Köstlichkeit am Strauch - Foto: Jürgen Frinker
Bericht zur Tour "Radtour Essgarten"
Tourenverlauf:
Treffpunkt: Hbf. Wildeshausen, weiter mit dem Fahrrad durch den Naturpark Wildeshauser Geest zum Pestruper Gräberfeld und in den Essgarten der Familie Deemter in Harpstedt.
1. Etappe Pestruper Gräberfeld – Archäologische Sehenswürdigkeiten
Kein Wölkchen war am Himmel und bei angenehmen Temperaturen radelte unsere Gruppe nun vom Bahnhof in Richtung Pestrup. Nach ca. 25 Minuten hatten wir unser erstes Ziel erreicht, und zwar das prähistorische Gräberfeld.
In der Nähe von Wildeshausen im Landkreis Oldenburg liegt das Pestruper Gräberfeld, das in der Region als begehrtes Ausflugsziel bekannt ist. Zu sehen sind ca. 500 Grabhügel in unterschiedlicher Größe, die aus der Bronze- und Eiszeit stammen. Alle Hügel sind großflächig mit Heidekraut bewachsen. Birken und Kiefern entwickeln sich ebenfalls auf den Heideflächen. Die Grabhügel stammen aus der Zeit um 900 bis 200 v.Chr. Im Sommer sind dort Schafe auf den Heideflächen zu sehen, die dort weiden und zur Flächenerhaltung beitragen. Insgesamt stehen 39 ha Fläche zur Verfügung auf der ein Schafkoben steht und als Unterschlupf für die Schafe bei schlechtem Wetter dient.
Zum Schluss sei noch erwähnt, dass die Flora auch einiges aufzuweisen hat. Geißklee, kleines Habichtskraut, englischer Ginster, niedrige Schwarzwurzel und geschlängelte Schmiele wachsen hier. Diese Pflanzen sind hervorragend geeignet für viele Schmetterlingsarten. Hervorzuheben ist der Bläuling, der sich auf Zwergstrauch-Heiden spezialisiert hat.
2. Etappe Zum Essgarten nach Barjenbruch
Jetzt begann der zweite Teil der Fahrradtour. Unsere gemütliche Fahrradtour führte uns durch die schöne Landschaft der Wildeshauser Geest. 15 km waren es noch bis zum ersehnten Ziel dem Essgarten. Eine Sache musste jetzt noch geklärt werden. Barjenbruch: Wo ist das denn? Schwierig, aussichtslos? Antwort: Gehört zur Gemeinde Winkelsett und zur Samtgemeide Harpstedt. Jetzt befragten wir erfolgreich das Navigationsgerät mit dem Ergebnis, das eine optimale Route mit kurzer Fahrzeit ermittelt wurde.
Mittlerweile verspürten einige Teilnehmer ein leichtes Knurren im Magen und fragten sich: Was gibt es denn zu essen? Schmeckt das auch? Das ist doch alles vegetarisch! Nach 1 1/2 Stunden Fahrzeit standen wir mit unseren Fahrrädern am Eingangstor des Essgartens und wurden freudig von den Hunden der Familie Deemter begrüßt.
Im Naturpark Wildeshauser Geest liegt der Essgarten der Familie Deemter. Früher war das alles Ackerland und wurde konventionell bewirtschaftet erzählte uns Frits Deemter. 16 Jahre ist es her, dass die Familie Deemter aufs Land zog und ihren Traum von einem Essgarten umsetzte. Auf 2,5 Hektar ist zwischenzeitlich eine faszinierende botanische Zauberwelt entstanden mit über 1000 essbaren Pflanzenarten aus aller Welt. Ergänzend ist zu sagen, dass dieser Garten einzigartig in unserer Region ist. Alles ist essbar. Die Pflanzensammlung umfasst Nüsse, Früchte, Blätter, Bambus und Kakteen. Ausgewählt wurden Pflanzen, die im Klima der Norddeutschen Tiefebene wachsen können. Naturvölker ernährten sich früher von diesen Pflanzen, die leider teilweise in Vergessenheit geraten sind.
Beim Rundgang durch den Garten konnten wir verschiedene Pflanzen frisch verkosten. Zahlreiche Pflanzen werden gesammelt und vermehrt mit dem Ziel, zusätzlich ein Refugium für bedrohte Insekten zu schaffen. Nebenbei wird versucht heimische Pilze auf dem Grundstück anzusiedeln. Engerlinge, Boviste, Tintenröhrlinge und Shitakepilze, werden erfolgreich in einer künstlichen Höhle gezüchtet. Versuchsweise werden Sträucher und kleine Bäume mit dem Myezel geimpft, um die Ausbreitung des Pilzes zu fördern.
Auch die Tierwelt hat hier Platz gefunden. Igel, Laubfrösche, Blindschleichen und Ringelnattern finden ein reichhaltiges Nahrungsangebot.
Bewirtschaftet wird der Garten nach ökologischen Grundsätzen. Angrenzend sind Felder die konventionell bestellt werden. Wichtig ist hier, dass bei der Verwendung von Spritzmitteln ein entsprechender Abstand zum Grundstück eingehalten wird. Herr Deemter versicherte
uns, dass der betreffende Landwirt sich an die Vereinbarungen hält. Auf dem Grundstück befindet sich auch das Wohnhaus der Familie sowie ein unbeheiztes Gewächshaus, dass für die Aufzucht von Setzlingen benötigt wird. Idyllisch liegt inmitten des Essgartens ein großer Naturteich und ein kleiner versteckter Wald.
Kulinarisches:
Nach ausgiebigem Naschen im Garten war eine kulinarische Pause angesagt. Im hinteren Gartenbereich standen mehrere Bierhausgarnituren und Stühle. Die hungrigen Gäste konnten sich nun setzen und auf die angekündigte Mahlzeit warten.
Natürlich interessierte jetzt das Menü, das Familie Deemter für uns gekocht hatte.
Auf den Tisch kam ein 4 Gänge Menü bestehend aus Blätterteigtasche, dann Suppe, Pesto und Nudelauflauf gewürzt und abgeschmeckt mit Wildkräutern.
Urteil: Ein Leckerbissen bestehend aus Giersch liebevoll zubereitet und geschmacklich absolute Spitzenklasse. Alle Teilnehmer waren vom Essen überrascht und lobten Familie Deemter für den Einsatz.
Giersch „Früher war das doch ein arme Leute essen“ erinnerten sich ältere Teilnehmer.
Alternativ zu der allgemeinen Esskultur kann diese Ernährungsweise helfen den Welthunger zu reduzieren, wenn der Anbau von essbaren Pflanzen erheblich gesteigert wird. Supermärkte müssten diese Produkte anbieten und gleichzeitig das Interesse beim Verbraucher wecken. Diese Lebensmittel sind hochwertig, schmecken und sorgen für einen ausgeglichen Vitamin- und Energiehaushalt.
Schließlich wurde es Zeit unseren kulinarischen Ausflug zu beenden, denn um 18.00 Uhr war die Rückfahrt mit dem Regionalexpress vorgesehen.
Mit Rückenwind und bleibenden Eindrücken endete unsere Tour am Bahnhof in Wildeshausen.
Fazit:
Es war ein wunderschöner Herbsttag verbunden mit einer erlebnisreichen Fahrradtour und gutem Essen bei Frits und Heide Deemter. Beide haben uns fachkundig durch Ihren Garten geführt und alles freundlich, humorvoll und ausdauernd erklärt.