Grau in Grau - Ein Sanderling Suchbild - Foto: Florian Scheiba
Bericht zur Tour Zugvögel auf Langeoog
Exklusiver Segeltörn entlang der Küste Langeoogs zur Beobachtung der Zugvögel
Gegen 20:30 Uhr hatte uns die Großstadt wieder. Der NABU-Kleinbus mit acht Reisenden stand vor dem ZOB CinemaxX. Das pulsierende Leben, des gerade eröffneten Freimarktes (Freimaak!) war nicht mehr zu übersehen, geschweige denn zu überhören.
Was für ein Kontrast! Noch vor wenigen Stunden durften wir die Fahrt im Katamaran vor der Insel Langeoog bei zahlreichen Naturbeobachtungen genießen. Vom Hafenort Bensersiel brachte uns eine mit Urlaubern gefüllte Fähre auf diese schöne ostfriesische Düneninsel.
Nach dem Anlegen bleiben wir im Hafenbereich, tranken noch einen Kaffee im idyllischen Hafenrestaurant und wurden nach 13:00 Uhr von dem Kapitän, Vogelexperten, Naturfreund Arvid empfangen.
Er trug einen auffälligen Hut mit Feder, Gummistiefel, weite Kleidung und war ansonsten guter Dinge. Besser konnte der äußere Rahmen einer bevorstehenden Exkursion auf dem Wasser wohl kaum sein. Das Segelschiff namens Dorado war ein englisches Modell, ein sogenannter Strider.
Unser Schiffsführer verteilte uns gleichmäßig auf dem Oberdeck, nur Friedrich stand hinter dem noch eingerollten Vorsegel der Fock. Ein Außenbordmotor wurde anfangs von Arvid eingesetzt.
Lach- und Silbermöwen, Brandgänse sowie Austernfischer fanden sogleich Erwähnung. Die letztgenannte Art kann sogar auf Pfählen brüten. Wer hätte das gedacht? „Wieder etwas Ornithologisches dazugelernt“, sagte meine innere Stimme. Seitlich unseres Katamarans werden wir von einem Seehund „verfolgt“. Unweit von ihm tauchte ein Kormoran.
Am Abend, so wurde uns kurz berichtet, kommen sogar Löffler auf den Steindamm zur Hafeneinfahrt.
Die auffällige Betonmauer wurde im Krieg gebaut und sollte wohl den Hafen schützen. Inzwischen ist sie zu einem Teil ausgehöhlt, dem Wasser aber hält sie nach wie vor stand. Wie lange noch?
Die erwähnten Austernfischer überwintern sogar auf der Insel. Besonders klein und flink in ihren Bewegungen sind die sogenannten Steinwälzer. Ich hätte sie leicht mit Strandläufern verwechseln können. Übrigens steigt vor Langeoog der Tidenhub von 2,70 m auf bis zu 3,50 m.
Das Wattenmeer war nun vollends in Bewegung. Eiderenten zogen an uns vorüber, ein Brachvogel stand am Strand. Unser Kapitän entdeckte nicht nur mit geschulten Blicken die Vögel, auch durch ihre Töne konnte er sie bestimmen. Einen Haubentaucher sahen wir nur kurz, bis er untertauchte, um alsbald wieder auf der Wasseroberfläche zu erscheinen. Dieses Versteckspiel gehört wohl zu seiner Art. Die Bestimmungen wurden fortgesetzt. Pfeif- und Eiderenten zeigten sich, eine Lachmöwe erkennt man unter anderem an ihren roten Beinen. In der Langeooger Schutzzone entdeckten wir einen Turm zur Naturbeobachtung.
Dass übrigens im ostfriesischen Bereich nicht die bekannten größeren Zugvögel wie zum Beispiel Störche oder Kraniche ihre Einflugschneisen haben, liegt schlicht und einfach an der Thermik. Sie ist für diese „Fernflieger“ nicht ausreichend. Meine diesbezügliche Frage beantwortete der Vogelkundler.
