Tourenbericht Gasometer : Der Berg ruft



Montage zur Ausstellung "Der Berg ruft" - Foto: Gasometer Oberhausen
Gasometer: Der Berg ruft
- Samstag, 17.11.2018 –
Kleiner Vorspann:
Bei meinen Vorüberlegungen konnte ich unmöglich eine Verbindung zwischen einem Gasometer und der Natur herstellen. Wie sollte das überhaupt gehen?
Zur allgemeinen Übersicht noch einmal kurz die NABU-Ausschreibung:
Auf geht’s ins Gasometer Oberhausen. „Der Berg ruft“ zeigt die Vielfalt der Berge und erzählt von der ewigen Faszination, die diese imposanten Welten in kargen Höhen und dünner Luft auf uns Menschen ausüben.
Höhepunkt der Ausstellung im 100 Meter hohen Luftraum des Gasometers ist eine monumentale Nachbildung des Matterhorns.
Anfahrt im Kleinbus und Fahrgemeinschaften. Mittagseinkehr möglich.
Der erwähnte Kleinbus hatte sieben Fahrgäste zu transportieren, fünf Damen, den Fahrer sowie den Berichterstatter. Nach einer zweieinhalbstündigen Autobahnfahrt erblickten wir in Oberhausen sogleich das pompöse Industriedenkmal. Was für ein Anblick!
Unser Führer, ein gewisser Herr Ingo Dämgen erwartete uns bereits. Die Führung sollte 11:15 Uhr beginnen. Zuvor aber möchte ich noch auf einige technische Daten hinweisen:
Höhe: 117,5 m
Durchmesser: 67,6 m
Speichervolumen: 347.000 m³
Nutzfläche: 7.000 m²
Treppenturm: 592 Stufen
Leser sowie Leserin haben nun etwas konkretere Vorstellungen. Herr Dämgen ist gelernter, studierter Geologe. Er legte nach der Begrüßung gleich ‚los‘. In Oberhausen benutzt man den bestimmten Artikel – der – (der Gasometer). In Essen z. B. ist „das Gasometer“ gebräuchlich. Das gehört wohl zur Eigenart dieses Bundeslandes. Wir mussten schmunzeln!
Der Gasometer war bis 1979 in Betrieb. Sechs große Hochöfen standen in der Nähe. Es entstanden Gas, die man durch Rohrverbindungen weiterleitete. Eine riesige Stahlplatte diente als Fundament. Eine Mischung aus Teer und Öl sorgte für die nötigen Abdichtungen. Das Gas, ein Abfallprodukt der Schmelzprozesse, wurde in den Innenraum geblasen und an anderer Stelle wieder entnommen. Fünf Millimeter dicke Metallbleche schlossen den Gasometer gasdicht ab und sorgten für seine Stabilität.
Auf dem Gas schwamm eine Gasdruckscheibe mit einem Gewicht von 1.207 Tonnen. Von diesen technischen Daten nun zur Ausstellung. Und der Berg rief wirklich im Gasometer. Man musste ihn einfach wahrnehmen.
Im Inneren:
Überwältigende Fotografien und ergreifende Naturfilmszenen versetzten uns augenblicklich in eine andere Welt.
Dramatiken von legendären Erstbesteigungen der berühmtesten Berggipfel der Erde. Gegenstand der Ausstellung waren aber auch die Heiligen Berge als jahrtausendealte Orte religiöser Verehrung.
Nun beginne ich mit der Faszination Teil 1:
Mount Everest (8.848 m), Nanga Parbat (Himalaya/Pakistan), Dolomiten (Südtirol), Mount Fuji (Japan), Monte Sarmiento (Feuerland), Mont Blanc (Frankreich/4.810 m), Matterhorn (Schweiz/Italien, 4.478 m), Kailash (Tibet, 6.638 m), Kilimandscharo (Tansania, 5.895 m), Berg Ararat (Türkei, 5.137 m), Vulkane (Hawai), Patagonien (Argentinien), Monument Valley (Arizona), Atacama-Wüste (Chile), Altai-Gebirge (Mongolei), Antarktis, Großglockner (Österreich, 3.798 m), Uluru-Felsen (Australien).
Heilige Berge:
Im Grunde genommen hat jeder Berg eine eigene Ausstrahlung. Dennoch verwies die Ausstellung auf Berge mit religiösen Übungen. Der Kailash in Tibet wird von den Gläubigen nicht bestiegen, er wird kniend mit vielen Gebeten umrundet. Unglaublich!
Ayers Rock (Australien). Heutzutage nennt er sich – ganz ursprünglich – Uluru-Felsen in Anlehnung an die Ureinwohner. Auch dieses Felsgestein mit seiner Rotfärbung darf nicht mehr betreten werden. Der religiöse Ursprung setzte sich durch.
