Jungvögel sind keine Haustiere!
Meist sind die Eltern nicht weit



Junger Zaunkönig - Foto: NABU Bremen
Deutlich früher als in vergangenen Jahren tschilpt und tschirpt es in Nistkästen, Hecken und Gebüschen. Die ersten Küken sind unterwegs, bald werden sich viele weitere Jungvögel aus den schützenden Nestern wagen. Das bedeutet auch wieder viele verzweifelte Nachfragen beim NABU. Tierfreunde wollen vermeintlich in Not geratenen Jungvögeln helfen und suchen Rat. Die größte Bitte der Naturschützer wiederum ist, Katzen jetzt im Haus zu halten, damit die ungelenk flatternden Küken eine Chance haben.
„Wir beantworten im Moment auch am Wochenende unsere Mails, aber Jungvögel sollten grundsätzlich an Ort und Stelle gelassen werden. In den allermeisten Fällen wurden sie nicht verlassen und werden von den Eltern weiter umsorgt“, betont NABU-Geschäftsführer Sönke Hofmann. Auch wenn die niedlichen Federbälle noch so herzzerreissend rufen, sei das zunächst kein Grund zur Besorgnis. Mit Bettellauten rufen die Kleinen nach ihren Eltern, die sie auch außerhalb des Nestes versorgen.
Die unerfahrenen und im Fliegen noch ungeübten Jungtiere sitzen meist im halbhohen Geäst oder auf dem Boden. Bei Gefahr durch Katzen oder an vielbefahrenen Straßen sollten die Tiere einfach in den nächsten Busch gesetzt werden. „Man kann Jungvögel ohne Probleme berühren, der Geruchssinn ist bei Vögeln im Vergleich zu Säugetieren sehr gering ausgeprägt. Die Eltern nehmen ihre Brut nach einer kurzen Berührung wieder an“, so der NABU.
Katzen jetzt im Haus halten
An Katzenbesitzer appellieren die Naturschützer, die Stubentiger in den nächsten Wochen nicht mehr ins Freie zu lassen oder wenigstens mit bunten Halsbändern auszustatten. „Halbflügge Jungvögel sind leichte Beute, da kommt auch bei der schmusigsten Kitty der Tiger durch“, weiß Sönke Hofmann, der selbst zwei Hauskater hat. Hochgerechnet räubern Katzen allein in Bremen jährlich anderthalb Millionen Wildtiere.
Amerikanische Forscher wiesen mit 900 GPS-Sendern nach, dass Hauskatzen zwar meist kleine Reviere durchstreifen aber einen doppelt bis zehnfach höheren Effekt auf die Vogelwelt haben als Wildkatzen. Dazu schädigen Hauskatzen auch Eidechsenpopulationen und selbst Libellen und Schmetterlinge sind vor ihnen nicht sicher. Der Mensch unterhält mit freilaufenden Katzen eine Horde effektiver Jäger, die – Whiskas-sei-dank - keinem Populationsdruck unterliegt.
Ein scheinbar verlassener Jungvogel sollte, um die Eltern nicht zu vertreiben, mit gebührendem Abstand mindestens eine Stunde lang beobachtet werden. „Wenn in dieser Zeit kein Eltern- oder Geschwistervogel entdeckt wird, können Hilfsmaßnahmen sinnvoll sein“, so der NABU. Dazu gehöre zunächst das Anbieten von Wasser und die behutsame Untersuchung auf Verletzungen, Brüche und Durchfall. Im Zweifelsfall sollte ein Tierarzt befragt werden, oft hilft der auch kostenlos weiter. "Jungvögel sind Wildtiere, man darf ihnen nur im echten Notfall helfen. Als Haustiere sind sie überhaupt nicht geeignet", stellt Hofmann klar. Deshalb sei eine kurze Pflege mit schnellstmöglicher Auswilderung immer das Ziel des verantwortungsbewussten Tierfreunds.
Infopaket und Bitte um Meldung
Die beste Vogelhilfe sei im übrigen der naturnahe Garten mit abwechslungsreichen, einheimischen Pflanzen, so der NABU. Ein Broschürenpaket mit Tipps über Vögel im Garten mit Pflanzlisten, Bestimmungstafeln der wichtigsten Vogelarten und vielen weiteren Hinweisen rund um die gefiederten Freunde gibt es für 5 Euro beim NABU, Vahrer Feldweg 185, 28309 Bremen.
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