Kirschpflaume und Schlehe in weißer Pracht
„Erstfrühling“ in vollem Gange



Schlehe (Schwarzdorn) - Foto: Helge May
(Bremen, den 10.04.18) Ein einziges warmes Wochenende reichte als Startschuss für die ersten Wildsträucher ihre Blüten zu öffnen. Besonders die Kirschpflaume und mit etwas Verzögerung die Schlehe verwöhnen das Auge mit reinen Weißtönen statt winterlichem Grau. Sie künden den Erstfrühling an, dem im Übergang zum Vollfrühling die Kirschblüte folgt. Da die Blüten später auch zu Früchten werden, lohne es sich, aufmerksam durch die Natur zu spazieren, empfiehlt der NABU.
Ursprungsarten aller Pflaumen, Reineclauden und Mirabellen
„Die Früchte sind später in der Landschaft viel schwerer zu finden, als jetzt die Blüten“, betont NABU-Geschäftsführer Sönke Hofmann, „ich entdecke durch die Blüte immer neue Stellen wo Schlehen und Kirschpflaumen später eine lohnende Ernte bieten.“ Beide gehören der Gattung Prunus an und sind die Stammform aller gezüchteten Pflaumenarten. Dazu gehören neben den Pflaumen und Zwetschgen auch die Reineclauden und Mirabellen.
Während die Schlehen nur zentimetergroße dunkelblaue Früchte mit sauer-herbem Geschmack produzieren, haben die wohlschmeckenden Kirschpflaumen zwei bis drei Zentimeter Durchmesser und sind von gelb über rot bis lila gefärbt. „Aus den Kirschpflaumen mache ich am liebsten Wein“, gesteht Hofmann, „wenn man die Kerne länger in der Maische lässt, bekommt er ein tolles Mandelaroma.“ Doch auch ein Schlehenlikör sei nicht zu verachten und Wein aus Schlehen könne guten Rotweinen Konkurrenz machen.
Standorte jetzt merken - leckere Früchte kommen bestimmt
Beide Sträucher sind auf jeden Fall für die Tierwelt wichtig: Als Nektarspender, Futter oder dorniger Nistplatz. „Die Schlehe ist ein Allround-Gehölz für eine Vielzahl von Tieren“, zeigt sich Sönke Hofmann begeistert. „Die kleinen Blätter werden von weit über 70 Schmetterlingen zur Eiablage aufgesucht, darunter seltene Arten wie der Segelfalter und das Gelbe Ordensband.“ Die fünfblättrigen weißen Blüten der Kirschpflaume und Schlehe sind eine wichtige Bienenweide. Sie produzieren viel Nektar und können auch von kurzrüssligen Insekten aufgesucht werden.
Der Name „Schwarzdorn“ für die Schlehe stammt von der Rindenfärbung, die im zweiten Jahr schon nahezu schwarz ist. Kirschpflaume und Schlehe haben zum Schutz echte Dornen an den Trieben. „Im Gegensatz zu den leicht ablösbaren Stacheln der Rose, die Auswüchse der Rinde sind, unterscheiden Botaniker die echten Dornen. Das sind umgewandelte Blätter oder Sproßteile, die mit dem Holz der Triebe verbunden sind. Sie sind entsprechend fest und ein guter Schutz selbst gegen derbe Kuhmäuler“, erläutert der gelernte Förster Hofmann.
Vogelschutz- und Insektengehölz
Durch die Dornen seien die beiden Prunus-Vertreter hervorragende Vogelschutzgehölze. „Gartenbesitzer sollten mehr dornenreiche Sträucher anpflanzen, in die kein Rabenvogel der viel kleineren Beute folgen oder versteckte Nester plündern kann“, so der Vogelfreund. Der zu beobachtende Artenrückgang bei Vögeln sei auf das Verschwinden strukturreicher Lebensräume in Gärten und Landschaft und Pestizide zurückzuführen und nicht auf eine „Massenvermehrung“ räuberischer Arten.
Wer jetzt noch einheimische Sträucher im Garten pflanzen und sein Land naturnah anlegen möchte, findet wertvolle Tipps in der Broschüre „Gartenlust“. Diese gibt es gegen 3 Euro in Briefmarken beim NABU, Vahrer Feldweg 185, 28309 Bremen. Ab Herbst bietet der NABU auch wieder die Möglichkeit, 20 verschiedene Wildsträucher über eine günstige Sammelbestellung zu kaufen.