Flugshow am spätsommerlichen Abendhimmel
Plötzlich flattert es spät abends schemenhaft und lautlos an einer Baumreihe entlang. Irritierende Wendungen ohne erkennbaren Anlass erzeugen ein Gefühl von Faszination oder auch Unbehagen. Eigentlich jedoch sind nur Fledermäuse auf Nahrungssuche. Mit Ultraschalllauten, die für Menschen nicht wahrnehmbar sind, orten sie Nachtfalter und andere Insekten und orientieren sich. Aber nicht erst die aktuelle Naturkrise macht den Jägern der Nacht zu schaffen, schon lange verlieren die fliegenden Säugetiere auch Quartiere. Auf diese Bedrohungen macht die Internationale Batnight am letzten Wochenende im August aufmerksam. Der NABU Bremen bietet deshalb mehrere Fledermaus-Spaziergänge an: Samstag, 24. August ab 20 Uhr rund um den Vahrer See, Freitag, 6. September ab 19:30 Uhr am Hof Kaemena in Oberneuland, Freitag, 13.September ab 19:30 Uhr in Blumenthal und Freitag, 20.September ab 19:30 Uhr am Mahndorfer See.
„Im Spätsommer bereiten sich die meisten europäischen Fledermausarten auf die kalten Monate vor. Insbesondere müssen sie genügend Fettreserven anlegen. Darum kann man die Tiere jetzt besonders gut beobachten“, berichtet Bekil Nowotsch, die die Fledermaussuche am Vahrer See begleitet. Sogenannte Bat-Detektoren übersetzen die Ultraschalllaute, so dass auch wir Menschen die so gar nicht stille Nacht der Fledermäuse verfolgen können. Unüberhörbar steigert sich das Knattern des Detektors im Anflug auf Beute, begleitet von beeindruckend präzisen Flugmanövern. Mehrere Kilometer legen manche Tiere in einer Nacht auf ihrer Jagdstrecke zurück. Von ihrem Tagesquartier aus fliegen sie in der Regel eine feste Route ab, gern entlang von Baumreihen, und ziehen weiter, wenn der Jagderfolg nachlässt.
Die faszinierenden Tiere bevölkern seit 50 Millionen Jahren unsere Erde. In unseren Breiten sind sie echte Winterschläfer. Zwischen November und März benötigen sie einen sicheren und ruhigen Rückzugsort, um die kalte Jahreszeit zu überstehen. Neben den für die erfolgreiche Jungenaufzucht wichtigen Wochenstuben sind funktionierende Winterquartiere wesentlich für den Erhalt von Fledermauspopulationen. Dabei kommen die Tiere auch den Menschen nahe. Auf Dachböden, in Kellern, hinter Rollläden oder Fassaden bleiben die friedlichen Untermieter oft unbemerkt. Baumaßnahmen können sie leicht vertreiben. Dabei gibt es gute Wege, ihre Quartiere auch nach einer Sanierung zu erhalten. Wer Fledermäusen ein Zuhause geben will, kann Fledermausbretter oder Flachkästen sowie Höhlenkästen anbringen, die sich unter anderem mit der NABU-Bauanleitung auch selbst bauen lassen.
Von den 25 in Deutschland lebenden Fledermausarten sind drei akut vom Aussterben bedroht. Vier Arten gelten als stark gefährdet und weitere drei als gefährdet. Einige wie die Breitflügelfledermaus sind häufiger, auch in der Stadt zu finden und schon recht früh am Abend unterwegs. Doch allen fehlt es an Nahrung aufgrund des Insektensterbens. Naturnahe Gärten und Grünanlagen gewinnen deshalb immer mehr Bedeutung. Vor allem heimische Pflanzen – besonders nektarreiche, nachtblühende Arten wie die Nachtkerze – fördern Insekten, wenn gleichzeitig auf Gift verzichtet wird. Teiche und alte Obstbäume bieten Fledermäusen wichtige Strukturen für ihre Tagesverstecke. Durch unbedachte Gebäudesanierungen sowie das Abholzen alter Bäume verlieren sie dagegen Wohnraum.
Zum inzwischen 28. Mal findet in diesem Jahr die „International Batnight“ satt. Veranstalter ist EUROBATS, das Europäische Büro für Fledermausschutz. 38 Länder beteiligen sich an der Fledermausnacht. Neben dem NABU Bremen bieten auch zahlreiche weitere NABU-Gruppen bundesweit an dem jeweils letzten Wochenende im August Fledermaus-Veranstaltungen an. Ziel dieser jährlichen Veranstaltung ist es, das Bewusstsein für den Schutz der Fledermäuse zu schärfen und auf die Bedrohungen aufmerksam zu machen, denen sie durch den Verlust von Lebensräumen, den Klimawandel und den Einsatz von Pestiziden ausgesetzt sind.
Für die Teilnahme an den Fledermaus-Spaziergängen wird um Anmeldung gebeten unter Tel. 0421 / 48 44 48 70 oder Info@NABU-Bremen.de.