Eine Möwe besitzt in ihrem Schnabel eine Art Membran, sodass Salz- sowie Süßwasser gefiltert werden können, was wiederum die Überlebensgrundlagen steigert. Meine persönliche Bemerkung: „Bewunderung für die Natur!“
Auf der Insel Baltrum:
Jawohl, Langeoog genügte uns wohl nicht? Arvid steuerte die Ostspitze der kleinsten ostfriesischen Insel an, nämlich Baltrum. Böse Zungen bemerken manchmal: „Da ist man bald rum!“
Aber, liebe ostfriesische NABU-Leser/innen, jeder der Inseln ist schön, hat ihre Eigenarten, ihre Anziehungen. Ich kenne sie alle und schreibe dieses ohne Schmeichelei. Nun stiegen wir einfach aus, nachdem der Katamaran langsam das Inselende berührt hatte. Der Motor war natürlich ausgeschaltet. Unsere Blicke gehörten erst einmal den Seehunden, die mit dem Fernglas gut sichtbar wurden und beinahe regungslos auf einer der Insel vorgelagerten Sandbank lagen und vor sich hindösten; so konnte man den Eindruck haben. Zuvor zählte ich im Bereich dieses Wattenmeeres nur neun dieser Raubtiere (sie gehören tatsächlich zu dieser Gattung). Auf Baltrum waren es ca. 25. Dass wir bei unseren Beobachtungen stets genügend Abstand hielten, versteht sich als Naturschützer eigentlich von selbst.
Rückfahrt oder Natur pur:
Wie ist das gemeint?
Der Motor war nach kurzer Fahrstrecke ausgeschaltet, das Vorsegel wurde gesetzt, sodass die Wellen „el Dorado“ dahingleiten ließen. Eindrucksvoller hätten diese Momente kaum sein können. Derartige Empfindungen sind schwer beschreibbar!
Nur der Wind bestimmte nun das Tempo, keine Hektik, nur Naturbeobachtungen um uns herum. Es war wunderbar!
Ein Seehund wurde erneut sichtbar, sein Ziel musste wohl die Sandbank sein, auf die er sich in mehreren Tauchgängen auffällig zubewegte. Seine Artgenossen schienen auf ihn zu warten. Das Ziel wurde erreicht und sein Ausruhen schloss sich gleich an.
Im Hafengebiet warf Arvid wieder seinen Motor an. Das Anlege-Manöver klappte. Wir verließen unser Gastschiff und verabschiedeten uns dankbar vom „Naturkapitän“.
Ausklang:
Die Gaststätte „Kajüte am Hafen“ sorgte für unser leibliches Wohl, das wir alle nun nach diesen vielen Windberührungen auch verdient hatten. Die maritime Innenausstattung mit Segelschiffen, Bildern, Netzen, dem Leuchtturm Roter Sand und vielem mehr war bewundernswert und strahlte wohltuende Gemütlichkeit aus. Erwähnenswert wären noch die Perspektiven auf Norderney bei trübem Wetter; jedoch machte sich alle zwei bis drei Sekunden der Lichtstrahl des Leuchtturms bemerkbar. Hier tat sich noch ein weiterer, unvergessener Blickfang auf!
Arvid berichtete auf dem Katamaran von einer Seenotrettung dreier Segler durch die DGzRS am Freitagabend. Diese gelungene Tat wollte ich in meinen kleinen Reisebericht rückblickend unbedingt noch einfügen. Sie fand nahe der Insel Baltrum statt.
Was blieb?
Ganz einfach die unmittelbare Berührung mit den Elementen Wind und Wasser, mit der Vogelwelt des Naturerbes Wattenmeer. Es blieben Anregungen für Naturfilme, Literatur, Exkursionen und das Interesse an weiteren NABU-Reisen.
Ein besonderer Dank gebührt dem gesprächigen Katamaran-Kapitän Arvid sowie ein weiterer Dank geht an den Fahrer und Organisator Florian Scheiba.
Günter Hoffmeister
(NABU-Mitglied)
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Seehunde beim Faulenzen auf der Sandbank - Foto: Florian Scheiba
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Die Lachmöwen im Langeooger Hafen gehen zu Bett - Foto: Florian Scheiba
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Eiderenten im Langeooger Watt - Foto: Florian Scheiba
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Ein Jungstar sitzt im Gras - Foto: Florian Scheiba
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Mamorsand auf Baltrum - Foto: Florian Scheiba
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Unser exklusives Reisegefährt samt Kapitän - Foto: Florian Scheiba
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Steinschmätzer auf Stein ;-) - Foto: Florian Scheiba