Der Berg Ararat gehört heute zur Türkei. Auf ihm soll Noahs Arche gelandet sein.
Der Kilimandscharo hieß einst sogar Kaiser-Wilhelm-Berg in Anlehnung an die deutschen Kolonialherren.
Es sind eben nur einige Beispiele.
Persönlich war ich von den Großfotos der Schneeleoparden sehr angetan. Was für eine Schönheit! Was für eine unglaubliche Eleganz! Eine Filmsequenz zeigte das vergebliche Anschleichen, die Jagd dieser schönen Katze. Der verfolgte Steinbock rettete sich durch einen mutigen Sprung in einen reißenden Gebirgsfluss. Ziegenhirt und Ziegenherde (Pakistan), Andenflamingos auf Brautschau, exakt hintereinander gehend, Regenbogenberge in China, Colorado-Fluss, Feuerland, Hawaii, die Dolomiten während des Ersten Weltkrieges (Italien-Österreich).
Der höchste Berg allerdings liegt auf dem Meeresboden und hat eine Höhe von 9.700 m - GPS-Fotos ermöglichen derartige Aufnahmen. Die erwähnten Fotos sind natürlich unvollständig. Die Betrachtung eines einzigen konnte aufgrund der Vielzahl nicht genau sein. Man will alles „verschlingen“ und bemerkt letzten Endes seine Grenzen. So ganz allmählich näherten wir uns dem Höhepunkt im Gasometer.
Die Skulptur des Matterhorns (Faszination Teil 2):
„Höhepunkt der Ausstellung im 107 Meter hohen Luftraum des Gasometers ist eine monumentale Skulptur des Matterhorns, die mittels modernster 3D-Technik bewegte Bilder dieses legendären Berges im Wechsel der Tages- und Jahreszeiten zeigt. Die monumentale Skulptur hängt kopfüber von der Decke des Gasometers und spiegelt sich im Fußboden der Manege, sodass der Betrachter den Berg in seiner aufrechten Gestalt sieht.“
Diese Prospektbeschreibung sagte alles aus. Einfach überwältigend! Der große Raum war einem Amphitheater nachgebaut. Große Sitzkissen luden zur Bequemlichkeit ein. Das Matterhorn wechselte durch Beleuchtungseffekte die Jahreszeiten. Schnee auf der Bergspitze war im Nu möglich, ebenso eine rötliche Felswand beim Sonnenuntergang. Allein hier hätte ich stundenlang verbringen können – mit einem kleinen „Nickerchen“ auf einem der ausgelegten Liegekissen.
Oberhalb der Treppen bot ein Rundgang die Möglichkeit verschiedene Perspektiven, wie z. B. von Zermatt oder gar von Italien Richtung Felsmassiv.
Literatur:
Normalerweise steht die Literatur am Schluss. „Ganz frech“ mache ich eine Ausnahme. Den Namen Reinhold Messner brauche ich nicht mehr zu erklären. „Absturz des Himmels“ umreißt eine Tragödie am Matterhorn, und zwar die Erstbesteigung im Jahr 1865, bei der vier Menschen sterben. Es ist Triumph und Tragödie zugleich. Reinhold Messner erzählt in seinem Buch eine Geschichte von Verantwortung, Vertrauen und Verrat. Es ist im Fischer Verlag erschienen und absolut zu empfehlen. Ich jedenfalls habe das 2015 erschienene Buch geradezu „verschlungen“.

Der Berg ruft 2 Foto:Günter Hoffmeister
Der Tiroler Reinhold Messner warnt seit Jahren vor dem Umweltverschmutzung unserer Berge weltweit und klagt den Massentourismus an. In Bremen durfte ich den Kletterer, Höhenbergsteiger, Grenzgänger und Philosophen einmal bei einer Multivisions-Show erleben.
Nun zurück zum Gasometer, das wir bereits kurz nach 14:00 Uhr wieder verlassen mussten. Die Gastronomie erwartete uns. Wir überquerten eine kleine Brücke und konnten zahlreiche Kois in ihrer Schönheit bewundern. Die eleganten Schwimmer zogen zum Beglücken der Betrachter/innen ihre Kreise.
Im Brauhaus mit nostalgischem Bergwerksinventar ließen wir es uns schmecken.
Zum Schluss muss ich noch die Frage zur Verbindung zwischen Gasometer und Natur beantworten. Es gibt sie. Eine gefühlvolle Ausstellung sowie ein weltberühmter Berg machten Herzen für die Natur frei. Unser NABU schafft u.a. die Liebe zur Natur, aber wir müssen dafür kämpfen. Unsere Lebensgrundlage, der Blaue Planet darf nicht ein grauer werden.