Danjo oder doch Dunja? Foto: Jürgen Frinker
Bericht zur Tour "Wildpark Schwarze Berge"
Ein Novemberbesuch in einem Wildpark, noch dazu mit dem dunklen Namen „Schwarze Berge“. Kann das etwas bringen? Und ob!
Nur sechs reisefreudige NABU-Mitglieder machten sich auf den Weg zu dieser kombinierten Zug-Bus-Reise vor die westwärts gelegenen Tore Hamburgs.
Eine Biologin namens Tanja Springer nahm uns mit einem Bollerwagen in Empfang – und das ganz freundlich. Ein breites ehemaliges Wildschweinfell verhüllte das Innere des Bollerwagens. Was mochte die Führerin hier verbergen?
Die erste Station führte uns zum Wolfsgehege. Ein Wolfspärchen namens Danjo und Dunja wurde vorgestellt. Beide kommen nur an den Zaun, wenn eine Besuchergruppe naht. Einzelpersonen erwecken sonderbarerweise nicht ihr Interesse, ihre Neugier. Bei den Gruppen gibt es stets etwas Essbares! So auch diesmal! Frau Springer warf Fleischhappen ins Gehege. Ein Wolf kann neun bis zehn Kilo Fleisch auf einmal verzehren, aber auch tagelang hungern. Die Fütterung als solche wurde gleich anfangs ein Erlebnis.
Aufgeregtes Hin- und Herlaufen, neugierige Blicke, hier „tat sich etwas“. Unmittelbar danach begann das Verschlingen, bis eben zum nächsten Fleischstück. Zu den Beutetieren des Wolfes zählen vorwiegend Huftiere, Rehe, Hirsche, Wildschweine und in geringem Maße auch Schafe. Wir durften mittlerweile ein Stück vom Winterfell eines verstorbenen Wolfes streicheln. Das erwähnte Objekt lag nämlich im Bollerwagen, ebenso das Skelett eines Wolfsgebisses. Die Biologin wies auf die scharfen Schneidezähne hin. Zurzeit sollen ca. 30 bis 35 Wolfsrudel in der Bundesrepublik frei leben. Diese Gemeinschaft umfasst bei jedem acht bis zehn Tiere. Niemand weiß derzeit, ob die Integration in unseren Wäldern gelingen wird. Das Pro und Contra ist ja in den Medien unüberhörbar. Die erwähnten Wölfe im Wildpark führen eine Wurmkur durch.
Wir zogen nun weiter und ließen schmausende Vierbeiner zurück.
Die nächste Station war das Hirschgehege. Hierzu erklärte uns Frau Springer ein mitgebrachtes Hirschgeweih von einem ehemaligen Vierzehnder. Wir staunten über die Schwere des Gewichtes.
Von den Hirschen zogen wir zu den Rehen weiter. Welch ein Unterschied zum Hirschgeweih! Richtig handlich, klein und eben gut zur Veranschaulichung. Ein Rehbock wirft seinen „Kopfschmuck“ ebenfalls ab. Sollte man als Waldgänger Geweihe vom Rotwild finden, so müssen sie abgegeben werden, sonst wäre sogar ein Verstoß wegen Wilderei gegeben. An diesem Besuchstag zeigte sich der Hirsch deutlich am Zaun, während die beiden Rehe kaum zu sehen waren.
Der Rundweg ging weiter! Sogar ein Eselsgehege erweckte unsere Neugier. Das Tier war ein sogenannter Barockesel und wurde zu Fürstenzeiten als Kutschtier gezüchtet. Man stößt eben immer wieder bei NABU-Fahrten auf Eigenartigkeiten und erweitert stets sein Wissen.
Bei dem Rundweg gab es natürlich landschaftsbedingt kleinere Anhöhen. Frau Springer und meine Wenigkeit zogen dann gemeinsam den stabilen Bollerwagen, wobei so etwas wie ein kleines Gemeinschaftsgefühl aufkam. Ich erfuhr, dass der Wildpark ca. 1.000 Tiere beheimatet. In dem Waldgebiet steht sozusagen unübersehbar der 31 Meter hohe Elbblickturm mit 51 Stufen. Er soll den Besteigern einen Fernblick bis zum Elbstrom bieten, darüber hinaus dient er auch als Sendemast.
Das nächste Gehege gehörte den Elchen. In unmittelbarer Zaunnähe stand ein Elchbulle und besaß nicht, zu unserem Erstaunen, die bekannt breiten Schaufeln, sondern „nur“ ein größeres, beinahe hirschähnliches Geweih.
Zugewanderte Tiere waren der nächste Blickfang, womit ich die putzigen Waschbären meine. Es waren fünf an der Zahl. Sie schienen auf uns gewartet zu haben. Es gab eine kleine Fütterung, die auch wir freiwillig durchführen durften. Frau Springer hatte Trockenfutter mitgebracht, das wir auf der flachen Hand anboten. Und tatsächlich streckten sich zwei flache Pfoten und fühlten sich erstaunlich weich an. Das hatte man nicht erwartet!
Der Schein trügt ja bekanntlich. Die Waschbären wurden einst in amerikanischen Pelzfarmen gehalten, bis unvorsichtige Zeitgenossen sie nach Europa einschleppten. Derzeit sollen 500.000 bis 2,5 Millionen dieser Allesfresser ohne natürliche Feinde bei uns leben. Ihre Nahrung ertasten sie, einem Waschverhalten ähnlich. Waschbären können sogar Bäume erklettern, beim Rückwärtsgang zur Erde geht’s kleiberartig kopfüber zurück. Ein Tier zeigte uns erstaunten Tagesgästen dieses Kletterverhalten.
