Meisen suchen Flausch
Nestmulden erhalten letzten Schliff
(Bremen, Anfang/Mitte April) Es ist jedes Jahr ein kurzer Moment der nur wenige Tage währt. Dann verlieren Meisen und andere Singvögel scheinbar jede Scheu und kommen dem Menschen so nahe wie sonst nie. Die Vögel suchen Polstermaterial als letzte flauschige Lage im Nest und dafür gehen sie an Hundedecken, Haarbürsten und Fußmatten um ein paar Haare zu ergattern, erklärt der NABU in Bremen.
„Der Nestbau der Tiere geht jetzt in die entscheidende Phase, der letzte Schliff wird mit Fell gemacht“, weiß NABU-Vogelkundler Florian Scheiba. Meisen und Spatzen polstern ihre Nester gut aus, Grashalme und Moos scheinen ihnen noch zu grob zu sein. Der instinktive „Wunsch“ nach flauschigem Material ist dabei derart stark, dass die Tiere sogar ungewohnte Risiken eingehen.
Vögel verlieren kurz die Scheu
„Ich habe vor Jahren mal eine dreiste Kohlmeise erlebt, die hat an einer Hundedecke gezuppelt obwohl der Hund irritiert guckend darauf lag und ich direkt daneben ein Buch gelesen habe“, schmunzelt Scheiba. Wer genau hinschaue, könne nun das feine Material im Schnabel der vorbeihuschenden Nestbauer erkennen. Ob Haare, Stofffäden oder feine Federn, den Vögeln scheint alles recht, Hauptsache weich.
Dabei ist es den Vögeln auch egal, ob Kunstfaser oder ausgekämmtes Hundefell verbaut wird. „Bei der Waldarbeit trage ich leuchtenden Faserpelz, der hängt immer draußen zum Auslüften“, berichtet Scheiba, „wenn ich dann im Herbst die Nistkästen sauber mache, finde ich Flocken davon, die die Tiere eingesammelt oder direkt von der Jacke geklaut haben.“
„Eigenhaar zur Babywiege“
Es seien nur wenige Tage, wo der spezielle Materialbedarf über die natürliche Scheu siege. Diese Zeit sollten Vogelfreunde zur Beobachtung nutzen.