Anmutiger Wellenflug liebestoller Täuber
Ringeltauben balzen mit Akrobatik und Klatschern
Wenn die Sommerboten Mauersegler als die „vollendetsten Vögel“ gelten, können Ringeltauben getrost als die unvollendetsten durchgehen. Keine zackigen Flugmanöver, auf dem Boden eher plump watschelnd und der Balzgesang ein monotones Gegurre. Und doch haben die Tiere ihre Berechtigung im Naturhaushalt. Näher betrachtet fällt ihr bläulich schimmerndes Gefieder und der jetzt startende Balzflug auf, betont der NABU.
„Was für Hasstiraden wir schon über Tauben hören mussten, wird nur von deren größten Feinden, den Rabenvögeln getoppt“, lacht NABU-Vogelkundler Florian Scheiba, „es kann aber auch zu ärgerlich sein, wenn sie die frisch gesäten Gemüsereihen verwüsten oder den Balkon nachgerade dichtscheißen.“ Tauben haben die Städte fest im Griff. Eine ganze Industrie lebt von Nagelteppichen, Gipseiern, Taubenverscheuchern und deren Anbringung.
Meist macht aber nicht die Ringeltaube mit den weißen Halsflecken Probleme, sondern die sogenannten Stadttauben. Sie sind kleiner und entstanden aus entfleuchten Felsentauben, die die Brieftauben-Freunde züchten. „Ringeltauben brüten in Bäumen, gerne in offenen Parklandschaften und da finden sie in der Stadt ideale Bedingungen“, weiß Scheiba. Doch nicht nur dort: Bis zu einer knappen Million Tauben werden jedes Jahr in Deutschlands Revieren geschossen, ohne, dass es die Art gefährde.
Seit einigen Tagen kann man die Täuberiche bei der Balz beobachten: Von einer hohen Baumkrone oder einem Haus starten die Heiratswilligen und fliegen steil gen Himmel um in großen Wellen auf und ab zu fliegen. Auf dem höchsten Punkt des Fluges klatschen die Vögel ihre Flügel laut vernehmlich zusammen, als wollten sie mitteilen: „Hey, guck schon her!“
Neben der Ringel- und Stadttaube leben in Deutschland wild die Hohl-, Türken- und Turteltaube. Während es Hohl- und Turteltaube noch selten in Städte zieht, ist die kleine, betongraue Türkentaube weltweit auf Expansionskurs. „Tauben sind die Nahrungsgrundlage für viele Habichte und Rabenvögel und sie fressen die größeren Körner, Eicheln und Bucheckern mit denen viele Singvögel nichts anfangen können“, verteidigt der NABU-Mann die ungeliebten Vögel.
Bleibt das Krankheitsrisiko, das den Tieren den wenig schmeichelhaften Ruf „Ratten der Lüfte“ eingebracht hat. „Das ist kein absoluter Quatsch, aber nahe dran“, ärgert sich Scheiba über das unausrottbare Vorurteil, „jedes Wildtier kann Krankheiten und Parasiten übertragen und wer sich die Hände nicht wäscht, kann sich bei jedem Tier ob wild oder aus dem Käfig anstecken.“ Auch der Kot der Tauben sei nicht verseuchter als der anderer Vögel. Dennoch sollte man besser Handschuhe tragen, wenn man Taubendreck weg macht. Zur Hysterie oder gar aktiven Bekämpfung von Tauben bestehe jedoch kein Anlass, so der NABU.
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