Faulbaum
Zur sicheren Bestimmung braucht man nur an der Pflanze zu riechen, denn die Rinde riecht leicht nach Fäulnis. Ihrem Geruch verdankt sie zweifellos ihren Namen. Nichtdestotrotz, ist der Faulbaum ein schöner Zierstrauch, auch wenn er bei uns in Mooren am häufigsten vorkommt.
Kurios an dem Faulbaum ist seine ehemalige Doppelfunktion als Heilpflanze auf der einen, und als Rohstofflieferant für das Militär auf der anderen Seite.
Zum einen wird die Rinde des Faulbaums seit dem Mittelalter als Abführmittel genutzt, wie Aufzeichnungen aus dem 14. Jahrhundert belegen. Heute findet die Faulbaumrinde sowohl in der klassischen Medizin als auch in der Naturheilkunde Anwendung. Es gilt als mildes, aber effektives Abführmittel und wird, zusammen mit anderen Pflanzen und Kräutern häufig in Tees verwendet. Wichtig ist jedoch, dass die Rinde mindestens ein Jahr vor der Verwendung gelagert wird. Denn die frische Rinde ist giftig – ebenso wie Blätter und Beeren des Faulbaums.
Der Clou des Baums ist jedoch: aus dem Faulbaum gewonnene Holzkohle wurde für die Herstellung von Schwarzpulver verwendet. Denn das Holz des Faulbaums wird zu einer hochwertigen Holzkohle mit geringem Ascheanteil und eignete sich deswegen hervorragend für die Schwarzpulverproduktion. Das brachte dem Strauch den Volksnamen „Pulverholz“ ein. Schwarzpulver war bis zur Erfindung moderner Sprengstoffe ein hoch geschätztes Gut. Denn es war der einzige Rohstoff, der Handfeuerwaffen und Feuerwerke ermöglichte.
Der Faulbaum ist von Europa bis Westsibirien und Marokko weitverbreitet. Die Blütezeit erstreckt sich von Ende Mai bis in den September hinein. Aus den unauffälligen Blüten entwickeln sich Beeren, die eine anfangs grüne, dann rote und im reifen Zustand blauschwarze Färbung aufweisen. Durch die lange Blütezeit sieht man häufig Blüten und Beeren in unterschiedlichen Reifezuständen an demselben Ast.