Der Bremer Weg in Einzelschritten
Nächstes Mal mehr sägen und Hecken richtig pflegen


(Bremen, den 26.02.21) Den „Bremer Weg“ für mehr Natur in der Stadt hat der NABU vorgeschlagen und vielfältige Zustimmung bekommen. Mit dem Ende der Sägesaison am 28. Februar ziehen die Naturschützer Bilanz und schlagen Verbesserungen vor. Eine pauschale „Baum ab, nein Danke“-Mentalität helfe der Natur nicht weiter. Auch der Naturschutz müsse mit der Zeit gehen.
„Natürlich blutet mir das Herz, wenn ich alte Baumgiganten fallen sehe“, betont NABU-Geschäftsführer Sönke Hofmann, „doch wer jeden Baum schützen will, macht es sich zu einfach.“ Alte und große Bäume hätten unbestritten eine enorm wichtige Lebensraumfunktion. Doch nicht jeder Baum könne in diese hineinwachsen. Straßenbäume haben dazu gar keine Chance, weil sie den Stress durch parkende Autos und pinkelnde Hunde nicht lange genug überleben.
„Straßenbäume brauchen wir aber als Vernetzungselemente, noch besser erfüllen eigentlich Hecken diese Funktion“, erklärt der gelernte Förster Hofmann, „in Hecken können auch die flugunfähigen Tiere geschützt wandern, in Baumkronen ist das für viele unmöglich.“ Doch zwischen den meist zu knapp bemessenen Baumscheiben können die Autos parken – deshalb gebe es selten Hecken im „Straßenbegleitgrün“.
Hecken und Straßenbäume als Vernetzung
Ein paar Feldhecken hat Bremen in den Kleingartengebieten doch angelegt, allerdings nicht gepflegt. „In nahezu allen älteren Kleingartengebieten und auch entlang größerer Straßenzüge finden sich Baumreihen aus Feldahornen, Hainbuchen gemischt mit Weißdorn, Hasel und anderen Sträuchern“, so der NABU. Das sollte eigentlich alle zehn Jahre auf den Stock gesetzt, also regelmäßig radikal gestutzt werden – zum Wohle der Natur.
Mangels Pflege sind aus den angedachten vielschichtigen Feldhecken langweilige Baumreihen geworden. Statt „unten dicht und oben licht“ ist es genau anders herum. Die Folge ist, dass die durchgewachsenen Bäume viel Licht nehmen und wenig Artenvielfalt geben. Am Vahrer Feldweg gestaltet der NABU eine solche Baumreihe gerade um, nach zunächst einigem Widerstand aus dem Umweltbetrieb.
„In vielen Parks und Grünanlagen denke ich als Förster oft, dass ich da wohl schon kräftiger ausgesägt hätte. Aber an dieser Angst, Bäume zu fällen, sind wir auch nicht ganz unschuldig“, gibt der Naturschützer selbstkritisch zu. Oft genug sei der NABU von besorgten Bürgern instrumentalisiert worden. „Ein wichtiger Punkt ist dabei die offene Kommunikation. Seit uns der Umweltbetrieb informiert, können wir den Bürgern das auch besser erklären.“
Keine Exoten nachpflanzen!
Viele der Pflanzungen nach dem Weltkrieg seien weitgehend ausgewachsen. Sie sollten nun behutsam zu einer Mehrschichtigkeit umgestaltet werden. „Sonst haben wir bald Altholzinseln mit Hallencharakter, dürfen aber die wertvolle Zerfallsphase wegen der Verkehrssicherungspflicht gar nicht zulassen“, sagt Sönke Hofmann voraus. Beim Totholz müsse Bremen ohnehin deutlich mehr tun.
„Wir brauchen eine Mindestmenge an Totholz im öffentlichen Grün. Wenn alte Baumriesen in Parks sterben, kann man die Krone abschneiden und wenigstens den Torso als Spechtbaum und Habitat für eine unglaublich vielfältige Lebensgemeinschaft auf Jahrzehnte retten“, fordert der NABU. Anschließend sollte der dann irgendwann aus Sicherheitsgründen doch umgesägte Baumstumpf an Ort und Stelle verrotten dürfen. Als Alternative empfehlen die Naturschützer in ihrem Bremer Weg, dass gefällte Starkbäume in geeignete und bereits besiedelte Habitate gebracht werden.
Die öffentliche Fälliste des Umweltbetriebs für die ablaufende Saison umfasst gut 2800 Bäume. „Da hat sich der Betrieb wieder richtig Mühe gemacht, meist gut begründet und ich will da nicht um Einzelbäume feilschen“, betont Hofmann, „doch dass als Nachpflanzungen zu mehr als 80 Prozent Exoten gewählt wurden, ist ökologisch überhaupt nicht vertretbar. Das öffentliche Grün muss den Tieren und Pflanzen dienen und nicht gärtnerischen Eitelkeiten.“