse soziale Einrichtungen wurden geschlossen oder ihre (meist älteren) Bewohner isoliert. So wartet manch Anfang 2020 getroffene Verabredung noch auf Umsetzung. Verspätet, aber immerhin doch noch, konnten im Oktober Beet-Kompost-Boxen im Familienzentrum MOBILE in Sebaldsbrück gebaut werden. Die Bepflanzung begann mit Herbstgemüse. Auch die Kompostbox in der Mitte der Konstruktion ging sofort in Betrieb. Was noch fehlt, sind Regenwürmer und andere "Kompostmacher". Hier hilft eine Animpfung mit angerottetem Kompost aus dem Garten oder Gartenprojekten.
Fruchtwechsel in Beet-Kompost-Box
Die Beet-Kompost-Box beim NABU im Laufe der Saison:
Im April und unter Glas wuchsen Schnittlauch, Petersilie vom Vorjahr und Radieschen im Beet.
Im Juli gediehen Spitzkohl, Salat und Lauchzwiebeln im Kasten. Hinten rechts waren bereits Bohnen gelegt.
Im Oktober war der Salat schon weg, der Spitzkohl und die Bohnen erntereif. Ob die Rübchen noch etwas werden?
September

Das ist leider nicht der gewünschte Shiitake. Wenige Fruchtkörper davon erschienen am 2019 beimpften Holz. - Fotos: privat/Meier
Ende August wurden die ersten mit Pilzen beimpften Holzstücke abgegeben. Prompt erschien auch gleich etwas auf der Oberfläche. Der Shiitake war es leider nicht. Stattdessen zeigte sich auf ganz vielen der auch noch beim NABU verbliebenen Holzstücke dieses Phänomen. Wir müssen es leider abwarten. Das Myzel von der Beimpfung hatte sich gut in das Holz gezogen, aber Pilze wachsen eher langsam, es kann schon mal dauern.
So stellten wir im Oktober 2020 an den im Jahr 2019 beimpften Holzstücken fest, dass sich auch hier nur recht wenig Fruchtkörper bildeten, fast alle unmittelbar über der Erdoberfläche. Es waren Shiitake, Austernseitlinge und Stockschwämmchen.
Ist es beim NABU zu trocken? Reicht es nicht, wenn nur die Füße der Stammabschnitte feucht genug stehen? Noch wissen wir es nicht, forschen aber weiter. Wir sind am Erfahrungsaustausch sehr interessiert!
Hochsommer
Beim NABU fanden zu ebener Erde Schnecken ihr Wohlgefallen an dem frischen Blattgrün. Auch litten die Gemüsetöpfe wegen ihres Standortes auf der Südseite des Gewächshauses unter der Sonne, der Platz ähnelte offenbar einem heißem Südbalkon.
Tomaten ist das eigentlich recht, aber ihnen fehlten an dieser Stelle dann wohl doch die nassen Füße.
Als der Sommer noch trocken und warm war, litten Auberginen unter Spinnmilben, die sich unter diesen Bedingungen besonders wohl fühlen. Dann wechselten sich Regenphasen und sonnig-heiße Abschnitte ab, was die Auberginen nicht mochten.
Anderen bekam es. So schoss die Zucchini ins Kraut und lieferte. Die Lauchzwiebeln deckte sie dabei zu.
Anderswo wurde der Kohlrabi geerntet. Zuvor hatten Raupen begonnen, sich über die Blätter her zu machen. Anschließend gedieh Petersilie auf den Platz.
Auf einm weiteren Balkon steht der Kohlrabi extra, die Tomaten schießen in die Höhe.
An der Hauswand in einem Privatgarten fühlten sich die Tomaten wohler als vorm NABU-Gewächshaus. Allerdings neigten sie zu recht fester Haut. Ging das anderen auch so? Die als Buschtomate, die ohne Rankhilfe und Stütze auskommt, angepriesene Sorte wuchs tatsächlich buschig und hatte kräftige Triebe. Mit schweren Früchten dran hielt sich ihre Standfestigkeit dann doch in Grenzen.
Mai 2020
Anfang Mai gab es noch strenge Kontaktverbote aufgrund der Corona-Pandemie. Da für die Beimpfung der Holzstämme mit Pilzbrut immer mal wieder mehr als zwei Hände nötig sind, arbeiteten zwei vom Stammpersonal Hand in Hand, um alles zur Verfügung stehende Holz in einem Zug zu bearbeiten. Etwa drei Monate dauert es, bis das Pilzmyzel vom Brutmaterial in das Holz gewachsen ist. Dann können die Holzstücke bewegt werden.
Die Stammabschnitte wurden hinter dem Haus im Schatten der Nordseite aufgestellt und stets feucht gehalten.
Auch auf den Balkonen wuchs es. Beispielsweise der Batavia-Salat, ein Mittelding zwischen Pflück- und Kopfsalat.
April 2020
Fürmanche Gemüse gab es Samen mit nach Hause, weil sie sich nicht verpflanzen lassen. Teils wurde weiteres Saatgut hinzugefügt. Die Freude war groß, als sich die ersten Blätter zeigten. Und die Fragezeichen noch mehr, wie es nun weitergeht.
Anderswo wurden die Radieschen in zwei Reihen im Balkonkasten ausgesät. Und kamen promt und reichlich.
Jungpflanzen konnten im April und Mai noch beim NABU abgeholt werden. Inzwischen hatte der Lockdown durch die Corona-Pandemie eingesetzt und jegliche persönliche, gemeinsame Treffen mussten ausfallen. Dafür ging es per Mail und Telefon weiter.
Im April wachsen beim NABU an geschützem Ort die ersten Paprika- und Tomatenpflanzen heran. Auch Aubergine steht auf dem Plan. Ob das wohl funktioniert? Insbesondere Aubergine braucht viel Wärme. Nachts war es draußen allerdings noch lausig kalt. Morgens schien in den ungeheizten, verglasten Vorbau der NABU-Geschäftsstelle gleich die strahlende Morgensonne hinein. Das unklimatisierte Gewächshaus wäre auf jeden Fall zu kalt gewesen.
Schon bald sind die Kohlrabi-Pflanzen sind zur Abholung bereit. Die übrig geblieben bekamen größere Töpfe und schon bald war der erste, ganze zarte Ansatz der Knolle zu sehen.
März 2020
In einem Kurs säten interessierte Balkongärtner teils das erste Mal in ihrem Leben. In den Saatschalen keimten die ersten Pflanzen nach wenigen Tagen, andere erst nach drei Wochen.