Der Bollerwagen erreichte die nächste Station. Nun erweckten Lenny und Jane, ein Luchspärchen, unser Interesse. Beide leben zurzeit noch in getrennten Gehegen. Luchse sind ja bekanntlich Katzen und können ihre Krallen einziehen. Bei Fütterungen schleichen sie sich ungewöhnlich langsam und geräuschlos heran.
Unsere Biologin zeigte uns eine Katzenpfote mit echtem Fell als Modell. Die Fleischfütterung am Zaun musste vorsichtshalber mit einem längeren Stab erfolgen, an der Spitze hing der begehrte Fleischhappen. Ein Heranschleichen, vor und zurück, ein plötzlicher Griff und schon konnten der Kuder (männliches Tier) oder das Weibchen ungestört verzehren. Zu den Beutetieren der Luchse zählen in erster Linie Rehe, Kaninchen, Hasen und mitunter Frischlinge.
Alsbald ging es – wie immer kontrastreich – in die Lüfte. Ein Wegweiser zeigte die Richtung zu den Greifvögeln.
Das Gelände schien für die Vorführung hervorragend geeignet. Vom Berg hinunter ins Tal, etwas übertrieben dargestellt. Im Tal liegt ein Teich, ein Weg mit einer Waldzone schließt sich an. Für die Besucher bieten Langbänke Sitzgelegenheiten, sogar Sitzkissen lagen bereit.
Eine junge, dynamische Frau namens Natalie Wolf, eine Auszubildende mit der beruflichen Zielsetzung Zoo-Tierpflegerin, stellte sich vor. Wir konnten nun auf den Bänken Platz nehmen.
Bobby der Uhu:
Er wurde als Erster eingesetzt. Eulen, so erfuhren wir, zählen nicht zu den Greifvögeln. Ihr Augenpaar sitzt in der Kopfmitte, Greife haben die Augen seitlich. Bei den Eulen ist der Kopf drehbar, so möchte ich es einmal vereinfachend ausdrücken.
Eulen jagen bei Tag und bei Nacht. Durch ihr fantastisches Federkleid können sie beinahe geräuschlos fliegen und jagen. Die junge „Falknerin“ verfütterte Hähnchenfleisch, das sich Bobby nach einigen gekonnten Flugeinlagen vom festen Handschuh der Vorführenden holte. In freier Wildbahn gehören Hasen und Kaninchen auch zum Speiseplan dieser größten Eulenart.
Lächsie, der Wüstenbussard:
Als nächster Flugkünstler zeigte dieser Bussard sein Können in der Luft. Bobby durfte sich nun in seiner Voliere ausruhen.
Erstaunlicherweise jagt diese Art im Familienverband. Ca. fünf bis sechs Tiere sind im Einsatz. Aus Südamerika kommend, zählt Lächsie als ein sogenannter Kombinationsjäger zu einem Greif mit ungewöhnlicher Jagdtechnik. Sie verfolgen ihre Beute in der Luft und wohl auch am Boden.
Ein mutiger Besucher durfte einmal freiwillig ein Falkner sein und den Wüstenbussard anlocken und füttern. Er bekam Applaus!
Gonzales:
Wer war nun Gonzales?
Gonzales war ein Kordillieren-Adler und noch ein junges Tier. Erst im Laufe der Jahre erhält sein Schnabel eine gelbe Farbe. Zu seiner Beute gehören Fische und auch Wasservögel. Auch er zog seine Kreise über uns hinweg und holte sich schließlich die Belohnung von Frau Wolf.
Die lebendige Vogel- und Jagdvorführung neigte sich dem Ende zu. Die angehende Zoo-Tierpflegerin erhielt ihren verdienten Applaus!
Im Wildpark-Restaurant lockte uns das leibliche Wohl. Danach konnte jeder einen persönlichen Rundgang durchführen. Meine Frau sowie meine Wenigkeit zog es noch zu den Luchsen, zu zwei asiatischen Fischottern, den Hängebauchschweinen sowie einigen Wasservögeln hin. Die Restgruppe suchte das Bärengehege auf und wusste später von einem Mittagsschlaf haltenden Braunbären zu berichten.
Vergessenes, Sonstiges, Nachbetrachtungen:
Die unterschiedlichen Wildparks sollte man nicht miteinander vergleichen. Jeder ist auf seine Art einmalig!
Ihre Gemeinsamkeit besteht aus der Vielfalt, aus der Mühe heraus den Gästen Abwechslung, Interesse an der Tierwelt, auch an der Botanik zu vermitteln. Besonders die junge Generation wird durch abwechslungsreiche Darbietungen für Kinder, Schulklassen, unterschiedliche Gruppen angesprochen. Besser könnte ein Anschauungsunterricht wohl kaum sein.
Unser Dank gilt der Biologin Frau Springer, der angehenden Tierzoopflegerin Frau Wolf.
Vom NABU Bremen bedanken wir uns beim Planer Herrn Scheiba sowie an diesem Tag bei Jürgen Frinker.
Der „NABU-Werbebericht“ ist zu Ende.