Miteinander statt übereinander reden
„Man muss nicht einer Meinung sein, kann aber trotzdem gemeinsame Ziele verfolgen. Deshalb finde ich es wichtig, miteinander statt übereinander zu reden.“ Das ist dem neuen Geschäftsführer des NABU Bremen, Christoph Röttgers, in vielerlei Hinsicht wichtig und zeigt sich bereits in der engen Zusammenarbeit mit den Vorständen des NABU Landes- und Stadtverband Bremen sowie der Gruppe Bremerhaven, aber auch im Einbeziehen von aktiven Ehrenamtlichen und Mitarbeitern. „Natürlich bringe ich ganz viele Ideen mit. Gleichzeitig bin ich sehr froh, dass ich überall tolle Vorschläge sehe und höre, wie wir unseren Verband noch besser aufstellen können. Diese positive Energie möchte ich bündeln und verstärken“, erklärt der 33-Jährige.
Bereits in seiner Geburtsstadt Wilhelmshaven engagierte er sich als Jugendlicher für den Naturschutz. „Mehr zufällig“, erzählt er, weil ein Freund ihn einfach einlud zur Gründung einer NAJU-Gruppe, der Jugendorganisation des Naturschutzbund Deutschland. Auch nach seinem Geographiestudium in Berlin blieb er der NAJU treu, diesmal als Hauptamtlicher im Bundesverband der Jugendorganisation. In dieser Funktion, zuletzt als Verbandsentwickler, besuchte er viele NAJU- und NABU-Aktivitäten in Deutschland und verlor auch nie den Kontakt nach Norddeutschland. Inzwischen verheiratet und Vater eines dreijährigen Sohnes zog es ihn wieder in den Nordwesten, während die Bremer NABU-Vorstände eine neue Geschäftsführung suchten, die den Verband mit allen Beteiligten zusammen voranbringt. Dass Christoph Röttgers die Stärke, Vielzahl und Vielfalt der ehrenamtlich Aktiven besonders schätzt, verwundert nicht: „Nur mit ihrer Expertise, ihrer Tatkraft und ihrem Herzblut für Umwelt- und Naturschutz kann der NABU in Bremen ein so umfangreiches Programm anbieten.“ In der Unterstützung des Ehrenamtes sieht er deshalb eine seiner wichtigsten Aufgaben.
Mit dem neuen Leitbild, das die NABU-Landesvertreterversammlung im April beschloss, besitzt der NABU Bremen inzwischen auch einen wichtigen inhaltlichen Kompass. Schwerpunkte liegen im praktischen Naturschutz, in der Umweltbildung für Jung und Alt und dem Einbringen in politische und zivilgesellschaftliche Prozesse mit Bezug zu Natur- und Umweltschutz. „Wir wollen ein konstruktiver - und dort, wo es nötig ist, auch kritischer - Partner für Behörden, Unternehmen und andere Verbände sein“, betont Christoph Röttgers, unterstützt durch den Landesverbandsvorsitzenden Gerd Richter. Es ließen sich immer Gemeinsamkeiten finden, auf die aufgebaut werden könne, statt sich auf trennende Unterschiede zu konzentrieren. „Ich möchte, dass der NABU Bremen ein starker Anwalt für die Natur im ganzen Bundesland ist: von Blumenthal bis Hemelingen, von Huchting bis Borgfeld und natürlich auch in Bremerhaven. Wir wollen den Naturschutz überall fördern, im öffentlichen und im privaten Bereich“, beschreibt Christoph Röttgers die zukünftige Ausrichtung des NABU Bremen. Das Naturerlebnis- und Umweltbildungszentrum im Vahrer Feldweg spiele dabei eine zentrale Rolle, denn hier werde praktisch gezeigt, wie eine naturverträgliche Flächennutzung aussehen könne.
Der NABU zählt im Land Bremen inzwischen fast 10.000 Mitglieder und ist damit einer der größten Umweltverbände im Bundesland. In dieser Gemeinschaft seien Menschen mit ihren Sorgen und manchmal auch ihrer Wut angesichts der aktuellen Natur- und Klimakrise nicht allein, betont Röttgers. Gemeinsam könne man wirkungsvoller tätig werden als einzeln. Darin sehen Christoph Röttgers und Gerd Richter eine wichtige Chance, Dinge zum Positiven zu wenden. Nicht nur die aktiven Mitglieder, die sich ehrenamtlich engagieren, seien dafür wichtig, sondern auch alle passiven Mitglieder. Sie verleihen der Stimme des NABU durch ihre Mitgliedschaft mehr Gewicht und ermöglichen durch finanzielle Beiträge weitere Aktivitäten für Natur- und Umweltschutz. Aktuell seien sogar einige Werbeteams in Bremen vor Supermärkten direkt ansprechbar.
Fast ein Viertel aller Bremer NABU-Mitglieder sind unter 27 Jahre alt und damit Teil der Naturschutzjugend NAJU. „Das ist mit Abstand der Spitzenwert unter allen NABU-Landesverbänden“, freut sich der neue Geschäftsführer und ehemalige NAJU-Verbandsentwickler. In anderen Bundesländen ist der Anteil nicht einmal halb so groß. Umweltbildung spielt auch deshalb weiterhin eine zentrale Rolle im Bremer NABU. „Uns ist sehr wichtig, Kindern von Klein auf die Natur näherzubringen“, so Röttgers. Deshalb wird es auch in Zukunft zahlreiche Angebote für Kinder und Jugendliche geben, ob in regelmäßigen NAJU-Gruppen, als Ferienangebot oder in Kooperation mit Schulen und KiTas.