Vogeltränken als Parasitenparadies
Wärme sorgt für Vermehrung von Trichomonaden
(Bremen, den 06.08.18) Angesichts der anhaltend hohen Temperaturen stellen viele Mitmenschen Schälchen mit Wasser für die gefiederten Freunde hin. Diese an sich gut gemeinte Hilfe kann zu einer tödlichen Falle werden, wenn Trink- und Badestellen für Vögel nicht täglich gereinigt werden. Aktuell häufen sich beim NABU die Meldungen toter Grünfinken, die besonders sensibel auf Trichomonaden reagieren.
„In den letzten Tagen haben wir vermehrt Meldungen über tote Grünfinken erhalten“, erklärt NABU-Vogelkundler Florian Scheiba. Als Ursache des Finkentods vermutet der Naturschützer verdreckte Vogeltränken. Dort kann sich der Parasit „Trichomonas gallinae“, ein winziges einzelliges Geißeltierchen, leicht ausbreiten und das Wasser verunreinigen. Von Trichomonas befallene Grünfinken und andere Finkenvögel sind meist zum Tode verurteilt.
Hygiene oberstes Gebot
„Das oberste Gebot bei Vogeltränken, ganz gleich, ob im Garten, auf der Terrasse oder dem Balkon, ist die Sauberkeit“, betont Florian Scheiba. Dazu gehöre regelmäßiger Wasserwechsel, Ausspülen und Sauberwischen. „Bei großer Hitze muss die künstliche Wasserstelle unbedingt täglich gereinigt werden, da kleine Wasserstellen jedes Jahr zahlreiche Vögel mit tödlichen Keimen infizieren.“
Dabei sollten keine Spülmittel oder scharfen Reiniger verwendet werden. Eine Bürste und kochendes Wasser reichten aus. Als Alternative können auch zwei Wasserschalen abwechselnd benutzt werden, so der NABU. Wenn eine Tränke ein paar Tage in der heißen Sonne trocknet, sterben mögliche Parasiten. Wer kranke oder verendete Vögel nahe einer Vogeltränke findet, sollte die Trinkquelle sofort stilllegen und entfernen, damit sich nicht noch mehr Vögel infizieren.
Zum Aufstellen von Vogeltränken hat der NABU weitere Tipps parat: Vögel nehmen eine Tränke nur an, wenn sie sich dort auch sicher fühlen. Wichtig ist deshalb, dass die Tränke an einem Platz steht, der für die Vögel gut einsehbar ist. „Vögel sind beim Trinken und Baden stark abgelenkt und für anschleichende Katzen leichte Beute. Deshalb sollte die Tränke nicht im Gebüsch stehen“, empfiehlt Scheiba. In der weiteren Umgebung der Tränke sollte es allerdings Büsche und Bäume geben, damit die Vögel sicher anfliegen und sich bei Bedrohung schnell verstecken können.
Eine Vogeltränke koste nicht viel Geld: „Eine flache Schüssel oder ein Blumentopf-Untersetzer tun es auch“, erklärt Florian Scheiba. Die Vogeltränke sollte am Rand flach sein, so dass sich die Vögel dem Wasser nähern können. Um verschiedene Vogelarten anzulocken, sollte sie eine Tiefe zwischen 2,5 und 10 Zentimeter aufweisen. Zudem ist es wichtig, dass der Boden der Tränke unglasiert und rau ist, damit die Vögel nicht ausrutschen.
Vögel können nicht schwitzen, da sie im Gegensatz zu Säugetieren keine Schweißdrüsen haben. Sie verlieren bei Hitze also weniger Wasser. Trotzdem müssen Vögel mindestens zwei Mal am Tag Wasser aufnehmen. Vor allem Körnerfresser sind auf Wasserstellen angewiesen, da ihre Nahrung nur wenig Feuchtigkeit enthält. Und auch nichtgefiederte Gartenbewohner wie der Igel freuen sich derzeit über ein zusätzliches Trinkangebot.